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Gemeinderat, 8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 99

 

Er hat sich zweitens zu einer allgemeinen Ausschreibung von Leitungsfunktionen bekannt. Die ersten zwei waren schwierig, weil eben die Voraussetzungen, die Peter Marboe hinterlassen hat, so schwierig waren. In der Zukunft wird das sicher durchaus problemloser sein.

 

Wenn von unabhängigen Jurys gesprochen wird und wenn man weiß, dass hochkarätige Theaterexperten aus dem In- und Ausland diesen Jurys angehört haben, dann war ich es bisher gewohnt, dass die FPÖ die als "Freunderl" oder als "Freunderl von Freunderln" bezeichnet. Aber ich war es bisher nicht gewohnt, dass die ÖVP und Peter Marboe diesen Mauscheleien unterstellen. Diese Aussage müssen wir im Interesse der Experten aufs Schärfste zurückweisen, sonst wird niemand mehr bereit sein, in eine Jury hineinzugehen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Angesichts des schlechten Gewissens sollte Peter Marboe heute eigentlich schweigen, statt Tag und Nacht durch Wien zu laufen - wir wissen das ja; fleißig ist er ja, das war er immer -, um Unruhe zu stiften und Unwahrheiten zu verbreiten und sich dann auch noch hinzustellen und zu fragen: Was ist da für eine Unruhe? Was ist da für eine Sorge über die Theaterszene?, wenn er vorher alles dazu beiträgt, um Unruhe zu schaffen. Ich glaube, es wäre angesichts Ihrer Situation und Ihres schlechten Gewissens angebracht, nicht die erfolgreiche Politik des neuen Kulturstadtrats schlecht zu machen, sondern die Fehler gutzumachen, die Ihre Parteikollegen in der Bundesregierung angestellt haben. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Seit gestern Abend wissen wir nun, dass die ÖVP nicht nur nicht selbst mit ihren Kollegen in der Bundesregierung spricht, dass diese Kürzungen zurückgenommen werden, sondern wir wissen seit gestern Abend auch, dass die ÖVP und auch Peter Marboe prinzipiell dagegen sind, dass irgendjemand, nämlich konkret Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, mit der Bundesregierung über die Zurücknahme der Kürzungen und Streichungen spricht. Und das ist nun tatsächlich eine ganz wichtige Lehre, die wir aus der gestrigen Abstimmung des Wiener Budgets ziehen können.

 

Von der FPÖ wissen wir seit Jahren, dass sie für radikale Kürzungen des Kulturbudgets ist, neu ist, dass nun auch die ÖVP und Peter Marboe mit ihrem Stimmverhalten gestern Abend gezeigt haben, dass sie sich primär als Erfüllungsgehilfen der österreichischen Bundesregierung sehen und nicht als Interessenvertreter der Wiener Kunst- und Kulturschaffenden. Und das ist ganz wichtig an dieser Debatte. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Die konkreten Fragen hat ja der Stadtrat beantwortet, ich bringe nur zu einigen wenigen Fragen einige Anmerkungen. Es gab von mir nie persönliche Zusagen, keiner Person gegenüber, es gab sehr wohl von mir als Gemeinderat des 3. Bezirks immer ein konsequentes und letztlich auch erfolgreiches Einsetzen dafür, dass das Rabenhoftheater erhalten bleibt. Das haben wir geschafft, darüber bin ich sehr froh.

 

Es war das politische Engagement um den Rabenhof, es war das politische Engagement, dass der Rabenhof Theater bleibt und dass dort zeitgenössisches und aufregendes Theater gespielt wird und nicht altes Kabarett. Das war mein Engagement, dazu stehe ich, und da gibt es nichts zurückzunehmen.

 

Es gab auch keine Umgehung der Kulturabteilung und der Kulturpolitik, wie das in einer Frage steht, sondern das Problem war: Es gab bis 27. April keine Kulturpolitik, daher konnte man in Wirklichkeit auch nichts umgehen. Es gab ein kulturpolitisches Vakuum, das StR Marboe produziert hat, und in diesem kulturpolitischem Vakuum haben dann das Theater in der Josefstadt und der 3. Bezirk entschieden. Sich jetzt aufzuregen, dass nicht er entschieden hat, obwohl er vorher nichts getan hat, ist nun wirklich sehr, sehr billig.

 

Es haben beim Rabenhof letztlich die Künstlerinnen und Künstler durch ihre Arbeit entschieden, die höchst erfolgreich war. Das haben wir jetzt schon mehrmals hier ausgeführt, ich möchte nur anmerken, dass wir sehr froh und glücklich sind, dass ein Künstler des Rabenhof-Ensembles mit dem Nestroypreis als bester Nachwuchsschauspieler und Nachwuchsregisseur ausgezeichnet worden ist. Das bestätigt nur, wie richtig diese Entscheidung war. Und wir wollen auch, dass genau diese Art von Theater im Rabenhof fortgesetzt werden kann und dafür hat auch Andreas Mailath-Pokorny diese kulturpolitische Entscheidung getroffen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Als Letztes möchte ich auch noch klarstellen, dass es bei der Jury zur Bestellung der künstlerischen Leitung des Rabenhofs ernst zu nehmende Gespräche mit allen in die engere Wahl gekommenen Bewerbern gegeben hat. Das haben die Bewerber bei der Pressekonferenz auch selbst bestätigt, das haben sie auch der Jury gegenüber bestätigt und sie haben es auch gegenüber dem Stadtrat bestätigt, der, nachdem die Jury keine Entscheidung getroffen hat, sondern vier gleichwertige Konzepte vorgestellt hat, mit jedem einzelnen der vier Bewerber ein ausführliches Gespräch geführt hat. Danach hat er das gemacht, was man auch von ihm erwartet: Er hat nach diesen Gesprächen in absehbarer Zeit eine kulturpolitische Entscheidung getroffen, und wir glauben und wissen, dass das auch eine gute kulturpolitische Entscheidung war.

 

Mit all Ihren Fragen und Dringlichen Anfragen wird es Ihnen nicht gelingen, von der Nichtpolitik des Peter Marboe abzulenken, es wird Ihnen nicht gelingen, die Erfolge des Andreas Mailath-Pokorny schlecht zu machen, Sie werden vielmehr in den nächsten Wochen und Monaten erklären müssen, insbesondere den Künstlern und Kulturschaffenden in dieser Stadt, warum Sie gestern Abend nicht gegen die Kürzungen und Streichungen der Kulturförderungen der Bundesregierung gestimmt haben, und Sie werden im nächsten Jahr auch erklären müssen, warum Sie gegen die

 

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