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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 28.06.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 95 von 126

 

Stadtrat! Meine Damen und Herren!

 

Wien denkt weiter. Dieser Kulturkongress, der vor zwei Wochen im Odeon auf Einladung des Stadtrates stattgefunden hat, war ein offener Kongress, mit dem Ziel, die Kulturpolitik weiterzudenken, weil klar ist, dass Kultur und Kulturpolitik in Bewegung bleiben müssen und auch Veränderung brauchen.

 

In der Stadtzeitung „Falter" hat Klaus Nüchtern einen kurzen Artikel über diesen Kongress geschrieben. Nicht böse, sondern eher ein bisschen vorsichtig in der Beurteilung, aber mit der wesentlichen Aussage, dass zum einen die Absicht, einen solchen offenen Kulturkongress auch in Zukunft regelmäßig abzuhalten, wie es der Stadtrat angekündigt hat, nicht zum Denken um des Denkens willen verkommen soll und die Stadt und die Kulturpolitik sich auch durchringen soll, etwas wollen zu wollen. Es stimmt, man soll etwas wollen wollen.

 

Aber ich glaube, wir können hier ganz klar zeigen, dass wir schon in der ganzen letzten Legislaturperiode – auch im letzten Jahr – immer etwas gewollt haben. Ich würde das gerne anhand von sieben Punkten, analog der sieben Punkte der GRÜNEN, darlegen, und zwar an sieben grundsätzlichen Punkten, die die Sozialdemokratie in der Kulturpolitik für wichtig hält. Was wollen wir für Wien?

 

Wir wollen erstens traditionelle Stärken in der Kulturstadt Wien erhalten, auch wenn man sie dazu verändern muss. Da hat der Kollege Woller schon einiges zum Thema Theaterreform gesagt. Der Bereich der darstellenden Kunst ist ein ganz wesentlicher Bereich in Wien. Mit der Theaterreform ist ein großer Wurf gelungen. Da sage ich jetzt nur mehr Stichworte, nämlich eine vierjährige Konzeptförderung durch eine Theaterjury, mehr Geld für die Off-Theaterszene, neue Leitungen, Planungssicherheit, Kuratorenmodell und so weiter. Das heißt, da hat sich einiges in Bewegung gesetzt. Da ist viel Neues und auch sehr vieles Positives entstanden.

 

Zweitens: Neue Stärken, Neues entstehen lassen. Zum Beispiel österreichischer Film, wo wir in Wien eine der höchsten Regionalförderungen haben, die noch einmal erhöht worden ist und wo ab dem Jahr 2010 16,25 Millionen EUR zur Verfügung stehen, die in den Filmfonds gehen, die in die Erhöhung der Filmförderung der Kulturabteilung gehen, wo Experimentalfilme, Dokumentationen, Kunstfilme gefördert werden, wo innerstädtische Programmkinos gefördert werden. Auch dort geht die Erhöhung hin. Dann kommen noch zusätzliche Mittel für die Vienna Film Commission, die neu gegründet worden ist, wo auch andere Ressorts, wie das Finanzressort und die Wirtschaftsagentur beziehungsweise auch die Wirtschaftskammer, mitzahlen und die eine Servicestelle, eine Beratungsstelle für nationale, internationale Filmunternehmen, die nach Wien kommen, und natürlich auch ein Lobbyinginstrument für den Drehort Wien ist.

 

Dann gibt es, um das auch zu erwähnen, ungeheuer viele Filmfestivals, wie die Viennale. Es gibt neue Leitungen beim Stadtkino. Es gibt eine Erhöhung der Förderung vom Stadtkino. Es gibt „Identities", es gibt „Tricky Women", die übrigens auch ab heuer für die nächsten Jahre eine verdoppelte Förderung bekommen. Das heißt, es gibt mittlerweile schon einen ganz großen Cluster in der Filmwirtschaft und in der Filmkulturstadt Wien.

 

Aber auch in der Wissenschaft Neues entstehen lassen, nämlich zum Beispiel, wie schon in der Finanzdebatte gesagt worden ist und das erwähne ich jetzt gar nicht mehr ausführlich, Life Science Bereich, IKT-Bereich, Creative Industries. Aber um nur ein Beispiel aus dem Kultur- und Wissenschaftsressort zu geben, das neue Impulsprogramm für die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, wo wir seit 2008 Calls ausschreiben, wo es zwei Calls zum Thema „Arts and Science" gegeben hat, interdisziplinäre Calls, und wo heuer 1,3 Millionen EUR für das Thema Diversität - Identität zur Verfügung stehen.

 

Neue Stärken im Bereich Modedesign, die entstanden sind, die wir weiter fördern wollen. Mittlerweile ist Wien auch wirklich Mode- und Designstadt aus Mitteln der Kulturförderung, aber auch der Wirtschaftsförderung. Gerade zu Ende gegangen ist das „10th Festival for Fashion and Photography“, wo man gesehen hat, dass nicht nur die Wienerinnen und Wiener mittlerweile einen Zugang gefunden haben und zunehmend auch die heimische Modeszene beachten, kaufen, sondern wo man auch sehen kann, dass die Designer in Wien auch international Erfolg haben.

 

Oder auch zeitgenössische Musikszene, die auch schon erwähnt worden ist, wie das Popfest, das seinen Ausdruck gefunden hat und das es sicher auch in den weiteren Jahren geben wird.

 

Was wir noch wollen, drittens: Wir wollen, dass sich die Vielfalt der Stadt auch in der Kultur und im Kulturleben widerspiegelt. Das ist heute schon erwähnt worden. Das interkulturelle Referat fördert mit 2 Millionen EUR jährlich über 200 Vereine, unterstützt mehr als 200 Projektförderungen, 21 Festivals. „Into the City", ein Beispiel für die Programmreihe der Wiener Festwochen. Die Brunnenpassage am Yppenplatz, die mit dem Wiener Konzerthaus gemeinsam ein spannendes Projekt gemacht hat, nämlich „Spot on: Turkey now", das auch durch das weitere Jahr weitergehen wird. Oder auch zum Beispiel die verschiedenen Festivals, von „Balkan Fever" über das „KlezMore"-Festival, über das Akkordeonfestival bis zu „Salam.orient".

 

Das heißt, da zeigt sich nicht nur in der Musik die Vielfalt, zum Beispiel auch im Literaturfestival „Lateinamerika – Österreich", das vom Stadtteilzentrum Simmering organisiert wird. Ein kleines Highlight, das das sehr gut ausdrückt, war die CD-Compilation mit „Migrant Music Vienna", wo 4 CDs mit 61 Weltmusikbands aus 41 Ländern einen Querschnitt der letzten 20 Jahre gezeigt haben und gezeigt haben, wie vielfältig Wien und Österreich waren und hoffentlich auch in Zukunft sein werden.

 

Viertens: Kulturangebot wollen wir nicht nur im Zentrum haben, sondern in der ganzen Stadt. Natürlich sind die Innenstadtbezirke jene Bezirke, wo sich die Kulturinstitutionen konzentrieren. Das ist natürlich gewachsen. Das ist auch gut, weil auch gut für den Tourismus. Aber wir wollen die Kulturangebote auch vor Ort bei den Men

 

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