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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 88

 

kurzer Zeit mit weiteren Sanierungskosten zu rechnen sein. Die Kostenziele wurden eben nur durch massive Einschränkungen des Sanierungsinhalts erreicht.

 

Und noch ein Thema: So neu, wie das neue Ronacher sein sollte, wird es durchaus nicht sein, denn 1997 hat man schon den „Tanz der Vampire" gespielt, und das will man uns, nämlich den Steuerzahlern, jetzt als neu verkaufen.

 

Mein zweiter Hauptpunkt betrifft die Verträge des ehemaligen Geschäftsführers beziehungsweise die Verträge und die Vertragsverlängerung der Intendanten. Beginnen wir damit, dass der ehemalige Geschäftsführer sich weigerte, Daten an das Kontrollamt zu übermitteln. Es heißt dort, dass ein Großteil der Fragestellungen die Problematik der Weitergabe von personenbezogenen Daten betrifft und das einen Wettbewerbsnachteil für die Vereinigten Bühnen bedeuten würde. Erst von der neuen Geschäftsführung – und da muss man dem derzeitigen Herrn Geschäftsführer Drozda danken – wurden dann diese Daten bekannt gegeben, naturgemäß mit der Problematik, dass manches nicht mehr rekonstruierbar war.

 

Im Kontrollamtsbericht K-1/2008 auf Seite 20 darf ich darauf hinweisen, dass zwischen 2006 und 2007 die Bezüge um 7,7 Prozent gestiegen sind, und diese Steigerung erfolgte hauptsächlich durch Gewährung der Prämien an die Intendanz. Die für die Sparte Musical gewährte Prämie konnte auf Grund einer deutlichen Budgetüberschreitung des Jahres 2006 nicht nachvollzogen werden.

 

Kommen wir zu den Punkten, die wir heute teilweise schon gehört haben. Die Bezüge der Intendanzen übertreffen mehr als 80 Prozent die Vergleichswerte der GeschäftsführerInnen des Wien Holding Konzerns. Die Einschau in die Personalkostenstruktur der Vereinigten Bühnen zeigte sogar, dass die durchschnittlichen Personalkosten der DirektorInnen, des so genannten kaufmännischen Leadingteams mit vier Personen, sogar um mehr als 90 Prozent der durchschnittlichen Geschäftsführerkosten des Wien Holding Konzerns entsprechen, wobei es sich hier allerdings um die zweite Führungsebene handelt.

 

Es gibt noch eine ganze Reihe von Kritikpunkten. Es ist eine Story des unerträglichen Abkassierens, die wir hier feststellen. Es wurden zum Beispiel Prämien auf Basis 2006 und 2007 ausbezahlt. Natürlich wurden die Gehälter aus dem Jahre 2008 als Basis genommen. Und, das ist auch schon gesagt worden. obwohl Anfang März der Rohkontrollamtsbericht den handelnden Personen, dem Herrn Stadtrat und dem Herrn Geschäftsführer Drozda bekannt war, wurden die Verträge der beiden Intendanten verlängert. Hier fragt man sich, ob diese Verlängerung nicht wirklich strafrechtliche Ausmaße hat.

 

Die neue Geschäftsführung erhält eine Pensionszusage. Meine Damen und Herren, bei den Wiener Symphonikern haben wir diese Pensionszusage nach langen Mühen abgeschafft. Jetzt scheint es wieder, dass der Geschäftsführer und die Intendanten eine Pensionszusage haben. Wo außer hier in diesem Privilegienstadl gibt es das noch? Wenn es im Beamtengehaltsschema ist, dann wäre das etwas anderes, dann wären aber die Bruttogehälter deutlich geringer. (GR Dr Matthias Tschirf: Die gibt es so ja überhaupt nicht!) Die Pensionszusagen gibt es.

 

Mit Nebensächlichkeiten wie Anschaffung eines Dienstwagens um 40 000 EUR für die Musikintendantin, die vorher für 11 Monaten 4 000 EUR für Stadtfahrten abgerechnet hat, wobei sie die Stadtfahrten nicht einmal näher deklariert hat, beziehungsweise die Zahlung von monatlich 82,20 EUR für Haushaltszulage, Fahrtenersatz und Kinderzulage möchte ich mich hier nicht beschäftigen.

 

Die Unterstützung der Musical-Intendantin durch den damaligen Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien ist allerdings bemerkenswert. In einem Vertrag vom 15. April 2002 wurde im Zuge seines Ausscheidens, nämlich bis Ende des Jahres, festgelegt, dass er pro Monat noch 9 450 EUR plus Spesen bis Ende 2004 erhalten soll. Dass er zusätzlich sein laufendes Gehalt bis Ende Dezember reduziert um 50 Prozent erhielt und offenbar bis heute noch Tantiemen aus den Auslandsproduktionen erhält, rundet dieses Sittenbild ab.

 

Bemerkenswert ist ebenso, dass im Prüfungszeitraum des Kontrollamts auch keine Dokumentation über die in den abgeschlossenen Verträgen erbrachten Leistungen vorhanden ist, zumindest konnten diese nicht vorgelegt werden. Das Kontrollamt konnte nicht nachvollziehen, warum Beratertätigkeiten vom ehemaligen Geschäftsführer zugekauft wurden.

 

Ich möchte abschließend aus dem „NEWS"-Interview mit Peter Weck zitieren: „Weshalb läuft das Musical so schlecht in Wien?“ „Es ist viel dilettiert worden. Es genügt nicht, ein Theater zu managen. Man braucht auch Liebe dazu und muss wissen, warum man etwas spielt. Musical ist nicht, wenn Musik dabei ist. Davon muss man etwas verstehen." Und auf die Frage: „Ist das Musical zum Sterben verurteilt?“ „Nur wenn man die Entwicklung in Wien ansieht. Bei uns toben Geschmacklosigkeit und Einfallslosigkeit. Das Musical ist nur in Wien tot, anderswo lebt es."

 

Welche Konsequenzen werden aus diesen vernichtenden Kontrollamtsberichten gezogen? Keine! Die Verträge der Verantwortlichen werden still und heimlich verlängert und zwar, weil nämlich dieser Kontrollamtsbericht bekannt geworden ist und nicht, wie der Herr Stadtrat heute Morgen gesagt hat, weil in Wien das Musical so toll wäre. Deswegen gibt es diesen Misstrauensantrag, wegen all dieser Dinge, die im Kontrollamtsbericht erwähnt werden und weil der Herr Stadtrat es zulässt, dass diese Vereinigten Bühnen Wien ein derartiger Privilegienstadl geworden sind. Sie waren es schon vorher, hat Kollegin Ringler gesagt, aber es ist um keinen Deka weniger geworden.

 

Wir sollten hier in Wirklichkeit auf das Geld der Steuerzahler aufpassen und der Herr Stadtrat hat weiter seine 40 Millionen EUR an die Vereinigten Bühnen Wien verschwendet und hat nicht ausreichend kontrolliert, so wie es ihm als Aufgabe gestellt worden ist. Deswegen machen wir diesen Misstrauensantrag. (Beifall bei der

 

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