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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 83 von 140

 

Schulen. Auf beides möchte ich hier kurz eingehen, soweit mir die Zeit zur Verfügung steht.

 

Sie haben angesprochen, es gibt eine Menge Vereine, Frau Kollegin, die sich in Wien um die Jugendlichen kümmern. Wenn es um die Zahl der Vereine ginge, dann müssten wir hervorragend sein. Es sind das aber nichts anderes als Nachwuchsorganisationen der SPÖ, mit denen Sie die zukünftigen Funktionäre bezahlen! Die kümmern sich doch gar nicht um die Masse der Jugendlichen! (GRin Barbara Novak: Das ist ein Blödsinn! Sie haben keine Ahnung!)

 

Sie haben Okto angesprochen. Das sind doch Promillesätze, die Sie hier erreichen, aber nicht die breite Mehrheit der Jugendlichen in Wien (GRin Barbara Novak: Das ist überhaupt nicht wahr!), die von diesen Vereinen - in Anführungszeichen - betreut sind! (GRin Barbara Novak: Haben Sie Okto schon einmal gesehen?) So schaut es nämlich in Wirklichkeit aus: Jugendarbeitslosigkeit, ausgehungerte Bezirke, Schulbauten mit Gebäudeproblemen! Für obskure Förderungen haben Sie das Geld, aber Komatrinken wird von Ihnen weggeleugnet, weil nicht sein kann, was nicht sein darf! Fragen Sie den Arbeitersamariterbund, was sich auf der Donauinsel abgespielt hat und schlagen Sie die heutigen Zeitungen auf und Sie werden es sehen! (GR Harry Kopietz: Sie haben keine Ahnung!)

 

Herr Kollege, war das wirklich so toll? „Kebap und Kampftrinken" steht im „Kurier“. „… So will gerade der rote Nachwuchs seine politischen Visionen unters Volk bringen, aus kleinen Holzhütten heraus, viele junge Funktionäre der Vorstadtsektionen zwischen den Kebap-Bratern und Kampftrinkern auf Laufkundschaft! …“ Da suchen Sie Ihr Zielpublikum! Das kann doch nicht wahr sein, Herr Kollege! (Beifall bei der FPÖ. - GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Burschenschaft!)

 

Beim Arbeitersamariterbund heißt es, die Einsätze durch Alkoholmissbrauch hätten im Vergleich mit den vergangenen Jahren trotz Ihrer Gegenkampagnen nicht abgenommen. Da steht, dass Sie den Jugendlichen allein 1 200 Flaschen Alkohol abgenommen haben und die dann zu wohltätigen Zwecken versteigert werden sollen. Demnächst wird dann auch noch Rauschgift, das man irgendwo beschlagnahmt hat, für wohltätige Zwecke versteigert! Das ist doch absurd, wenn Sie glauben, dass dieses Problem nicht vorhanden ist! (GR Harry Kopietz: Absurd sind Sie! Wollen Sie Freibier ausschenken?) Alkohol ist ein Problem in unserer Stadt und die Voraussetzung zur Lösung eines Problems ist, dass man es erkennt. Da halten Sie sich aber wie die berühmten drei Affen die Augen zu, die Ohren zu und den Mund leider nicht zu! Das stimmt, geredet haben Sie viel! (GRin Barbara Novak: Wir haben das Problem erkannt!)

 

Was tun Sie dagegen? Schlichtweg nichts! Wo ist denn der Herr Bürgermeister bei der Debatte um den Bereich, der sein ureigenster ist? Wo ist heute die Frau Brandsteidl? Die schleicht sich von all diesen Debatten und drückt sich davor. Auch das letzte Mal war sie nicht da. Sie ist sich zu gut, um sich zu uns zu setzen! (GRin Barbara Novak: Die Frau Brandsteidl ist nicht Mitglied des Gemeinderats!) Das ist in Wirklichkeit eine Verhöhnung der Betroffenen, was Sie betreiben! (GR Harry Kopietz: Sie verhöhnen!) Das ist, so wie vieles andere, was Sie hier für die Jugend betreiben, kontraproduktiv. Wenn man zum Beispiel für ein bekanntes Glücksspiel ein Quasimonopol in Wien ermöglicht und den Betreibern die besten Plätze im Prater, ich will nicht gerade sagen, zuschanzt, aber ermöglicht, dann darf man sich nicht wundern, dass die Jugendlichen dort herumlungern, Frau Stadträtin!

 

Die nächste Generation wird heute geradezu in eine Schuldenfalle getrieben. Welcher Ihrer Politiker, welcher Ihrer Erziehungswissenschaftler tritt denn öffentlichkeitswirksam dagegen auf, dass Werbungen wie „Kaufen Sie heute, zahlen Sie später!" oder „Fahren Sie heute auf Urlaub, bezahlen Sie im nächsten Jahr!" gemacht werden, dass Banken quasi als Probe schon Kindern Kreditkarten zur Verfügung stellen oder dass die Schulen nichts dagegen haben oder nichts dagegen unternehmen, dass Handys in der Schule betrieben werden, wo man genau weiß, wie viele Kinder gerade durch die Handys in die erste Schuldenfalle hineintappen? Statt den Kindern beizubringen, dass man Geld erst verdienen und erarbeiten muss, bevor man es ausgeben kann, vorausgesetzt, man will anständig leben, aber anständig ist heute kein Maßstab mehr für allzu viele unserer Pädagogen, Selbstverwirklichung ist wichtiger. (GRin Barbara Novak: Aber was ist mit dem Taschengeld?)

 

Mit Anstand kommt man natürlich in keine Zeitung, kommt man in keine „Seitenblicke". Dort hat der Herr Bürgermeister Zeit gehabt, sich beim Koch des Jahres im Meinl am Graben zu zeigen. Hier ist er nicht, obwohl es sein ureigenstes Revier wäre. Laut, schrill, exaltiert, das ist in dieser Stadt gefragt! Brot und Spiele liefern Sie statt Vorbilder! Sie verdrängen die Probleme und dröhnen die Bürger mit Ihren Dauerfestspielen am Rathausplatz, Life Ball und so weiter zu! Das wird in den Vordergrund gestellt, so wie das Donauinselfest! (GR Harry Kopietz: Wir wissen eh, was Ihnen unangenehm ist!) Auch da schaffen Sie es, dass die Probleme dann unter den Tisch gekehrt werden. Es gab während des Donauinselfests drei Vergewaltigungen. Das wären sonst Überschriften auf den ersten Seiten der Zeitungen gewesen. Eine halbe Zeile ist darüber berichtet worden! Auf Ihrem Donauinselfest, so schaut die Realität aus, die Sie verleugnen!

 

Jetzt zur Frage „Schule und Jugendgewalt". (GR Harry Kopietz: Sie tun mir leid!) - Ich brauche Ihnen nicht leid zu tun! Mir tun die Kinder leid, deren Zukunft Sie verderben, Herr Kollege! Das ist die Realität! (Beifall bei der FPÖ. - GR Harry Kopietz: Schön langsam müssen Sie verzweifeln! Ein Wahnsinn!)

 

Es passiert nichts Schlimmes, hat die Frau Kollegin vorher gesagt. Jetzt bringe ich ein Beispiel, das sich vor wenigen Tagen zugetragen hat, zwei Wochen ist es her. Da hat sich ein junges Mädchen, eigentlich schon eine junge Frau, an mich gewandt, die in dieser ach so sozialen Stadt auf eine wirklich traurige und schäbige Art und Weise allein gelassen wurde. Sie war bei allen

 

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