«  1  »

 

Gemeinderat, 23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 67 von 99

 

GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender!

 

Die Frau Kollegin hat vorhin ein Zitat verwendet mit den Worten, sie ist nicht erfreut, dieses zu verwenden.

 

Frau Kollegin, ich darf sie vielleicht darüber aufklären. Dieses Zitat „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan ..." hat nichts mit einem Schwarzafrikaner oder etwas Ähnlichem zu tun, sondern das ist der Räuber Mohr von Schiller. Das ist ein ganz gewöhnlicher Einheimischer gewesen. Also das rassistische Zitat war da nicht gegeben. Sie brauchen es nicht zu bedauern, wenn Sie es verwenden.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Gut. Danke für den Hinweis. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Mag Feldmann. Bitte sehr.

 

GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich möchte nur ganz kurz begründen, warum wir dem Antrag der Grünen nicht zustimmen.

 

Trotz intensiver weltweiter Initiativen ist die Tradition von Genitalverstümmelung nicht überwunden worden, und die betroffenen Frauen und Mädchen brauchen sowohl psychologische als auch soziale, aber auch medizinische Beratung, und die ist in diesem Sinne im FEM Süd gegeben. Mir ist wichtig, dass diese Beratung professionell vonstatten geht und dass FGM soweit wie möglich verhindert wird, die Betroffenen idealst betreut, unterstützt und beraten werden. Die Beratungsstelle „Bright Future" hat diesen Anforderungen nicht entsprochen, und so ist es doch ganz legitim und begrüßenswert, eine erfolgreichere Lösung herbeizuführen.

 

Der medizinische Aspekt ist für uns, wie gesagt, ein wichtiger, und FEM Süd entspricht den Voraussetzungen, bietet höchst erfolgreich niederschwellige Beratung an, hat im letzten Jahr 14 000 Kontakte gehabt. Es bietet bereits jetzt psychologische Beratung und gynäkologische Beratung an, also ich nehme an, dass es auch in der Lage sein wird, sich diesem Thema erfolgreich zu widmen.

 

Ich würde allerdings anregen, dass sämtliche Vereine, die damit zu tun haben, inkludiert werden in einen Know-how-Austausch, in einem Beirat oder wie auch immer, damit die Sache erfolgreich vorangetrieben werden kann.

 

Wir begrüßen die Eingliederung der FGM-Bekämpfung in das FEM Süd. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster : Danke schön. Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.

 

Berichterstatterin GRin Mag Nicole Krotsch: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Die Stadt Wien engagiert sich seit mehreren Jahren wirklich intensiv hinsichtlich dieses so sensiblen Themas FGM, der weiblichen Genitalverstümmelung. Liebe Kollegin Korun, hier mit diesen Worten zu spielen, wir schmücken uns mit dieser Beratungsstelle, ist nicht angebracht. Ich glaube, dieses Thema ist zu sensibel, die Betroffenen haben zu viel durchgemacht, um hier solches Kleingeld zu schlagen.

 

Es ist wichtig, die Hilfe und das Beratungsangebot zu verbessern, es auszuweiten, und das wollen wir nun mit dieser Verbesserung auch erreichen. Das bestehende Know-how wollen wir aufgreifen, wir wollen es einbinden, wir wollen die Beratung auf breitere Beine stellen.

 

Auch die Vorsitzende des Vereines, Etenesh Hadis, die als die Expertin für FGM in Österreich gilt, wollen wir einbinden, ihr tolles Know-how und Expertinnentum einfließen lassen. Nächste Woche gibt es dazu mit unserer Stadträtin einen Termin mit Etenesh Hadis.

 

Und Worte wie der „Verein wird entsorgt" oder, wie Sie auch im Ausschuss gesagt haben, er wird „abgedreht", die weise ich von dieser Stelle aus vehement zurück, denn die Stadt übernimmt in dieser Frage Verantwortung. Wir kümmern uns um die Betroffenen, wir wollen diesen Frauen die bestmögliche Unterstützung zukommen lassen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Die Beratungsstelle „Bright Future" wurde 2005 als Projekt eingerichtet, als österreichweit einzigartige Beratungsstelle, wie Sie schon gesagt haben. Es soll die Unterstützung bis Ende September 2007 weitergehen. Das soll ein lückenloser Übergang sein, um parallel dazu im FEM Süd die Beratungsstelle aufzubauen. Also es ist wird hier wirklich einen schönen Übergang gegeben, vom 1. Juli weg bis Ende September im FEM Süd diese Beratungen parallel stattfinden zu lassen.

 

Wichtig: Es wurde als Projekt initiiert, es war von Anfang an klar, hier eine Evaluierung zu machen, dass wir Erfahrungen austauschen, dass wir die Zielerreichung, die Akzeptanz und die Wirkungsmöglichkeiten beleuchten, bewerten. Gespräche gab es schon seit über einem Jahr. Es wurden immer wieder Erfahrungen ausgetauscht, es ging darum, zu sehen, welche Entwicklungspotenziale sind gegeben, welche Veränderungspotenziale sind möglich.

 

Sehr bedenklich finde ich in diesem Zusammenhang auch, Frau Kollegin Korun, dass Sie in Ihrem Beschluss- und Resolutionsantrag eine interne Evaluierung zitieren. Sie zitieren aus einem Paper, das sie gar nicht haben, Sie picken sich Punkte heraus, die Ihnen passen, lassen aber vieles aus, blenden viele Punkte aus, die für uns so wichtig sind, um hier eine Verbreiterung dieser Beratungsstelle zu erzielen.

 

Die Evaluierung, aber auch eine Wiener Studie unter Gynäkologinnen, Kinderärztinnen, Hebammen und auch der FGM-Gipfel im Februar dieses Jahres haben folgende Punkte herausgestrichen:

 

Es sind die Betroffenen aus den verschiedensten Kulturkreisen und Regionen, es sind nicht nur Frauen aus Afrika. Das heißt, wir brauchen einen breiteren Zugang zu dieser Beratung.

 

Weiters: FGM ist so hochgradig tabuisiert, weshalb ein niederschwelliger und neutraler Zugang zu der Beratungsstelle notwendig ist, der ja bei der „Bright Future"-Beratung nicht wirklich gegeben war. Wenn man in die Beratungsstelle im 9. Bezirk kommt, hat man doch

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular