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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 117

 

Kontrolle zu haben.

 

Eine andere Möglichkeit, so einen ersten Ansatz zu setzen, ist jene in Nordrhein-Westfalen. Dort bringen die Sozialarbeiter das Erstpaket nicht ins Krankenhaus, sondern den Familien nach Hause. Sie bringen dieses Einstiegspaket den Familien nach Hause und bekommen bei den Familien zu Hause auch einen Ersteindruck. Es gibt dann die Möglichkeit, wenn das Gefühl entsteht, hier passt etwas nicht, auch öfter nachzuschauen, öfter hinzugehen. Auch das wäre eine Möglichkeit eines Ansatzes, um nicht erst so spät draufzukommen, dass etwas schief läuft.

 

Neben den kontrollierenden Maßnahmen ist es aber auch wichtig, eine Vielzahl an niedrigschwelligen Angeboten zu setzen, gerade dort, wo Menschen eine Hemmung haben, sich Hilfe zu holen. Das kann sein, indem man Beratungsstellen ausbaut, ähnlich wie die Early Childhood Development Centres, die in England entwickelt wurden. Das kann aber auch sein, indem der Kindergarten als Anlaufstelle für Familien weiterentwickelt und ausgebaut wird.

 

In Linz gibt es zum Beispiel mehrere Möglichkeiten, dass regelmäßig SozialarbeiterInnen im Kindergarten sind, ihr Büro direkt vor Ort haben, mehrmals in der Woche als AnsprechpartnerInnen zur Verfügung stehen. Es gibt auch regelmäßig PsychologInnen, die dort ihren Standort haben und im Kindergarten - und zwar nicht nur für die städtischen, sondern für alle Kindergärten - zur Verfügung stehen. Dadurch können Probleme frühzeitig erkannt und Maßnahmen eingeleitet werden, es kann präventiv vorgegangen werden, und es kann eine Kooperation zum Wohle der Kinder geschaffen werden.

 

So eine strukturelle Vernetzung gibt es zur Zeit in Wien nicht. Wenn es Zusammenarbeit gibt, dann gibt es sie, weil Menschen freiwillig und kooperativ zusammenarbeiten, aber es sind, zumindest über die städtischen Kindergärten der Stadt Wien hinaus, keine solchen Strukturen geschaffen. Das finde ich aber wichtig und notwendig, weil gerade der Kindergarten - und ich bin im Moment in vier Fälle involviert - sehr aufmerksam ist und solche Fälle einfach aufzeigen und nachweisen kann.

 

Wie wir mit unseren Kindern umgehen, hat viel mit dem Stellenwert zu tun, den wir den Kindern in dieser Stadt geben. Ich möchte Ihnen kurz ein Beispiel bringen. Wenn Sie in Rom sind, dort Kinder sehen, und es fällt einem kleinen Kind in der prallen Sonne die Kappe vom Kopf, dann werden Sie mindestens drei Menschen sehen, die hingehen und versuchen, dem Kind die Kappe wieder aufzusetzen. Wenn Sie in Wien die gleiche Situation haben, dann wird es drei Leute geben, die sich darüber echauffieren, wie unaufmerksam und nachlässig der Vater und die Mutter mit dem Kind umgehen und dass die nicht schauen, dass das Kind die Kappe wieder aufsetzt. Da sehe ich wirklich einen dringenden Handlungsbedarf. In Wien werden Kinder sehr häufig als Störfaktor und nicht als Bereicherung empfunden.

 

Ich möchte eine Kampagne anregen, die die Kinderfreundlichkeit in dieser Stadt verbessert. Ich weiß, es gibt zur Zeit - ich nenne es einmal so - eine kleine Kampagne von wienXtra, die die Wertschätzung, die wir Kindern gegenüber haben, verbessern soll. Da ist es mir aber wichtig, auch einen Vergleich zu bringen. Ich möchte dazu sagen, ich unterstütze diese Kampagne sehr, ich finde sie wichtig und richtig; ich finde es nur schade, dass sie in einem so kleinen Ausmaß stattfindet.

 

Für diese Kampagne hat die Stadt 30 000 EUR zur Verfügung gestellt, für eine Kampagne für mehr wertschätzenden Umgang mit unseren Kindern. Im Vergleich dazu gibt es zur selben Zeit, also nicht irgendwann vor zwei Jahren oder in zwei Jahren, eine Kampagne für den präventiven Tierschutz; dafür gibt es 200 000 EUR. Und es gibt eine zusätzliche Werbekampagne für die Europameisterschaft, für eine Kommunikationsoffensive, um 1 Million EUR. - Ich möchte die Zahlen einmal kurz so stehen lassen.

 

Weil Herr Bgm Häupl gesagt hat, es ist ihm ganz besonders wichtig - ich habe es mir sehr gut gemerkt, so hat er es formuliert -, dass es den Kindern in dieser Stadt am besten von allen Städten geht, habe ich, weil wir ja zehn Tage vor Weihnachten sind, noch einen Weihnachtswunsch an ihn. Ich wünsche mir, dass die Zahlen so ausschauen: 30 000 EUR für die Europameisterschaft, meinetwegen für den präventiven Tierschutz 200 000 EUR, und 1 Million EUR für mehr wertschätzenden Umgang mit unseren Kindern in dieser Stadt. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet.

 

Wir haben zwei Beschluss- und Resolutionsanträge abzustimmen.

 

Der erste Beschluss- und Resolutionsantrag, eingebracht von den Kolleginnen GRin Praniess-Kastner, GRin Mag Anger-Koch und GRin Claudia Smolik, betrifft mehr SozialarbeiterInnen in den Regionalstellen des Amtes für Jugend und Familie. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.

 

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag ist von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN unterstützt und hat somit nicht die erforderliche Mehrheit.

 

Der zweite Beschluss- und Resolutionsantrag, eingebracht von den ÖVP-Gemeinderätinnen Praniess-Kastner und Mag Anger-Koch, betrifft den Ausbau der Verbindungsdienste zwischen Amt für Jugend und Familie und Wiener Krankenanstaltenverbund. Hier wird in formeller Hinsicht auch die sofortige Abstimmung beantragt.

 

Wer diesem Antrag die Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieser Antrag ist von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN unterstützt und hat somit auch nicht die erforderliche Mehrheit.

 

Wir kehren zurück zu den Postnummern 34, 35 und 38. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn Kollegen GR Baxant, wieder Platz zu nehmen.

 

Als nächste Rednerin steht Kollegin Mag (FH) Wehsely in der Rednerliste. - Bitte.

 

GRin Mag (FH) Tanja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

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