2.5.2.K1 |
Gestapo: Erkennungsdienstliche Kartei |
1938-1945 |
Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Wien |
Die Geheime Staatspolizei, auch kurz Gestapo genannt, war ein kriminalpolizeilicher Behördenapparat und die politische Polizei in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie besaß weitreichende Machtbefugnisse bei der Bekämpfung politischer Gegner.Die Wiener Gestapo war mit rund 900 Mitarbeitern die größte Gestapo-Dienststelle in der Zeit des Nationalsozialismus. Tag für Tag wurden hier bis zu 500 Menschen zur Einvernahme vorgeladen oder nach erfolgter Verhaftung eingeliefert. Insgesamt dürften mindestens 50.000 Personen in die Mühlen von Wiens Gestapo geraten sein. Hier spiegelten sich die gegen jedes oppositionelle und non-konforme Verhalten gerichteten Gesetze des nationalsozialistischen Regimes: Arbeitsunwilliges Verhalten, Abhören von feindlichen Sendern, Geschlechtsverkehr mit Kriegsgefangenen, homosexuelle Beziehungen, Verstöße gegen antijüdische Vorschriften, kommunistische oder staatsfeindliche Betätigung bis zu Vorbereitung zum Hochverrat. Registrierkarten von später prominent gewordenen Gestapo-Häftlingen, wie jene des Justizministers Christian Broda oder der Architektin Margarethe Schütte-Lihotzky, finden sich darunter. |
Die Aufnahmen wurden im Polizeigefangenenhaus an der Roßauer Lände gemacht, wo auch die Kartei gelagert wurde. Laut Zeitzeugenberichten (Johann Landauer) wurden nach dem Krieg vereinzelt Fotos entnommen und den Betroffenen übergeben. Die restliche Vorgeschichte der Kartei ist unbekannt. Die Kartei wurde 2001 im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands eingescannt und in einer Datenbank erfasst. Die Kartei war ursprünglich zum Bestand WStLA, Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) - Gauakten (2.7.1.4) als K 4 geordnet, mit der Übersiedelung in den Gasometer (August 2001) aber als K 1 im Bestand GESTAPO von Martin Stürzlinger neu signiert. |
1975 gemeinsam mit den Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) - Gauakten (Bestand 2.7.1.4) von der Bundespolizeidirektion Wien übergeben (Archivzahlen A 17/75, A 619/74, Acc.Nr. 4923). |
Die Kartei verzeichnet Personen, die von der Gestapo festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt wurden. Circa 12.000 Menschen wurden erfasst. Die einzelnen Karteikuverts enthalten ein Erfassungsblatt mit folgenden Informationen: Name, Geburtsdatum, Adresse, Haftgrund, Fingerabdruck, eine Personenbeschreibung, Indexnummer der Aufnahme und die Nummer des Personalaktes der entsprechenden Gestapo Abteilung In fast jedem Kuvert befinden sich noch die drei klassischen Polizeiportraits: der/die Verdächtige im Profil, en face und in Halbseitenansicht. Von Homosexuellen fertigte man zusätzlich Ganzkörperaufnahmen an.
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Die Kartei umfaßt heute 11124 Namen müßte aber umfangreicher gewesen sein. Es ist nicht bekannt, wie der Verlust der restlichen Karteikarten eingetreten ist. |
Abgeschlossen |
Alphabetisch nach Familiennamen. |
Gleitende Archivsperre 30 Jahre [§§ 9 (1) und 10 (1) Wr.ArchG] abgelaufen; in Einzelfällen erweiterte Schutzfrist für personenbezogene Daten [§ 10 (2) Wr.ArchG]; Einsichtsrechte für Betroffene [§ 11 Wr.ArchG]. Bestellung: Einzeln erschlossen, daher einzeln zu bestellen. |
31.12.9999 |
Reproduktion unter Einhaltung von Zugangsbestimmungen möglich. Für die Herstellung von Reproduktionen auf Auftrag gelten die Tarife für die Benutzung von Archivgut und Leistungen des Archives (Beschluss des Gemeinderats vom 24.10.2014, 02698-2014/0001-GK). Vom Wiener Stadt- und Landesarchiv hergestellte Digitalisate werden für die Weiterverwendung für nichtkommerzielle Zwecke gebühren- und genehmigungsfrei zur Verfügung gestellt: CC BY-NC-ND 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de. Bezeichnung: "Quelle: WStLA". |
Deutsch |
Elektronische Namensliste, veröffentlicht in WAIS für den internen Gebrauch. Zum Teil veröffentlicht vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands www.doew.at. |
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands: einige Fotos; Bundesarchiv Berlin, Tagesrapporte der Gestapo: Tägliche Tätigkeitsberichte der Gestapo Wien. |
Franz Weisz, Die Geheime Staatspolizei. Staatspolizeistelle Wien 1938-1945 (Philosophische Dissertation, Wien 1991), Ferdinand Opll, Die "Gestapo-Kartei" (und andere sensationelle Funde im Archiv). Refelexionen zum Thema "Finden und Entdecken" in Archiven. Scrinium 55 (2001), 591ff. Thomas Mang, "Gestapo-Leitstelle Wien - Mein Name ist Huber". Wer trug die lokale Verantwortung für den Mord an den Juden Wiens? (Schriftenreihe des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands zu Widerstand, NS-Verfolgung und Nachkriegsaspekten, Band 1; Münster 2003). |
Beschreibung von Martin Stürzlinger 2004, Überarbeitung von Michaela Laichmann 2017. |
Freigabe durch BearbeiterIn |
12. 8. 2004 |
lai |