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Gemeinderat, 54. Sitzung vom 23.06.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 91 von 105

 

zu bekämpfen, dann stehe ich dazu und bin sogar stolz darauf. (GR Mag Dietbert Kowarik, in Richtung GRÜNE und SPÖ: Applaus! Was ist? – Die schlafen!)

 

Deswegen bin ich sehr froh, dass wir dieses neue Projekt geschaffen haben. Wir haben auch ein anderes Projekt neu gegründet, nämlich „kültür gemma!“, wo wir auch junge Migranten und Migrantinnen, die künstlerisches Potenzial haben, die Talente haben, fördern, wo wir Menschen, die unterprivilegiert sind, unterprivilegierten sozialen Status haben, dabei fördern, dass sie ihrer künstlerischen Arbeit nachgehen können und sich in der Gesellschaft und auch im Kulturbetrieb etablieren können.

 

Dieses Projekt wird jetzt auch ausgebaut. Es wird nicht nur, wie im vergangenen Jahr, Stipendien geben für junge Leute, sondern es wird auch Internships geben, wo man diese jungen Leute auch an bestehende Kulturinstitutionen heranführt und sie einlädt, dort ihren Beitrag zu leisten und natürlich auch im Umgang mit bestehenden Kulturinstitutionen zu lernen, groß zu werden, zu wachsen und sich möglicherweise auch durch Professionalisierung und all diese Dinge die ökonomische Basis zu schaffen. Und ich glaube, dass das zu einem großen Teil Leute sein werden, von denen wir hoffen, dass wir in fünf, in zehn Jahren sagen können: Aha, diese Person, die jetzt wirklich sichtbar ist im Wiener Kulturleben, die hat damit begonnen, dass sie mit „kültür gemma!“ groß werden konnte.

 

Ein anderer Bereich, der uns wichtig ist, ist - auch das sehr ideologisch - der ganze Bereich des kritischen Umgangs mit der eigenen Vergangenheit. Ich freue mich sehr, dass wir es auf den Weg gebracht haben, dass wahrscheinlich heuer noch das Deserteursmahnmal eröffnet werden kann. Das war ein langer Prozess, es war ein schwieriger Prozess, und wir sind sehr, sehr stolz darauf, dass das an so einem prominenten Ort wie dem Ballhausplatz eröffnet werden wird. Dafür haben wir lange genug gekämpft, und ich freue mich sehr, dass das nun Wirklichkeit wird und dass wir das angreifen, anschauen und uns Gedanken machen können über unsere eigene Vergangenheit.

 

Ich freue mich natürlich auch sehr, dass es gelungen ist, den 8. Mai, den Tag der Befreiung Österreichs von der Nazi-Herrschaft entsprechend zu würdigen und den Heldenplatz nicht mehr zu einem Aufmarschplatz für vergangenheitsorientierte, für in der Vergangenheit gefangene rechte Burschenschaften zu machen, sondern hier ein Fest der Freude gemeinsam mit den Wiener Symphonikern zu machen, denen ich an dieser Stelle herzlich dafür danke. (GR Mag Dietbert Kowarik: ... Demonstrationsfreiheit ... Was Freiheit ist, bestimmen die GRÜNEN!)

 

Ein anderer Bereich, den ich jetzt als Letztes noch erwähnen möchte, ist das große Thema des Wien Museums. Auch da freut es mich sehr, dass es durch einen intensiven Diskussionsprozess, zu dem auch die KultursprecherInnen der Oppositionsparteien eingeladen waren und sich daran beteiligen konnten, zu denen wir viele Experten und Expertinnen einladen konnten, gelungen ist, sich jetzt einmal auf den Standort festzulegen, dass es dem Wien Museum gelungen ist, schon einmal die Mittel für das längst überfällige Depot in die Hand zu nehmen, und dass es gelungen ist, mit der Standortentscheidung auch eine inhaltliche Entscheidung zu treffen, nämlich die, dass das kein exklusives Wien Museum nur für eine kulturinteressierte Elite sein soll, sondern dass es ein Haus, ein Wien Museum sein soll, mit dem sich alle Wiener und Wienerinnen, unabhängig von ihrer Herkunft, unabhängig von ihrem sozialen Status, identifizieren können. Das ist unsere Hoffnung, die wir damit verbinden. Dazu wird es natürlich mehr brauchen, aber eben auch eine Standortentscheidung. Aber das soll es sein: Das Wien Museum soll nicht nur etwas sein, wo man ein Mal im Jahr hingeht und sich eine tolle Ausstellung anschaut, sondern ein Lebensraum, ein Identifikationsort für Wiener und Wienerinnen, egal, welcher Herkunft sie sind.

 

Deswegen glaube ich, dass wir hier trotz einer Budgetlage, die nicht einfach ist, auf einem sehr guten Weg sind, und bitte Sie herzlich um Ihre Zustimmung zu diesem Rechnungsabschluss. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Die selbstgewählte Redezeit ist 20 Minuten. – Bitte.

 

19.20.01

GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Ich möchte zuerst kurz auf meine beiden Vorredner eingehen. Also in Grundzügen kann ich mich der Rede von Isabella Leeb anschließen, ich möchte aber sagen, nicht hinsichtlich des Satzes, in dem sie den Stalinismus angesprochen hat – nicht, dass du jetzt auf die Idee kommst, mir auf Grund dieses einen Satzes auch einen Ordnungsruf zu erteilen.

 

Zum Kollegen Werner-Lobo: Wenn du gesagt hast, das mit der Zensur, so gibt es da schon Beispiele - ich sage nur: „Die Hinichen“ und so. Das steht irgendwie noch im Raum.

 

Dann ein lustiges Beispiel, wie GRÜNE in der Kulturpolitik Praxis und Theorie auseinanderhalten: Es gibt einen Künstler, der nennt sich „unbekannter künstler“. Der hatte zum Beispiel auf dem Schwarzenbergplatz so ein Afferl aufgestellt. Oder: Vor der Secession unter den Löwen des Marc Anton – wo praktisch der Löwe, der König der Tiere, im Zaum ist für Marc Anton - hat er drinnen kleine Löwenbabys so hineingeklebt, dass sie zusammenkleben, dass sie nirgends etwas beschädigen, dass man sie aber nicht herausnehmen kann. Das musste auch entfernt werden, obwohl es in den Tageszeitungen Gegenstand eines Quiz war. Am Zentralfriedhof hat er auch ein Grabdenkmal für Bugs Bunny aufgestellt - das steht, glaube ich, als Einziges noch immer dort.

 

Und dieser Künstler hat auch zwei Denkmäler am Augustinplatz im 7. Bezirk hingestellt: so ein Hasenkonglomerat auf einem Sockel und einen Fuchs auf einem anderen Sockel. Und da sieht man dann Theorie und Praxis: In der kulturliberalen Praxis der GRÜNEN musste das natürlich entfernt werden. Das wurde dann beim Naturhistorischen Museum in dieses Eck zur Zweierlinie

 

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