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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 23.09.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 79 von 94

 

europäischer Ebene gefährliche Bestrebungen, sei es bei der Dienstleistungsrichtlinie oder bei Vorarbeiten für Freihandelsverträge, erkennbar. Das Wasser als Grundvoraussetzung jeglichen Lebens kann und darf nicht den Gesetzen des freien Marktes unterworfen werden. Der Kommerzialisierung des Trinkwassers ist überall stets und konsequent entgegenzutreten. Unverständlich genug, dass österreichische Abgeordnete im Europäischen Parlament bei diesem elementaren Thema zu den Interessen und der überwiegenden Mehrheitsmeinung der Wiener Bevölkerung eine diametrale Haltung einnehmen, sei es von einer Partei, die seit 1945, so wie die Sozialdemokratie, durchgehend dem Wiener Gemeinderat angehört, sei es auch von einer neuen rosa Truppe, die sich schon vor der Wien-Wahl so präsentiert und aufführt, als hätte sie bereits die Legitimierung der Wienerinnen und Wiener für penetrante Besserwisserei und gelegentlich auch diffamierende Attacken. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich komme langsam zum Ende meiner Ausführungen, und es ist Zeit, mehrfach Danke zu sagen.

 

Ich bin einem unbeeinflussbaren Schicksal dankbar, dass ich als Meidlinger Arbeiterkind, auf 23 m² mit meinen Eltern aufgewachsen, nicht zuletzt dank der bildungspolitischen Fortschritte der Ära Kreisky/Sinowatz einen Weg nehmen konnte, der meine berufliche und politische Verwirklichung zuließ.

 

Ich danke den Meidlinger und den Wiener Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, dass sie mich inklusive der Bezirksvertretungswahl 1978 acht Mal um das Vertrauen der Bevölkerung des 12. Bezirkes werben ließen.

 

Ich bin dankbar für die zeitliche Fügung, die es mir ermöglichte, zwei der prägendsten Bürgermeister Österreichs, die prägendsten Bürgermeister der Zweiten Republik in unserer Stadt, Prof Dr Helmut Zilk und Dr Michael Häupl, mit meinen Beiträgen als Stadtparlamentarier unterstützen zu können.

 

Ich danke dem SPÖ-Klub im Rathaus für das permanente Wir-Gefühl, aber auch den anderen Parteien dafür, dass grosso modo und allermeist faire und sachliche Zusammenarbeit möglich war.

 

Meine Klubvorsitzenden der letzten 15 Jahre haben mich auserkoren, dass ich zu der Partei, mit der mich die größte ideologische Distanz verbindet, bei der Sitzordnung die maximale räumliche Nähe einzunehmen hatte (Heiterkeit.), quasi der rote Heinz im blauen Viertel. Ob dies als Anerkennung, Bewährungsprobe, Härtetest oder Strafkolonie zu werten war, wagte ich nicht zu hinterfragen. Fest steht, ich fühlte mich nie wie der Titelheld in Astrid Lindgrens Jugendbuch „Kalle Blomquist lebt gefährlich“, wenngleich mir manchmal die kleine Erschwerniszulage wegen akustischer Quälereien zugestanden wäre. (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und ÖVP.)

 

Die Milde eines Ausscheidenden gebietet mir, nicht nur natürlich die Freundinnen und Freunde der Sozialdemokratie als Sitznachbarn positiv zu erwähnen, sondern auch die pflegliche Sitznachbarschaft mit Mag Unterreiner, dem allzu früh verstorbenen Jahrgangskollegen Johann Römer und grosso modo alles im allem, mit sehr viel Nachsicht abgewogen, auch mit David Lasar fürs Protokoll zu erwähnen.(Lebhafte Heiterkeit.)

 

Obwohl ich mich mit Zwischenrufen nicht als der Defensivste dieses Hauses erwiesen habe, bekam ich in diesen 31 Jahren einen einzigen Ordnungsruf. Der war für das Wort Lüge aus der Bank heraus, daher korrekt, angemessen, obligatorisch und berechtigt. Sollte ich dennoch in der Hitze der Debatten und des Ringens um bessere Lösungen irgendwann jemandem zu nahe getreten sein, täte mir das echt sehr leid. Ich stehe nicht an, hier und jetzt auch mein Bedauern dafür auszudrücken.

 

Ein Allerletztes, meine Damen und Herren. Sie alle kennen unweit dieses Sitzungssaales im wunderschönen Stadtsenatssitzungsaal diesen prächtigen Kamin. Er trägt nicht nur ein überdimensionales Wappen unserer Stadt, er hat auch einen Sinnspruch, den wir alle bei Ehrungen, die Damen und Herren Zuseher, im Internet, bei Rathausbesuchen, bei Führungen wie zuletzt beim Tag der offenen Tür sicherlich registriert haben. Weil nachträglich eingebaut, ist dieser Kamin nie zum Heizkörper geworden, aber er trägt eine Sinnschrift, er trägt einen Hinweis, eine Aufforderung für alle Ratsherren seit 1885 bis heute: „Sabientia aedificabitur, prudentia gubernabitur domus.“ – „Durch Weisheit wurde dieses Haus errichtet, durch Klugheit wird es regiert.“ Möge auch der 11. Oktober für diesen Anspruch der Wiener Politik keinen Unterbruch bedeuten.

 

Daher meine abschließende Bitte: Geben Sie, geben wir alle gemeinsam auf dieses wunderbare, unser weltweit beneidetes und vielfach prämiertes Wien bestmöglich acht! Halten wir es, unbeschadet aller internationalen Turbulenzen und kriegerischen Irrsinns, so lebenswert und so unverwechselbar wie bisher!

 

Ihnen allen, meine Damen und Herren der Wiener Kommunalpolitik, wünsche ich persönliches Wohlergehen, beste Zukunft und eine gute Zukunft für die Bundeshauptstadt der Republik Österreich und all ihrer Menschen. Ich sage herzlichsten Dank für drei Jahrzehnte Kooperation und auch für Ihre geneigte Aufmerksamkeit und Ihren Applaus heute in meiner letzten Sitzung in diesem erlauchten Gremium. Alles Schöne! Glück auf für die Zukunft! Es war wunderbar, bei Ihnen zu sein. (Langanhaltender allgemeiner Beifall, wobei sich die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte von ihren Sitzen erheben. – GR Dipl-Ing Rudi Schicker begibt sich zu dem sichtlich gerührten GR Heinz Hufnagl, überreicht ihm einen Blumenstrauß und umarmt ihn.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Lieber Heinz! Meidlinger Leuchtturm im Wiener Gemeinderat! Deine Rede hat eigentlich schon fast alles beinhaltet, was dir wichtig ist. Ich möchte noch zwei, drei Punkte ergänzen.

 

Das Erste ist, dass du in 5 Tagen genau 31 Jahre hier im Haus bist, denn du bist am 28. September 1984 angelobt worden. Du hast ja zu Beginn deiner Rede darauf Bezug genommen. Das heißt, du wirst die 31 Jahre locker schaffen und noch ein paar Monate dazu. Du warst für eine Legislaturperiode auch Dritter Präsi

 

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