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Gemeinderat, 64. Sitzung vom 17.09.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 98

 

nes Handys. Ich habe das schon eingegeben. (Der Redner hält ein Handy in die Höhe.) Ich bin zum Beispiel Tourist in Wien und will vom Rathaus zum Schloss Schönbrunn fahren. Ich erfahre, wie ich mit dem Auto fahren kann. Dann kann ich hier auf diesen Fußgänger tappen, dann weiß ich, wie ich zu Fuß gehe. Dafür brauche ich 1 Stunde und 2 Minuten, mit dem Auto brauche ich 13 Minuten. Würde ich jetzt in Zürich leben, würde ich in New York leben, würde ich in Barcelona leben, wo auch immer, könnte ich auf diesen wunderbaren Knopf in der Mitte, da ist ein Bus drauf, drücken, und dann erfahre ich, mit welcher Linie ich fahren muss, wann diese Linie wegfährt und wie ich lange brauche, bis ich beim Schloss Schönbrunn bin. Wenn ich das allerdings in Wien mache, dann kommt genau dieses Fenster (Der Redner deutet auf das Handy.): Die Wegbeschreibung für diese Orte wurde nicht gefunden. Warum nicht? Weil die Wiener Linien diese Daten nicht zur Verfügung stellen.

 

Ich halte das für eine völlig verfehlte Politik, denn das sind öffentliche Daten, und öffentliche Daten sollten auch öffentlich zur Verfügung gestellt werden. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Mag Wolfgang Jung.)

 

Diese Politik der Stadt Wien und diese Politik der Wiener Linien ist nicht touristInnenfreundlich, ist nicht wienerinnen- und wienerfreundlich, die das mit so einem Handy abrufen wollen. Es gibt ja Unmengen Smartphones. Das gibt es auf Androids und sonstigen, nicht nur auf meinem iPhone, das gibt es auf sämtlichen Plattformen oder fast allen Plattformen. Die Applikation der Wiener Linien allerdings gibt es nur auf ganz ausgewählten Applikationen.

 

Ein Wiener Entwickler, der ein Nokia N900 hat, hat sich nämlich gedacht ... Vielleicht gibt es ja hier im Saal auch ein paar Leute, die ein Nokia N900 haben. (StR David Ellensohn: Machst du da Werbung?) Nein, nein, das ist keine Werbung, es ist nur ein Beispiel. Es gibt ja auch gute Motorolas, es gibt auch Samsung und ich weiß nicht, was noch, iPhone, Android und so weiter. Habe ich jetzt Werbung gemacht? Nein. Oder? (StR David Ellensohn: Ich habe ein HTC!) Ein HTC, ja, das ist ein Android, genau.

 

Ein Entwickler hat also für Nokia N900 eine Applikation entwickelt, weil er sich dachte, na ja, diese User und Userinnen wollen sich ja vielleicht auch die Fahrpläne ganz schnell runtersaugen können. Er hat eine Applikation gemacht, nannte es open qando – es war vielleicht nicht ganz geschickt, dass er das Wort qando hineingenommen hat, darüber könnte man ja diskutieren –, hat es dort in das App-Store gestellt – kostenlos, er hat nichts daran verdient –, und jede und jeder, die/der ein Nokia N900 hatte und wissen wollte, wie komme ich vom Rathaus nach Schloss Schönbrunn, konnte dann die Fahrplandaten der Wiener Linien abrufen.

 

Die Wiener Linien sagten zu diesem Entwickler: Burschi, das sind unsere Daten. Das geht nicht! Und er wurde gebeten, diese Applikation sofort herunterzunehmen. Der hat sich gefragt: Soll ich einen Rechtsstreit mit den Wiener Linien angehen? Die werden mehr Rechtsanwälte haben, als ich als kleiner Entwickler mir leisten kann, und hat das natürlich heruntergenommen. Er hat sich nicht getraut, einen Rechtsstreit mit den Wiener Linien einzugehen, was ich total nachvollziehen kann. Aber das ist eine unerhörte Politik der Wiener Linien.

 

Für die Wiener Linien zuständig ist, wie wir alle wissen, StRin Renate Brauner. Jetzt ist Renate Brauner aber auch Präsidentin des Wiener Tourismusverbandes. Jetzt frage ich mich: Welche Interessen sollten von Seiten der SPÖ, von Seiten der Stadtregierung, von Seiten der zuständigen StRin Brauner vertreten werden? Die Interessen zum Beispiel der Touristinnen und Touristen? Denn – kleine Anmerkung – wenn ich in einen App-Store gehe und ich bin des Deutschen nicht mächtig, und ich suche eine Applikation und schreibe hinein „Public Transport Vienna", dann kriege ich zwar einige Ergebnisse, zum Beispiel im Apple App-Store, aber ich bekomme nicht qando. Ich bekomme es nicht. Wenn jetzt allerdings jemand nur Japanisch kann, nur Isländisch oder nur Spanisch und nicht Englisch und Deutsch – und es gibt ja auch Touristinnen und Touristen, die das nicht können –, der kann überhaupt nichts benützen, den qando gibt es nur auf Englisch und Deutsch. Das heißt, die müssen mit dem Taxi fahren oder sie müssen die Rezeptionistin fragen. – Ich finde, diese Politik ist von vorgestern.

 

Jetzt könnten Sie sagen, es ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, über die Fahrplandaten der Wiener Linien zu reden, aber in Wahrheit geht es hier um eine ganz entscheidende politische Frage: Sollen Daten, die durch öffentliche Gelder finanziert worden sind, ein Exklusivrecht, ein Urheberrecht haben, oder gehören sie nicht allen, und jede und jeder sollen diese Daten verwenden können, um coole Applikationen zu schaffen? Die Grünen sprechen sich eindeutig für Letzteres aus. Wir bekennen uns zum Prinzip Open Data, und viele internationale Städte sind gute Beispiele, wie das geht. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich stelle daher gemeinsam mit meiner Kollegin Ingrid Puller folgenden Antrag:

 

„Der Wiener Gemeinderat fordert die für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke zuständige StRin Mag Renate Brauner auf, Fahrplandaten der Wiener Linien öffentlich zur Verfügung zu stellen, um das Prinzip Open Data für die Fahrpläne der Wiener Linien anzuwenden." – Zur sofortigen Abstimmung.

 

Liebe SPÖ! Stimmt dem Antrag zu! Erlaubt Usern von verschiedensten Smartphones, dass sie ganz einfach ihre Fahrplandaten der Wiener Linien abrufen können. Stimmt dem einfach zu und seid ein bisschen mehr 21. Jahrhundert und weniger Mitte 20. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr GR Dipl-Ing Stiftner.

 

 14.25.50

GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Eigentlich wollte ich mich ja nur wegen der SPÖ melden, aber nachdem sich der Herr GR Mahdalik heute da besonders aufgeführt hat und jetzt nicht einmal der Debatte beiwohnen möchte, weil er sich offensichtlich ein wenig geniert für seine doch sehr disqualifizierenden persönlichen Bemerkungen, erlaube ich mir schon, ein

 

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