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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 25.09.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 40 von 88

 

Gudenus hat gesagt, dass es in machen Klassen 95 Prozent Zuwandererkinder gibt. Er hat gesagt: „Ich sage das wertfrei.“ – Ich persönlich frage mich, warum Sie unbedingt unterstreichen müssen, dass 95 Prozent der Kinder in einer Schule Zuwanderer sind, obwohl diese Kinder in Wien geboren sind, obwohl deren Eltern schon längst in Wien aufhältig sind und obwohl viele von ihnen die österreichische Staatsbürgerschaft haben! Warum haben Sie es notwendig, die Zuschreibung vorzunehmen, dass es 95 Prozent Einwandererkinder sind? (GR Mag Wolfgang Jung: Weil das zeigt, dass dort die Sprachkenntnisse geringer sind!)

 

Nein. Schauen Sie: Vielleicht haben wir da ein Nahdistanzproblem. In meinen Augen sind die Kinder, die in Wien geboren sind, unabhängig von ihrer Haarfarbe, Hautfarbe oder Augenfarbe Wiener Kinder und österreichische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Wenn Sie aber diese Meinung immer wieder in der Gesellschaft suggerieren, dann suggerieren Sie gleichzeitig den lehrenden Personen: Du gehst in eine Klasse hinein, und dort sind nicht unsere Kinder, sondern Zuwandererkinder.

 

Ich glaube, dass wir diese Rhetorik überwinden müssen, weil diese Zuschreibung einfach nicht stimmt! Diese Kinder sind nämlich Wiener Kinder, also in Wien geborene Kinder. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Dann hören Sie auf, zu sagen, dass das Zuwandererkinder sind! Das sind Wiener Kinder! (Weiterer Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Schauen Sie, Herr Jung, Sie kennen sich theoretisch mit Migrationspolitik nicht aus, Sie kennen nur Ausländerfeindlichkeit! (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist nicht mehr ernst zu nehmen, was Sie da bringen!) Hören Sie auf, dazwischenzureden!

 

Ich gehe davon aus, dass wir unsere Lehrer und Lehrerinnen, Pädagogen und Pädagoginnen dahin gehend ausbilden müssen – und ich gehe auch davon aus, dass der Großteil der LehrerInnen diese Meinung teilen –, dass die Kinder in den Klassen einfach ganz normale Wiener Kinder sind, die vielleicht zusätzliche Probleme haben, die aber auch zusätzliche Vorteile haben. Sie machen den Fehler, dass Sie nur die Nachteile sehen. (GR Mag Wolfgang Jung: Diese Kinder brauchen aber mehr Förderung!)

 

Es ist von Vorteil, wenn ein Kind in mehrere Sprachen eingebettet ist, das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Wenn wir das Kind nicht nur auf das Erlernen der deutschen Sprache reduzieren, dann bedeutet das, dass wir auch die anderen Fähigkeiten des Kindes mitnehmen. Darauf sollten wir unser Bildungssystem aufbauen. Und ich meine, dass Rot-Grün bei der Erweiterung der interkulturellen Kompetenz und bei der entsprechenden pädagogischen Ausbildung der Lehrer und Lehrerinnen bereits weit fortgeschritten ist und wir weitere Schritte setzen werden.

 

Aber der Schlüssel, um erfolgreiche Kinder sozusagen herauszuholen, liegt in der sozialen Politik. Wir müssen den armen Kindern – und die MigrantInnen sind oft von der Armut betroffen –, helfen, dass sie gleiche Voraussetzungen vorfinden und eine Chancengleichheit in unserem Bildungssystem haben. Und dazu ist der Schlüssel die Gesamtschule.

 

Kommen wir zum Herrn Maximilian Krauss: Die Freiheitliche Partei hat das Nominierungsrecht für den Vizepräsidenten des Stadtschulrates. – Schauen Sie: Grundsätzlich bin ich dagegen, dass man immer überall einen Vorsitzenden, einen Vize und noch einen Vize und noch einen Vize hat. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Das ist Gesetz!)

 

Ich bin dagegen! Mir wäre es lieber, wir schaffen diese Vize-Posten ab, denn das ist noch dazu ein Posten, wo einer fürs Nichtstun über 4 000 EUR kassieren soll, und der kommt noch dazu von der Freiheitlichen Partei! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung. – GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Das ist gesetzliche Lage!) Er soll fürs Nichtstun 4 000 EUR verdienen, obwohl doch die Freiheitliche Partei immer wieder angeprangert hat, dass es Funktionäre gibt, die für Nichtstun Gelder kassieren. Und gerade die Freiheitliche Partei beharrt jetzt auf dem Posten eines Menschen, der dafür 4 000 EUR bekommen soll. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Ich erinnere an das Beispiel Van der Bellen! – GRin Uta Meyer: Wer schafft denn die Posten?)

 

Ich gratuliere! Ich gratuliere dem Herrn Bürgermeister, dass er diesen Vorschlag nicht angenommen hat. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Sie gratulieren zum Rechtsbruch?!) Über den Rechtsstaat können wir reden. Wir wollen, dass der Bund die Gesetzeslage ändert, damit das aufgehoben wird. (Lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf die Kollegen bitten, dem Redner zuzuhören! Es kann sich jeder zu Wort melden.

 

GR Senol Akkilic (fortsetzend): Die Freiheitliche Partei schlägt einen schlagenden Burschenschafter vor, der in seiner Wortwahl … (Zwischenruf von GR Mag Johann Gudenus, MAIS.) Herr Gudenus! Sie haben offenbar von Herrn Putin gelernt, was autoritär sein bedeutet! Lassen Sie mich ausreden! Hören Sie jetzt auf! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.)  

 

Herr Krauss ist in seiner Wortwahl nicht der Mensch, der den Kindern und Jugendlichen ein Beispiel sein kann. Wenn jemand in seinen Aussagen die Kinder und Jugendlichen in Wien attackiert, weil sie türkische Vorfahren haben, und die Türken und Türkinnen in Wien und in Österreich denunziert, indem er den Bürgermeister attackiert und vom „Türken-Bürgermeister“ spricht, dann sind das versteckte Türken-Feindlichkeiten. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Ist das eine Attacke?) Das ist mehr als eine Attacke, Herr Gudenus! Herr Maximilian Krauss ist rassistisch unterwegs, und daher freue ich mich, dass der Bürgermeister ihn abgelehnt hat. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Ich stelle fest: Akkilic sagt, dass „Türke“ ein Schimpfwort ist!)

 

Wir unterstützen den Bürgermeister in diesen Belangen, und wir hoffen, dass auf Bundesebene eine gesetzliche Regelung getroffen wird, dass dieser Vize-Posten verschwindet. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Ich weiß, dass Ihnen das, was ich da sage, nicht gefällt, Herr Jung. Ich erwarte mir ja keinen Applaus von Ihnen!

 

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