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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 53 von 74

 

aus dem Wiener Kulturbudget hineinfließen. Damit es aber auch so bleibt und damit das eine lebendige Kulturstadt bleibt, glaube ich, sind wir uns darin einig, dass ein wesentlicher Bestandteil die autonome Kulturszene, die Off-Szene, die freie Kulturszene, ist, wie immer sie sich organisiert oder auch nicht organisiert. Ich glaube, es ist daher selbstverständlich - deshalb freut es mich im Grunde, wenn ich das richtig verstanden habe, einen Konsens feststellen zu können -, dass wir uns zu dieser Förderung weiter verstehen.

 

Ich sehe auch mit großer Freude, dass die Förderung für die Freien Gruppen in Wien sehr hoch ist. Ich kann das nur wiederum in Vergleich zum Bund setzen, wo zwar in den letzten Jahren auch einiges geschehen ist, aber die Stadt Wien, glaube ich, nicht nur in absoluten, sondern auch in relativen Zahlen sehr viel mehr macht. Ich glaube, dass wir in Zukunft, weil sich diese Szene ganz besonders gut und interessant entwickelt, dem noch ein größeres Augenmerk schenken müssen, aber auch - das ist mir immer wieder sehr wichtig - indem wir uns damit auseinander setzen. Sozusagen bedarf es dazu auch einer ernsthaften Auseinandersetzung und nicht nur der Worte darüber.

 

Ich weiß auch aus meiner langjährigen, vorherigen Tätigkeit, wie wichtig es ist, flexibel zu reagieren, möglichst rasch zu reagieren und darauf zu schauen, dass die Förderungen und die Verwaltung dieser Förderungen möglichst rasch und unkompliziert funktionieren, bei aller Transparenz, bei aller Umsicht, Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Aber ich glaube, es ist auch eine der Hauptaufgaben einer guten Verwaltung, dass sie auf die Bedürfnisse derjenigen, die das eigentlich angeht, möglichst unkompliziert, möglichst rasch und flexibel eingeht.

 

Jetzt weiß ich, dass - ich habe das auch mit großer Befriedigung gesehen - dieses Haus, dem ich jetzt die Ehre habe, vorzustehen, eine besonders gute, besonders gut funktionierende und effiziente Verwaltung hat, jedoch denke ich, dass es besonders im Bereich der Freien Gruppen notwendig ist, rasch zu reagieren. Daher auch diese Form der Beschlussfassung. Wenn hier ein bisschen so getan wird, als wüsste der Steuerzahler dann nicht, wohin das Geld fließt, so haben wir doch entsprechende Formen der Berichterstattung, des Kulturberichts, wo man das nachlesen kann. Es wird selbstverständlich auch jederzeit Auskunft gegeben. Aber ich nehme die Aufforderung und Anregung gerne mit. Wir werden uns überlegen, wie wir das noch transparenter gestalten können.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin irgendwie etwas überrascht gewesen von der Geschwindigkeit der Debatte hier, konnte mich daher, was ich ursprünglich wollte, zum Film nicht zum Wort melden. Ich bitte daher um Nachsicht, wenn ich jetzt den einen oder anderen Gedanken zum vorherigen Thema nachtrage, weil mir das besonders wichtig erscheint.

 

Wir haben hier in Wien eine gut funktionierende Filmförderung. Wir haben in Wien einen guten und vor allem auch flexibel funktionierenden Filmfinanzierungsfonds mit einem hervorragenden Leiter, dem Peter Zawrel. In Wien ist für die Filmförderung in den letzten Jahren viel geschehen.

 

Eben deshalb und weil ich glaube, dass es hier das Bewusstsein gibt, dass die audiovisuelle Industrie, also die Filmwirtschaft, aber auch alles, was rundherum noch ist, eine ganz wichtige, eine zukunftsweisende Industrie ist, die nicht nur die künstlerische Komponente, sondern natürlich auch einen großen wirtschaftlichen Faktor hat, weil hier ein solches Bewusstsein herrscht, ist es so wichtig, dass wir das hinaustragen und gemeinsam weiterarbeiten an Projekten, die wir auch schon gemeinsam begonnen haben.

 

Es würde mich sehr reizen, dem Kollegen Salcher, der jetzt leider nicht mehr hier ist, einiges zu sagen, weil im Unterschied zu ihm war ich vor einigen Jahren dabei, als es darum ging, zum ersten Mal in Österreich ein Filmförderungsgesetz zu formulieren. Im Unterschied zu ihm war ich dabei, als es darum ging, dieses Filmförderungsgesetz nach einigen Jahren zu novellieren und vor allem etwas einzuführen, was es damals noch nicht gegeben hat, nämlich eine Referenzfilmförderung. Im Unterschied zu ihm war ich dabei, als es bis vor zwei Jahren, unmittelbar bevor die neue Bundesregierung ins Amt gekommen ist, sehr erfolgreiche und sehr weit führende Gespräche zur Zukunft des österreichischen Films gemeinsam mit der Filmwirtschaft, mit dem ORF, mit den Bundesstellen und mit den Wiener Stellen gegeben hat. Das war so etwas, was in diesen Tagen zu Recht von den Filmschaffenden wieder eingefordert wird, nämlich einfach das Bedürfnis, zu sagen, wenn so viele der Einsicht sind, dass für den Film etwas getan werden muss, dann setzen wir uns doch zusammen, definieren das, suchen das noch einmal, was ohnedies schon lang, häufig und zahlreich formuliert wurde, wieder zusammen und überlegen wir uns gemeinsam, wie es weitergehen soll.

 

Das bedeutet aber natürlich auch, dass das, was derzeit in Bezug auf den ORF diskutiert wird, für die österreichische Filmwirtschaft katastrophal ist. Das bedeutet auch, dass die Filmkürzungen - das tut mir Leid, aber das ist nun einmal leider in den eineinhalb Jahren geschehen, über 30 Prozent - katastrophal für den österreichischen Film sind.

 

Ich sage das an dieser Stelle, weil das natürlich auch - das lässt sich ja nicht trennen - den Wiener Film betrifft und die Filmstadt Wien natürlich so gut oder so schlecht wie das gesamte Umfeld der Region und des Landes Österreich ist. Sie alle wissen, dass die Filmwirtschaft etwas ist, das nicht nur ein Inseldasein haben kann. Ich meine - deshalb meine Intervention hier -, ich lade noch einmal, auch von dieser Stelle aus, alle ein, wir sollten uns zusammensetzen und nicht einfach vor dem Gespräch fliehen und Angst davor haben, aus welchen Gründen auch immer. Es

 

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