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Gemeinderat, 45. Sitzung vom 19.11.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 68 von 73

 

anteil und damit eine sehr, sehr grüne Stadt und in dieser Hinsicht übrigens auch etwas Besonderes, um das uns andere europäische Städte durchaus beneiden.

 

Ich glaube, dass die Attraktivität unserer Stadt und die Tatsache, dass wir in so vielen Bereichen eine besondere Position einnehmen, wenn man uns mit anderen Städten vergleicht, auch ein zentraler Grund ist, warum sich so viele Menschen jahrein jahraus dafür entscheiden, sich in Wien niederzulassen und den Rest ihres Lebens oder zumindest eine Zeit ihres Lebens in Wien zu verbringen.

 

Ich denke, dass die Zahlen des vergangenen Jahrzehnts eine eindeutige Sprache sprechen. Im vergangenen Jahrzehnt sind es 200 000 Menschen mehr, die beschlossen haben, Wienerinnen und Wiener zu werden. Und wenn wir uns anschauen, woher diese Menschen kommen, dann stellen wir fest: Etwa 15 Prozent von ihnen kommen aus anderen Bundesländern, 50 Prozent von ihnen kommen aus dem Raum der Europäischen Union mit Deutschland an erster Stelle, und dann etwa ein schwaches Drittel aus anderen europäischen Ländern außerhalb der Union beziehungsweise auch von außerhalb Europas.

 

Eines lässt sich heute schon sagen: Dieser Trend scheint ungebrochen zu sein. Mir liegen die aktuellsten Zahlen vor. Zwischen Oktober 2012 und Oktober 2013 war es schon wieder oder waren es in dem Fall schon wieder 30 000 Menschen, die nach Wien in nur innerhalb eines Jahres gezogen sind. Warum ich das alles hier erwähne, ist, weil ich glaube, dass die Stadtplanung im kommenden Jahrzehnt einfach vor einer der größten Herausforderungen steht, von denen ich mir nicht sicher bin, ob jede und jeder von uns hier im Haus an dieser Stelle schon begreift, was eigentlich alles auf uns zukommt und was wir in den nächsten Jahren hier alles zu bewältigen haben werden und das noch dazu vor dem Hintergrund von Sparbudgets. Denn eines ist klar, es ist natürlich sehr schön, wenn man sich hier herstellt und sich alles Mögliche wünscht: Vier, fünf, sechs, sieben U-Bahn-Linien bis sonst wohin. Aber vor dem Hintergrund dessen, dass wir alle wissen, dass wir Sparbudgets zu bewältigen haben werden, vor dem Hintergrund dessen, dass wir wissen, dass auch der Bund Sparbudgets zu bewältigen haben wird, vor dem Hintergrund dessen, dass wir alle wissen, dass der Ausbau der U-Bahn Milliarden Investitionen erfordert, meine ich, dass es sinnvoller wäre, hier kein „Wünsch Dir was“-Programm zu veranstalten, sondern vielmehr darüber zu reden: Was ist wirklich leistbar im Rahmen dessen, was sich die Stadt auch tatsächlich leisten kann? Was ist wirklich leistbar auf vernünftige Art und Weise im Rahmen des Budgets, das wir hier zu bestreiten haben werden? Und was ist es, was wir alle leisten können, um dieses Wachstum, wie gesagt, bestmöglich bewältigen zu können?

 

Ich kann an dieser Stelle sagen, man kann zu Recht davon sprechen, dass wir derzeit eine zweite Gründerzeit erleben. In wenigen Jahren ab jetzt wird Wien wieder die Zwei-Millionen-Grenze erreichen. Zuletzt war das im Jahr 1918, als man sich in einer ähnlichen Situation mit einem sehr, sehr starken Bevölkerungsanstieg befunden hat. Ein Unterschied ist meines Erachtens sehr zentral, vergleicht man die heutige Zeit mit dem Ende etwa des 19. Jahrhunderts und den Beginn des 20. Jahrhunderts: Damals ist nämlich die Zahl der Obdachlosen explodiert. Damals hat es Bettgeher gegeben. Heute sind wir eine Stadt, die imstande und willens ist, Tausenden von Menschen, die zuziehen, wie auch künftigen Generationen, das heißt, unseren eigenen Kindern und Enkelkindern, leistbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen und das noch dazu in hoher Qualität. Das gute Leben in leistbarer Art und Weise in einer der schönsten Städte weltweit sicherzustellen, das ist die Aufgabe. Die Grundlage dafür ist eigentlich die ureigenste Aufgabe der Stadtentwicklung und darauf will ich mich in den wenigen Minuten, die mir noch zur Verfügung stehen, konzentrieren.

 

Klar ist, dass uns die Erfahrung vergangener Jahre gezeigt hat, dass Quantität - und ja, wir sprechen von einer hohen Quantität, die wir hier entwickeln müssen, wenn wir daran denken, wie viele neue Wohneinheiten es braucht, um etwa 30 000 Menschen in einem Jahr in einer wachsenden Stadt unterzubringen - sehr gut verbindbar ist und muss auch mit Qualität verbunden werden. Und ohne mich hier sozusagen allzu sehr vertiefen zu können und zu wollen, weil die Zeit dafür sehr knapp ist: Worum es uns hier geht und in den nächsten Jahren gehen muss, ist, die Stadt dort zu entwickeln, wo wir bereits über hochwertige Infrastruktur verfügen. Das heißt, es ist kein Zufall, dass wir hier bemüht sind, etwa die Stadt entlang von U-Bahn-Achsen weiterzuentwickeln. Weil das Thema U-Bahn-Ausbau gekommen ist, will ich in Erinnerung rufen, dass wir gerade eben die Verlängerung der U2 eröffnet haben. Entlang der U2 gibt es eine Vielzahl von hochwertigen Entwicklungsgebieten, die es hier gilt zu nutzen. Dass gerade die U1 bis nach Oberlaa verlängert wird und es auch hier Potenziale gibt, die es gilt, in den nächsten Jahren zu nutzen. Und dass es daher auch für das nächste Jahrzehnt gilt, das Wachstum der Stadt mit dem zu bewältigen, was wir haben. Und wir haben zwei U-Bahn-Verlängerungsprojekte, die uns hier, wie gesagt, durchaus die Möglichkeit bieten, neue Gebiete, neue Stadtgebiete in unmittelbarer U-Bahn-Nähe entstehen zu lassen, und das heißt hier auch mit dem hochwertigsten, wie gesagt, Öffi-Anschluss, den es in einer Stadt überhaupt gibt.

 

Zudem ist es uns sehr wichtig, hier die Zentrenentwicklung, die Grätzelentwicklung sowohl in Altbaugebieten als auch in neuen Stadtentwicklungsgebieten zu forcieren. Daher erkennen wir, dass eine bestimmte Dichte, das heißt, eine bestimmte Quantität auch die Grundvoraussetzung für Qualität ist, denn wenn ich eine Stadt der kurzen Wege erreichen will, in der der Kindergarten, die Schule, die gesundheitliche Versorgung, der Supermarkt, was auch immer man im Alltag eigentlich braucht, fußläufig erreichbar sind, dann liegt es auf der Hand, dass das alles am besten organisierbar und leistbar ist, wenn in einem neuen Stadtentwicklungsgebiet die erforderliche Anzahl an Wohnungen vorhanden ist. Sonst wird hier auch diese teure und durchaus auch organisatorisch aufwändige Infrastruktur, die wir hier

 

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