«  1  »

 

Gemeinderat, 33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 89

 

Dieses wird integrativer Bestandteil der ebenfalls in Vorbereitung befindlichen detaillierten Richtlinie der MA 19 zu den Baudienstanweisungen, ich zitiere: „DAB 2003, Dienstanweisung Bau 2003, Erlass MD-BD 437-1/03 vom 21.1.2003", und die grundsätzlichen Arbeitsabläufe und Arbeitsschritte bei der Vergabe von Architekturleistungen, was Wettbewerbe, Verhandlungsverfahren und Direktvergaben betrifft, darstellen.

 

Ich möchte speziell darauf hinweisen, dass Wettbewerbe auch für Architekten eine hohe Anforderung darstellen. Daher ist es ganz entscheidend, dass wir diese Wettbewerbe so gestalten, dass für die Kolleginnen und Kollegen der Architektur die Möglichkeit besteht, ihre Büros nicht zu überbeanspruchen. Wenn Sie sich die letzten Vorbereitungen für die Wettbewerbe, die gerade im Laufen sind, anschauen, werden Sie sehen, dass hier weitgehende Annäherung bereits stattgefunden hat.

 

Beim letzten Wettbewerb, der ausgelobt wurde, hat die konstituierende Jurysitzung beim Krankenanstaltenverbund für das Spital Nord zum Beispiel noch erreicht, dass der Krankenanstaltenverbund die Preisgelder und die Ankäufe noch einmal erhöht hat, sodass die tatsächlichen Leistungen, die in dieser Wettbewerbsstufe von den Architektinnen und Architekten erbracht werden müssen, abgegolten werden. Selbiges haben wir beim Wettbewerb über die Opernpassage vorgenommen.

 

Ich kann nur sagen, unsere Erfahrungen mit Wettbewerben sind ausgezeichnet und wir werden dieses Instrument natürlich weiter einsetzen.

 

Es gibt immer wieder die Hinweise seitens der Kollegenschaft, und als ich Stadtrat wurde, war das ein ganz besonderes Diskussionsthema, dass angeblich nur ganz wenige Architekten zum Zug kommen und dass sich die Architektinnen und Architekten untereinander besonders hilfreich sind, wenn sie in Jurys sitzen und ein Kollege teilnimmt. Diesem Vorgang beugen wir insofern vor, dass wir eine Architektendatenbank, eine PlanerInnendatenbank, führen, wo wir genau dokumentieren, welche Architektinnen und Architekten bisher mit Aufträgen betraut wurden, wie oft das der Fall war und wie oft ein Kollege oder eine Kollegin in einer Jury teilgenommen hat, sodass keine Bevorzugung der einen oder der anderen Gruppe, des einen oder des anderen Architekten entstehen kann. Diese Datenbank umfasst mittlerweile 1 420 Architektinnen und Architekten. Man sieht also auch die Breite, die mittlerweile bei den Aufträgen gefunden wird, die wir von den Kolleginnen und Kollegen seitens der Stadt Wien und ihren Tochterunternehmen hinausgeben.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Stadtrat.

 

Bevor wir zur 1. Zusatzfrage kommen, bitte ich insbesondere jene Kolleginnen und Kollegen, die sich hinter den Reihen der GRÜNEN befinden, den Geräuschpegel etwas zu senken. Mandatare sollen die Möglichkeit haben, zumindest den Antworten zuhören zu dürfen. Danke vielmals dafür.

 

Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Frank gestellt.

 

GRin Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr Stadtrat!

 

Sie haben jetzt sehr ausführlich und auch sehr schön das Wettbewerbswesen der Stadt Wien dargelegt. Ich empfinde es als nicht so positiv, wie Sie das gesagt haben.

 

Herr Architekt Peichl hat in einem sehr langen Interview, gerade was auch das Wettbewerbswesen betrifft, gesagt: „In Wien sind leider sehr viele Leute beschäftigt, die keine Ahnung vom Bauen haben." - So war seine Aussage. In welcher Form er das dann näher definiert wissen wollte, weiß ich nicht, aber er hat es einmal so in den Raum gestellt.

 

Sicher ist für mich, dass sehr viel gebaut wird, wo zum Beispiel die Infrastruktur beim Wettbewerb überhaupt nicht einbezogen wird. Wir haben dann die Großbauten und es gibt nicht ausreichend Schulen dazu, es gibt keine Öffis, es gibt keine Horte. Also es sind hier trotz aller Internationalität sehr viele Defizite, die bei diesen Wettbewerben zu Tage treten.

 

Auch wenn Sie sagen, es gibt die große Datei mit über 1 400 Architekten und sehr viele Wettbewerbe, ist es so, dass beim Eurogate allein zwei Drittel geladene Architekten zum Zug kommen und die offenen Verfahren eher in den Hintergrund rücken.

 

Jetzt meine Frage an Sie: Wenn diese Internationalität weiter gewährleistet sein soll, wenn man die Vielfalt der Projekte gewährleisten will, wie können Sie garantieren, dass auch das Preisniveau so bleibt, dass gerade der soziale Wohnbau noch für jeden leistbar ist?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Frau Kollegin!

 

Zunächst Danke für die Haltungsnoten.

 

Wir haben bei den Interviews von Architekt Peichl nicht nur die spitze Feder dabei, die er als Ironimus verwendet, sondern auch die spitze Zunge. Das sind wir von ihm gewohnt. Es ist in der Architektenschaft üblich, dass man nur selbst gut ist und die anderen weniger gut sind. Diese Haltung gehört wahrscheinlich zum Beruf, denn sonst kann man keine Spitzenleistung erbringen. Das hat Herr Prof Peichl bis jetzt in seinem Lebenswerk fraglos auch gezeigt.

 

Zu der Frage, die Sie angesprochen haben, komme ich noch. Ich möchte aber im Besonderen zurückweisen, dass in der Stadt Wien Wohnbau oder neue Stadtteile entwickelt würden, wo es keine Kindergärten und Horte gäbe. Im Gegenteil, es ist jedes Mal eines der großen Themen, wenn wir neue Wohnbauwidmungen vornehmen und neue Wohnbauträgerwettbewerbe im Rahmen des Wohnfonds vorbereiten, dass viele der sozialen Infrastruktureinrichtungen ganz genau untersucht und hinterfragt und dann gemeinsam mit den Wohnbauträgern die potenziell entstehenden Mängel aufgearbeitet werden. Also wenn zum Beispiel der Schulstandort Bombardier-Gründe in Floridsdorf zu klein gewesen wäre, würde ein weiteres Schulprojekt geplant und gemeinsam mit dem Wohnbau errichtet. Die Zeiten, die Sie angesprochen haben, dass es zu wenig soziale Infrastruktur gäbe, wenn die BewohnerInnen einziehen, sind

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular