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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 51 von 115

 

bleiben, dass das Budget gleich bleibt, bedeutet real eine Kürzung. Hier herrscht also wirklich Ärger, weil man der Grundlagenforschung, auch dem FWF, auch der Boltzmann Gesellschaft letzten Endes Geld wegnimmt, weil gleich bleiben, wie gesagt, im Prinzip einer Kürzung gleichkommt. Das gleich Bleiben bedeutet eben real immer eine Kürzung.

 

Interessant und Detail am Rande ist, dass eines dieser Institute, und da bin ich eigentlich fast bei unserem Hauptfrauenthema, auch das Kreisky-Archiv betrifft. Was ist dieses Kreisky-Archiv? Das Kreisky-Archiv sichert und erfasst einerseits Quellen zur Tätigkeit des ehemaligen SPÖ-Bundeskanzlers und wickelt andererseits Projekte ab, wie zum Beispiel die Ausstellung zum 100. Jubiläum des Internationalen Frauentages am Wiener Völkerkundemuseum in diesem Jahr. Die einzige Stellungnahme eines Politikers stammt bisher vom FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Er sagt: „Bundeskanzler Bruno Kreisky wird hier mit Füßen getreten. Dem Archiv, das mit rund 1,8 Millionen Seiten wohl zu einer der wichtigsten Institutionen der Vor- und Nachkriegszeit gehört, wird die wirtschaftliche Basis entzogen."

 

Nun gibt es noch einen Fonds, der die Gemeinde Wien stärker trifft als die ganze Akademie, nämlich den Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die Österreichische Akademie der Wissenschaften. Dieser Jubiläumsfonds der Stadt Wien wurde 1997 aus Anlass des 150-jährigen Bestehens der wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtung in Österreich zur Förderung von Forschung in allen wissenschaftlichen Disziplinen eingerichtet. Mit der Gründung dieses Fonds würdigte die Stadt Wien die großen Leistungen und das für Österreich und die internationale Forschungsgemeinschaft wichtige Wirken der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ich selbst habe zwei Mal in meiner wissenschaftlichen Karriere so einen Wissenschaftsfonds bekommen. Damals habe ich auch Grundlagenforschung betrieben. Die Projektfinanzierungen sind aber in Relation - ich meine, das ist jetzt bei mir schon 15 Jahre her - nicht wirklich angestiegen. Es werden tatsächlich maximal zwei Forschungsprojekte mit jeweils 80 000 EUR gefördert.

 

Aber zum Thema Akademie und Grundlagenforschung ist zu sagen, dass zum Beispiel die Förderungsschwerpunkte 2010 Migration, kulturelle Diversität, Mehrfachidentität und Integration waren. Selbstverständlich sind das auch Forschungsschwerpunkte, aber im Prinzip ist hier die Grundlagenforschung im naturwissenschaftlichen Sinn nicht vorhanden.

 

Nun muss man wissen, wenn man Wissenschaft betreibt, dass sich die Investition in die Wissenschaft immer wieder auch in der Qualität widerspiegelt. Im internationalen Vergleich sind die österreichischen Wissenschaftler sehr gut, aber letzten Endes ist die Publikationstechnik korrelierend mit dem Investierten. Nun hat der österreichische Wissenschaftler kaum Möglichkeiten, an Sponsoring heranzukommen. Es gibt also letzten Endes nur ein paar größere Fonds, Nationalbankfonds, Jubiläumsfonds der Stadt Wien und FWF-Fonds und dann EU-Projekte, die sehr schwierig, sehr langfristig sind, wo man drei Sekretärinnen drei Jahre lang beschäftigen muss, um überhaupt eine Chance zu haben, in die engere Wahl zu kommen. Es ist sehr schwierig. Wir haben EU-Projekte mit großem Aufwand erkämpft.

 

Man sieht also hier auch sehr schön, bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften - ich kann das kurz zeigen (Der Redner zeigt eine Graphik.) -, das ist immer ansteigend. Das geht leider nur bis ins Jahr 2009. Die Budgetentwicklung ging bis zu 87 Millionen EUR. Die Personalentwicklung, die auch volkswirtschaftlich wichtig ist, ist auch angestiegen. Man sieht aber vor allem auch die Publikationstätigkeit, die sehr stark ist. Zum Beispiel haben hier die Philosophen brav publiziert, aber auch die Mathematiker. Es geht immer höher hinauf.

 

Aber auch die internationalen Beziehungen korrelieren leider Gottes mit dem Geld, denn wenn man kein Geld hat, kann man nicht reisen. Man muss sich nämlich ein Ticket kaufen. Als Arzt oder auch als anderer Wissenschaftler ist es heutzutage sehr schwierig, auf Kongresse, auf internationale Konferenzen fahren zu können. Das Sponsoring gibt es in diesem Sinne nicht mehr, außer dass man sich eben an Fonds wendet, die aber zum Teil Einschränkungen haben. Man kann keine Flugreise auf Fondskosten machen, wie das immer gesagt wird. Das funktioniert nicht.

 

Nun gibt es halt diese Finanzierungsvolumina, die eingeschmolzen sind. Die ganzen außeruniversitären Instrumente werden auf Eis gelegt, was schade ist. Denn ich glaube, gerade hier wäre der Ansatz, dass man zu Sponsoren kommt. Es ist viel schwieriger für einen öffentlichen Träger, wie zum Beispiel der Gemeinde Wien, aber auch dem Bund, an Drittmittelgelder heranzukommen. Die außeruniversitären Einrichtungen, die zum Teil so wie die Österreichische Akademie der Wissenschaften durch Stiftungen und private Sponsoren gefördert werden, tun sich da viel leichter. Diese Chance zu vertun und sie sozusagen nicht zu fördern, dass sie international agieren, dass man ihnen keine Möglichkeiten gibt, dass man ihnen Personal entzieht, das ist von unserer Seite her strikt abzulehnen! Überall auf der Welt, sogar in der benachbarten Schweiz, investiert man in die Wissenschaft aus vielen Gründen, nicht nur um unser Wissen willen, sondern es geht auch um internationale Beziehungen, es geht um Image und auch um Wirtschaftlichkeit.

 

Denn internationale Ratingagenturen gehen selbstverständlich auch danach, wie viel in die Wissenschaft, und zwar nicht nur in die universitäre, sondern auch in die außeruniversitäre Wissenschaft investiert wird. Da ist, finde ich, diese Förderung von 115 000 EUR zwar vielleicht Zeichen eines guten Willens, aber letzen Endes nicht zielführend. Ich glaube, hier müsste man sich mehr dazu überlegen, wie man hier zum Beispiel private Sponsoren wirbt, wenn man ihnen vielleicht besonders gute Bedingungen oder besondere Privilegien in anderen Bereichen gibt, von Gebäudebenützungen bis zur Untervermietung. Also hier sind sehr viele Möglichkeiten offen. Hier müsste man, und da muss ich der Akademie wirklich ein gutes Zeugnis ausstellen, sich diese fast als Beispiel nehmen, die wirklich versucht, alles auszu

 

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