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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 127

 

über den Wiener Film Fonds gefördert wurden. Insgesamt wurde 13 österreichischen Filmen dadurch der Kinostart ermöglicht. 20 von diesen geförderten Filmen sind im Fernsehen zu sehen gewesen, mit ganz hervorragenden Zuseherzahlen. Wiener Filmschaffende haben auch große internationale Anerkennung gefunden. Ich denke hier nur an Barbara Albert's "Nordrand" oder Michael Haneke, der in Cannes für den Film "Die Klavierspielerin" ausgezeichnet wurde.

 

Aber wenn wir über Filmförderung sprechen, kann das nicht nur eine Sache der Stadt Wien sein. Wenn Kollegin Ringler 100 Millionen S mehr für den Film Fonds fordert, ist das legitim, aber es kann auch eine Verdoppelung des Budgets eigentlich nicht die Schwächen abdecken, die es auf Bundesseite gibt.

 

Wenn StR Dr Mailath-Pokorny vorgeschlagen hat, zu einem Filmgipfel zusammenzukommen, ist das sicher ein erster Schritt, auch auf die Bundesregierung einzuwirken, mehr für den Film zu tun. Aber es ist auch notwendig, die Möglichkeiten in den anderen großen elektronischen Medien für den österreichischen Film zu verbessern.

 

Es wird heute Abend in genau einer Stunde der 33. Fernsehpreis der österreichischen Volksbildung vergeben, unter anderem an Paul Lendvai, Helene Maimann, Ulrich Seidl und an Michael Haneke. Wenn der ORF keine Möglichkeiten mehr vorfindet, gute Filme zu produzieren, weil er auf Grund der Maßnahmen der Bundesregierung finanziell ausgetrocknet wird, es zwar die Überlegung ist, dass beispielsweise die Bundesregierung nachdenkt, wie sie im Stiftungsrat Mehrheiten schafft, wenn die drittstärkste Partei, die ÖVP, die einfache Mehrheit im Stiftungsrat anstrebt, um gemeinsam mit dem Regierungspartner eine Zweidrittelmehrheit zu haben, dann ist das zu wenig, denn man müsste auch darüber nachdenken, dem ORF die Möglichkeiten zu geben, damit er die finanzielle und materielle Ausstattung hat, auch den österreichischen Film zu unterstützen und zu fördern. Das wäre für den österreichischen Film und die Wiener Filmproduzenten notwendig und wichtig. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Ich möchte fast schon zum Schluss kommend noch auf einen Bereich aufmerksam machen, der bis jetzt noch nicht im Ressort war, aber in Zukunft dem Ressort angegliedert sein wird als ganz wichtiger Bereich. Das ist die Wissenschaft in unserer Stadt.

 

Wissenschaft ist ein wichtiger Bestandteil in Wien. Wien hat acht Universitäten mit sehr hohem internationalem Ansehen, eine Akademie der Wissenschaften, die jetzt erst den 150. Geburtstag gefeiert hat, und eine Ludwig-Boltzmann-Forschungsgesellschaft mit 131 Instituten und Forschungsstellen, wobei die Stadt Wien mit 64 dieser Forschungsstellen sehr eng zusammenarbeitet. Wien war und ist immer eine Stadt gewesen, in der auch neue innovative wissenschaftliche Erkenntnisse kreiert wurden und auch Denkschulen geschaffen wurden. Ich denke nur an die wichtigen Wissenschafter, die Geschichte geprägt haben, von Alfred Adler über Ludwig Boltzmann, Karl und Charlotte Bühler, Sigmund Freud, Erwin Schrödinger, Ludwig Wittgenstein und Sie kennen viele andere mehr, aber ich möchte Sie nicht zu lange beanspruchen.

 

Es ist zweifellos eine große Stärke der Stadt Wien, dass sie es verstanden hat, auch Wissenschaft zu fördern, eine Wissenskultur aufzubauen, auch eine Begegnungsstätte in Wien zu schaffen, beispielsweise in den Wiener Vorlesungen, aber auch neue Formen des Ideenaustausches, des Gedankenaustausches, des Wissenstransfers von den Universitäten hin zur Bevölkerung. Da ist sehr viel auch über die Wiener Vorlesungen geschehen. Die Kooperation zwischen dem Wissenschaftsreferat und den Universitäten hat zweifellos eine sehr große Bedeutung. Ich denke, dass vor allem in Zusammenarbeit mit der Wiener Volksbildung, mit dem Projekt "university meets public", es auch möglich sein wird, in Zukunft die Bevölkerung noch stärker einzubeziehen.

 

Es gibt neu geschaffen eine Reihe von Fonds, die sich mit der Förderung der Wissenschaft auseinander setzen. Es sind vier Fonds, der Jubiläumsfonds für die Österreichische Akademie der Wissenschaften, der Jubiläumsfonds für die Wirtschaftsuniversität, der Viktor-Frankl-Fonds und der Fonds für die interdisziplinäre Krebsforschung. Es wäre mir ein großes Anliegen, wenn diese Fonds nicht nur in dieser Form im neuen Ressort weiter bestehen, sondern auch zusätzliche finanzielle Mittel bekommen, um die wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu transportieren und Wien mit einem Innovationsschub im Bereich der Wissenschaft und Forschung auszubauen.

 

Ich möchte zum Schluss kommend noch auf einige Punkte aufmerksam machen, die gerade in den letzten Monaten gezeigt haben, dass der neue Kulturstadtrat Dr Mailath-Pokorny auch in sehr kurzer Zeit in der Lage ist, mit Managementqualifikationen Probleme aufzugreifen und einer Lösung zuzuführen. Ich denke nur an die Diskussion über das Theater in den Außenbezirken, das viele Jahre vom Volkstheater betrieben wurde und 1954 vom damaligen Dior Leon Epp im Kulturauftrag der Arbeiterkammer für Wien gegründet wurde. Es haben in dieser Theateraktion vom Jahr 1954 bis heute mehr als 9 500 Vorstellungen mit 350 Premieren stattgefunden und fast 3 Millionen Besucherinnen und Besucher diese Veranstaltungen frequentiert. Es ist eigentlich dem Herrn Stadtrat sehr hoch anzurechnen, dass es ihm gelungen ist, in sehr kurzer Zeit diese Aktivität, die gefährdet war, zu erhalten - wofür vor allem ich als Floridsdorfer Abgeordneter, als Vertreter eines Bezirks, der flächen- und bevölkerungsmäßig groß ist und nicht einen unmittelbaren Zugang zu den Zentren des Theaterlebens hat, sehr dankbar bin -, dass die Stadt Wien mit 9 Millionen S eingesprungen ist und dass diese Theateraktion weitergeführt werden kann, zu Gunsten der mehr als 8 000 Abonnentinnen und Abonnenten und unter Einbeziehung zweier neuer Theater, nämlich der

 

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