Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 122
30 Prozent, die überhaupt keine Beschäftigten
haben, das sind so genannte Einmann- oder Einfrauunternehmungen. Was hat man
für die gemacht? Eine Lohnnebenkostensenkung. Wie profitieren sie davon?
Überhaupt nicht, weil sie keine Beschäftigten haben. Warum führt man nicht zum
Beispiel einen Risikokapitalfonds ein, damit es solche Betriebe in Zukunft
leichter haben zu investieren und wenn sie investieren, dass sie bei den Banken
auch dementsprechende Kredite mit dementsprechend günstigen Zinsen bekommen?
Wenn Sie für die Klein- und
Mittelbetriebe eintreten, dann unterstützen Sie uns bei diesen Forderungen an
die Bundesregierung! - Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zum Wort ist niemand
mehr gemeldet. Der Herr Vizebürgermeister hat das Wort.
VBgm Dr Sepp Rieder: Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Einen kurzen Augenblick hat mich der
Herr GR Pfeiffer erschreckt, als er gemeint hat, er schaut nicht mehr länger
zu. (GR Mag Helmut Kowarik: Genau! Da hat
er alle geschreckt!) Da habe ich mir gedacht, jetzt wird er vielleicht
zurücktreten. Also das will ich Ihnen ersparen, Herr Gemeinderat, aus diesem
Anlass sicher nicht. (GR Gerhard
Pfeiffer: Der Schreck würde ganz auf Gegenseitigkeit beruhen!)
Ich kann Ihnen versichern, dass
die Entwicklung des Technologieclusters in der Muthgasse erheblich weiter
fortgeschritten ist, weit über das hinaus, was offensichtlich Ihr Stand ist.
Mittlerweile haben die ÖBB die Grundstücke verkauft. Es gibt eine konkrete Verhandlungsrunde
mit Baxter und es hat auch ein Gespräch mit dem Rektor März gegeben, wo ich ihn
ersucht habe, darauf hinzuwirken, ein klares und konkretes Finanzierungsangebot
von seiner Seite auf den Tisch zu legen, sodass wir, wenn es möglich ist, alles
gemeinsam in einem Atemzuge realisieren können und nicht nur die Frage des
Baxter-Standorts.
Den Kollegen Stark möchte ich nur
anschließend an das, was Fritz Strobl gesagt hat, daran erinnern, weil es um
die Frage geht, was denn die Bundesregierung für die Klein- und Mittelbetriebe
macht. Nun, ich nehme ein Beispiel aus vielen heraus, wo ich mir denke, dass
man das auch anders hätte tun können. Es gibt die Rückvergütung der
Energieabgabe an Wirtschaftsunternehmen, übrigens - Klammer auf - zu Lasten des
öffentlichen Nahverkehrs, weil um diesen Betrag werden die Zuweisungen an die
Gemeinden für den öffentlichen Nahverkehr gekürzt. Dieser Betrag steht aber
nach der rechtlichen Konstruktion praktisch den Klein- und Mittelunternehmungen
kaum offen. Es wäre daher, wenn man schon sozusagen die Frage der Rückvergütung
auch unter dem Gesichtspunkt wirtschaftspolitischer Überlegungen angeht,
eigentlich nahe liegender gewesen, das so zu fassen, dass auch Klein- und
Mittelunternehmen darunter fallen.
Etwas anderes: Sie haben von der
Kommunalsteuer gesprochen. Die Kommunalsteuer ist eine Bundesabgabe und daher
läge es in der Hand des Bundes, dem von Ihnen gewünschten Vorschlag zu folgen.
Unser Interesse ist, dass das im Rahmen des Finanzausgleichs nicht auf den
Rücken der Länder und Gemeinden ausgeht. Aber alles andere ist sozusagen
Gestaltungsrecht des Bundes.
Das gilt übrigens auch für die in
einem anderen Zusammenhang, ich glaube von Dr Serles und auch von anderen,
erwähnte Spitalsabgabe. Das ist eine bundesrechtliche Regelung. Das jetzt der
Stadt Wien umzuhängen, ist sehr nett, sehr bequem, aber es trifft die Sache
eigentlich nicht.
Ähnliches gilt auch für die Frage
der Regulierungen, die Sie angesprochen haben, was die Netzgebühren betrifft.
Wir sind durchaus dafür, dass das klar geregelt wird. Allerdings liegt es beim
Bundesminister Bartenstein. Er ist auch von der Landeshauptleutekonferenz, also
auch von schwarzen und blauen Landeshauptleuten, aufgefordert worden, endlich
das zu tun, was seine Verpflichtung ist, nämlich Richtlinien im Verordnungsweg
zu erlassen, wie nun diese Netzgebühren zu definieren sind, weil die
Vorgangsweise des engagierten Boltz ein bisschen den Charakter der
Willkürlichkeit hat, ohne dass ich ihm das wirklich unterstellen will, aber so
ist es halt einmal.
Zu dem Thema, das Sie hier
angesprochen haben, gehört es auch, dass man dazusagt, dass etwa die
Kohlenabgabe, die neu eingeführt wird, sozusagen als reine Bundesabgabe
konstruiert wird, während die Rückvergütungen, die ich erwähnt habe, auch bei
der Kohlenabgabe vorgesehen sind und dort voll und ganz die Länder und
Gemeinden treffen. Da ist sozusagen die Balance der Hilfestellung des Bundes in
Frage, nicht nur gegenüber Wien, sondern den Ländern und Gemeinden gegenüber.
Es ist daher nicht überraschend, dass die Stimmung im Gemeindebund und im
Städtebund, was die Situation des Finanzministers betrifft, nicht gerade eine sehr
freundliche ist.
An die Adresse Margulies möchte ich nur sagen, der
Stabilitätspakt ist ein Teil des Finanzausgleichs. Wenn man den Finanzausgleich
nicht aushebeln und sagen will, wir können es uns als Bundesstaat leisten,
mittendrin - sozusagen das Bild vom reißenden Fluss - die Pferde zu wechseln
und plötzlich nach anderen Spielregelen vorzugehen - wobei ich mir denke, das
käme dem Bund sehr gelegen -, dann kann man in diesem Bereich keine Änderung
herbeiführen. Ich sage aus meiner Position wie auch der Position früherer
Finanzstadträtinnen und Finanzstadträte, wir haben das Patentrezept nicht in
der Neuverschuldung gesehen. Im Gegenteil, auch Rudi Edlinger und Gitti Ederer
haben den Weg gesucht, den Schuldenstand möglichst abzubauen, weil über die Zinsbelastungen,
die damit verbunden sind, der Spielraum, den man sich auf Dauer einhandelt,
immer enger wird. Es gibt einen Vorschlag, auf Bundesebene zu sagen,
Investitionen sind aus dem Stabilitätspakt herauszurechnen, wie das
beispielsweise für die Hochwasserentschädigungen gemacht worden ist. Das gibt
Sinn. Aber für den laufenden Betrieb ständig eine
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