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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 115

 

Punkt, der in der Diskussion über die Hochschul-, Wissenschafts- und Universitätspolitik der letzten Jahre geflissentlich übersehen wird, ist, dass die Motivation und das Miteinander der Universitäten in den letzten Jahren sukzessiv ausgehöhlt wurden, und zwar nicht zuletzt dadurch, dass die wichtige Frage der Mitbestimmung und des Miteinander an den Universitäten durch die verschiedenen Universitätsorganisationsgesetze der letzten Jahre abgeschafft oder zumindest ausgehöhlt wurde.

 

Ich bin daher zutiefst der Überzeugung, dass es einerseits natürlich immer wieder ums Geld geht, dass es aber auch um die Frage der gemeinsamen Gestaltung der zukünftigen Organisation der Universitäten geht, und das kann man nicht gegen die Studierenden und auch nicht gegen den Mittelbau machen, sondern das muss man miteinander machen. Wenn sich heute in der Öffentlichkeit zunehmend die Rektoren und Rektorinnen beziehungsweise die Rektorin äußern, der Mittelbau mittlerweile gar keine Möglichkeit hat, sich in der Öffentlichkeit zu äußern, und die Studierenden das über ihre Hochschülerschaftsvertretung tun, aber nicht mehr wirklich in die Entwicklung der Universitäten eingebunden sind, dann ist das zum Beispiel ein Thema, das man wieder verstärkt in die Öffentlichkeit bringen muss, und dafür braucht man nach meiner Überzeugung Persönlichkeiten, die den universitären Alltag gut kennen, und eine solche Persönlichkeit ist Prof Van der Bellen absolut.

 

Ich bin also der Meinung, dass es sich hiebei nicht um ein „stranded investment“ beziehungsweise um verlorene Investitionen handelt, sondern dass die Stadt auf diese Weise zusätzliches Geld zur Verfügung stellt, um auch Hilfestellungen ideeller Natur, was den Zukunftsbereich betrifft, zu geben, und ich glaube, dass das gut investiertes Geld ist.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GR Mag Wurzer gestellt.

 

9.47.51

GRin Mag Martina Wurzer (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Herr Stadtrat!

 

Sie haben bereits einiges skizziert. Trotzdem stelle ich noch einmal die Frage, wie Sie derzeit die Situation der außeruniversitären Forschung in Wien konkret sehen und beurteilen. – Danke.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich halte das für eine ganz wichtige Frage, sehr geehrte Frau Gemeinderätin, da es nach einem kurzen Aufwallen der öffentlichen Diskussion noch im Herbst des vergangenen Jahres verdächtig still um die Situation der außeruniversitären Institute geworden ist. Wenn wir wissen, dass wir in Wien eine Scientific Community – das sind Menschen, die im Wissenschaftsbereich arbeiten – von bis zu 50 000 Personen haben, dann wissen wir, worüber wir hier sprechen.

 

Außeruniversitäre Institute haben ihre eigene Entstehungsgeschichte. Es hat einen Grund, warum gewisse Forschungs- und Wissenschaftsbereiche nicht innerhalb der Universitäten organisiert sind. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Exilforschung und andere große Bereiche der so genannten Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, die innerhalb des großen Universitätsbetriebes vielleicht nicht so gut zum Zuge kommen. Darunter sind auch Institute, die wir erfinden müssten, wenn wir sie nicht hätten. Diese laden etwa internationale Forscherinnen und Forscher nach Wien ein, um hier für einen bestimmten Zeitraum zu arbeiten, oftmals nur für ein Projekt, oftmals aber für ein ganzes Jahr. Diese machen Wien zu einer Drehscheibe des internationalen Austausches von Forschung und von geistigen Entwicklungen, und oftmals garantieren gerade die Kleinheit, aber auch die Flexibilität dieser Institute, dass sie relativ rasch auch auf entsprechende neue Entwicklungen reagieren können.

 

Es gibt diese außeruniversitären Institute in der Stadt. Die Stadt hat über die Jahre mehrere Millionen in diese Institute investiert, und sie haben ihren Platz und ihre sehr divergierende Aufgabenstellung. Das reicht vom Institut für die Wissenschaften vom Menschen bis zur Friedrich Kiesler-Stiftung. Es gibt eine ganze Bandbreite an verschiedensten Dingen.

 

Gerade in einer Zeit, in der es wichtig ist, einerseits die Life Sciences, aber vor allem auch die naturwissenschaftlichen Bereiche zu unterstützen, die ökonomisch interessant sind, geht es auch darum, die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zu unterstützen. Diese mit einem Federstrich zu kappen und gewissermaßen abzudrehen, ist natürlich eine Katastrophe für die Forschungen, die dort betrieben werden, es ist eine Katastrophe für die dortigen Bediensten, aber es ist natürlich auch ein ganz schlechtes Zeichen für den Wissenschaftsstandort Wien.

 

Wir sind auf unterschiedlichen politischen Ebenen dabei zu versuchen, die einzelnen Institute zu halten. Es ist natürlich nicht möglich, dass die Stadt Wien sozusagen eins zu eins einspringt und die Finanzierung übernimmt, jedenfalls ist es aber eine sehr mühselige, kleinteilige Arbeit, die einzelnen Institute in ihrem Bemühen, weitermachen zu können, jeweils zu unterstützen. Was wir von Seiten der Stadt tun können, das tun wir tatsächlich. Trotzdem wird eine grundsätzliche politische Lösung unbedingt nötig sein, wenn wir nicht wollen, dass der Wissenschaftsstandort Wien massiven Schaden erleidet, anstatt vorangetrieben zu werden, wie wir immer sagen. Diesbezüglich muss der Kampf natürlich weitergehen, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass diese außerordentlichen Institute sozusagen der Humus der Wissenschaftslandschaft in Wien sind. Ich hoffe sehr, dass wir in diesem Bemühen gemeinsam agieren können! – Danke sehr.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wird von GR Mag Ebinger gestellt. – Bitte schön.

 

9.52.00

GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Es gäbe natürlich viele Fragen zu diesem Punkt, aber wir haben dann ja auch noch eine längere Diskussion in der normalen Sitzung.

 

Lassen Sie mich etwas ganz Konkretes fragen: In den Medien und auch in diesem Akt ist davon die Rede, dass dieses Amt ehrenamtlich ausgeübt wird. – „Ehrenamtlich“ bedeutet nicht in erster Linie, dass man keine

 

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