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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 102

 

Infrastruktur und ein Nutzungskonzept für 100 000 Quadratmeter auf dem ehemaligen Messeareal verankert.

 

Und dann zählt er weiter auf, was er alles vor hat, auch Zonen- und Inselbildungen. Inselbildungen, das kommt uns allen bekannt vor. Es gab schon vor Jahren die Inseln im Prater, die Straße-des-Ersten-Mai wird ein Boulevard, modernste Toilettanlagen und zwei neue Eingangsbereiche sind fix, und und und. Ich finde bei dem Ganzen nichts Neues.

 

Apropos Eingangsbereich: Er ist ja eigentlich auch ein interessanter Punkt. Wieso wird gerade der sensible Eingangsbereich, das Tor zum Wiener Wurstelprater seit Jahren von einer Tankstelle verunziert. Jetzt werden Sie sagen: okay, da gibt es laufende Verträge. Aber wir wissen alle hier in diesem Saal, dass der Pachtvertrag für diese Tankstelle erst vor kurzer Zeit verlängert wurde.

 

Und das ist ja wirklich eine Attraktion, weil das gibt es nur einmal auf der ganzen Welt, dass ein Entertainment-Park am Eingang eine Tankstelle hat.

 

Nun, was ist jetzt neu? Neu ist schon etwas am Mongon-Konzept, meine Damen und Herren. Offensichtlich ist es bereits zu ersten Streitereien zwischen Praterunternehmen und dem neuen Konzeptersteller gekommen. Der Kurier schreibt nämlich vor kurzem: “Während die Umgestaltungspläne die Praterbetreiber noch vor wenigen Wochen auf die Barrikaden trieben, herrscht plötzlich Ruhe. Die offene Drohung der Praterverwaltungsgesellschaft, Pachtverträge nicht mehr zu verlängern, zeigte Wirkung.“ Das ist, meine Damen und Herren, das Prater neu-Konzept à la SP: Repressalien für Praterunternehmer androhen, die Wirtschaft in diesem Bereich behindern. Ich gratuliere Ihnen wirklich sehr herzlich. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich will jetzt gar nicht mehr darauf eingehen, dass sich - wie ja schon öfter bekrittelt - Herr Planungsstadtrat aus diesem Ressort, zumindest was den Prater betrifft, längst verabschiedet hat und eigentlich dazu auch nicht mehr Stellung in der Öffentlichkeit nimmt, das macht ja nur mehr Frau VBgmin Laska.

 

Aber abgesehen vom Wurstelprater gibt es ja eine ganze Reihe anderer wichtiger Zonen. Immerhin sind es ja 600 000 Quadratmeter Bruttogeschossflächen, die dort neu geschaffen werden in dem Areal, welches das Leitbild umfasst. Das ist nachzulesen unter dem Kapitel Flächenpotentiale. Chorherr hat schon bekrittelt, dass es ein hoher Büroanteil ist. Die Durchmischung, gerade was den Handelskai, die U2-Querung betrifft, fehlt dort. Ja, das stimmt.

 

Ich möchte aber noch ein weiteres Argument einbringen. Ich weiß, ehrlich gesagt nicht, wie Wien und wie unser Büromarkt diese Flächen in den nächsten Jahren vertragen soll. Es gibt derartig viele Stadtentwicklungsgebiete, wo neue Büroflächen geschaffen werden sollen. Der Büromarkt ist momentan ohnehin in einer Schwächephase. Also, wie wir dort weitere Hunderttausende Quadratmeter vertragen sollen, bleibt dahingestellt. Ich glaube, wir haben dann nicht nur am Abend leere Zonen im Bereich des Handelskais, wie Chorherr gesagt hat, sondern es kann uns passieren, dass wir dort auch tagüber devastierte, weil nicht vermietete Türme, stehen haben.

 

Was uns aber stört, ist eine Grundsatzfrage über das Leitbild. Also, meiner Auffassung nach heißt Leitbild, es leitet sich ja ab von leiten, (GR Dr Helmut GÜNTHER: Von leiden!) also man leitet, ja, man führt. Nun, wer führt. Es sollte die Stadt, leiten, die Stadt sollte führen, das ist mein Verständnis.

 

Herr Stadtrat Schicker hat aber das Prinzip umgedreht, er lässt sich nämlich leiten. Gerade im Bereich Handelskai-U2-Station war es ja nicht so, dass die Stadt jetzt in diesem Leitbild ihre Vision, ihre Idee, ihre Charakteristik vorgibt, was dort entstehen soll, sondern genau das Gegenteil. Dort gibt es ja längst, seit Jahren fertige Immobilienprojekte. Und - das ist jetzt eine Neuigkeit - nicht nur Flächenwidmungen, Flächenanlasswidmungen gibt es in Wien, sondern einstweilen werden auch Leitbilder maßgeschneidert, weil das Leitbild ist in diesem Bereich maßgeschneidert auf die Projekte, die dort bereits bestehen, ja. Da ist nichts neues dabei. Und das ist genau das Problem daran, da hat Chorherr recht, da gibt es keine neue Vision.

 

Jetzt kann man geteilter Meinung darüber sein, ob es zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll ist, dass die Stadt über den Handelskai an die Donau hinauswächst. Es ist eine Vision, es ist eine Idee, die man diskutieren sollte und die durchaus hier Eingang finden sollte in ein solches Leitbild, auch wenn ich vielleicht der Meinung bin, dass wir derartig viele andere Stadtentwicklungsgebiete haben und wir uns nicht verzetteln sollten. Dann müsste man eben etwas anderes streichen, dann müsste man überlegen, ob man den Westbahnhof wirklich weiterentwickelt und überplattet und nicht zu viele verschiedene Baustellen gleichzeitig anreißen.

 

Aber es ist eine diskussionswürdige Vision, und diese fehlt in dem Leitbild, es ist maßgeschneidert auf bereits bestehende Gegebenheiten, es vollzieht nur mehr bestehende Fakten. Ja, meine Damen und Herren, es hat keinen politischen Gestaltungswillen.

 

Zu den Hochhäusern. Das ist ja auch schon gekommen. Wir haben das ja, wenn Sie sich erinnern, im Hochhauskonzept immer bekrittelt, dass keine Hochhauslandschaften entstehen werden, sondern nur Einzelstandorte. Und jetzt haben wir genau in diesem Leitbildbereich auch vier Einzelstandorte für Hochhäuser, also drei eigentlich, weil an einem, nämlich am Handelskai, sollen es dann zwei sein. Wir haben einen im Bereich Eingang Messe, das ist der Zahnstocher von Peichl. Wir werden wahrscheinlich einen, ich nehme einmal an, Wohnbauzahnstocher im Bereich Ausstellungsstraße bei der U2-Station haben und wir haben zwei Zahnstocher, vielleicht einen kleineren, vielleicht einen größeren. Nach meinen Informationen aus der Immobilienwirtschaft nur einen größeren, wir haben einen einzigen am Handelskai.

 

Und das ist genau das, vor dem wir immer gewarnt haben. Wir werden einzelne Zahnstocher in der Hochhauslandschaft von Schickers Gnaden haben, aber keine zusammenhängenden Flächen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

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