Am 4. 5. 1926 wurde in Wien von Richard Suchenwirth die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP, Hitlerbewegung) neu gegründet, nachdem bereits seit 1904 deutschnational-sozialistische Bewegungen bestanden hatten (Deutsche Arbeiterpartei, Deutsche Nationalsozialisitische Arbeiterpartei, Deutschsoziale Wien, Schulzgruppe). Sie ordnete sich völlig der Partei im Deutschen Reich unter und bestellte nach dortigem Vorbild eine Landesleitung, ab 1927 in jedem Bundesland einen Gauleiter und verfügte 1931 bis 1934 in Theo Habicht über einen deutschen "Gauinspektor". Die Partei baute stetig ihre Organisation und die Wehrformationen (Sturmabteilungen = SA, Schutzstaffeln = SS) aus. 1932 konnte sie bei Landtags- und Gemeinderatswahlen in Wien, Niederösterreich und Salzburg erstmals große Erfolge erzielen. Nach einem Attentat auf Mitglieder der Hilfspolizei wurde die NSDAP am 19. 6. 1933 verboten, ging in die Illegalität und versuchte, durch verstärkten Terror Österreich zu destabilisieren. Der Juliputsch vom 25. 7. 1934 gipfelte in der Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Aus geflüchteten Nationalsozialisten wurde in Deutschland die Österreichische Legion gebildet., eine paramilitärische Einheit, deren Mitglieder aber nach ihrer Rückkehr 1938 in Österreich keine besondere Bedeutung mehr erlangten. Die Partei wurde ab 1936 zunehmend vom Deutschen Reich aus gesteuert, während die regionalen Führer in Österreich ins Hintertreffen gerieten. Die NSDAP Hitlerbewegung des Gaus Wien war in der Zeit bis zu ihrem Verbot 1933 bereits eine durchorganisierte, propagandistische politische Partei. Sie war in acht Hauptabteilungen und angeschlossene Verbände unterteilt. Der Hauptsitz der Gauleitung Wien befand sich von 1931 bis 1933 im „Adolf Hitlerhaus in Wien 6., Hirschengasse 25. Alfred Eduard Frauenfeld war ab 1.1.1930 bis zum Verbot 1933 Gauleiter von Wien, er nahm den Vorsitz der Hauptabteilung I ein, ihm zur Seite standen ein Gauinspektor und ein Gaugeschäftsführer. Die Hauptabteilung II betraf die „Kassenverwaltung, Hauptabteilung III - Wohlfahrtswesen und Kommunalpolitik, Hauptabteilung IV - Wirtschaftspolitik, Hauptabteilung V - Landwirtschaft, Hauptabteilung VI - Betriebszellen, Hauptabteilung VII - Werbung, Hauptabteilung VIII - Untersuchungs- und Schlichtungsausschuss. Als Verbände waren angeschlossen: SA, SS-Standarten, Hitlerjugend, Bund deutscher Mädchen (BDM) und Jungmädelschaft im BDM. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich am 11.3.1938 wurde das Land auf Anordnung des Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich Joseph Bürckel vom 31.5.1938 in sieben Reichsgaue eingeteilt. Wenn einander staatliche Verwaltungsgebiete und Hoheitsgebiete der NSDAP auch nicht gänzlich deckten (Beispiel Vorarlberg) so stand die Aufteilung Österreichs in „Parteigaue doch mit der territorialen Organisierung der NSDAP in engstem Zusammenhang. Der Reichsgau Wien umfasste das bisherige Stadtgebiet und Teile Niederösterreichs, Wien verlor seine Hauptstadtfunktion. Die NSDAP wurde von Reichskommissar Bürckel, der mit Anfang Februar 1939 Gauleiter von Wien wurde, nach der Volksabstimmung vom 10.4.1938 reorganisiert, sie wurde die einzige und allein regierende Partei. Sie bestand in Wien aus der Gauleitung Wien, Gauämtern, Kreisleitungen, Ortsgruppen und angeschlossenen Organisationen. Die Gauleitung Wien wurde ins sogenannte Gauhaus (=heute Parlament) verlegt. Die Gauleitung bestand aus Gauleiter, dessen Stellvertreter, der Adjudantur und dem Gaugeschäftsführer. Die Gauämter, darunter Gauorganisationsamt, Gauschulungsamt, Gaupersonalamt, Reichspropagandaamt, Gauschatzamt, Rassenpolitisches Amt, Gauamt für Volksgesundheit, Gauamt für Sippenforschung, waren zum Teil im Gauhaus, zum Teil in anderen Gebäuden der Innenstadt untergebracht, hatten jeweils einen Gauamtsleiter und waren in zahlreiche Hauptstellen, Stellen, Dienststellen und Fachbereiche unterteilt. Mit der Gaueinteilung wurden auch die NSDAP Kreise neu organisiert. Ab 11.2.1939 bestanden im Gau Wien zehn Kreise, wobei jeweils ein Kreis mehrere Wiener Gemeindebezirke, sowie die eingemeindeten niederösterreichischen Gemeinden umfasste. Die zehn Kreisleitungen der Wiener Bezirke 1 bis 22, sowie der nach Wien eingemeindeten Bezirke von Niederösterreich (Bezirke 23 bis 26) gliederten sich wiederum in eigene Verwaltungseinheiten mit Kreisleitungen, Geschäftsführungen, Organisationsämtern, Personalämtern, Wirtschaftsämtern, Schulungsämtern, Propagandaämtern, Abteilungen für Kassawesen, Pressewesen. Ein Kreis hatte durchschnittlich etwa 30 bis 35 Ortsgruppen, denen die Ortsgruppenleiter vorstanden. Eine Ortsgruppe bestand aus einzelnen Zellen, die Zellen wiederum bestanden aus Blocks. Den einzelnen Blocks standen mehrere Blockhelfer vor, sodass auf einen Blockhelfer etwa 30 bis 40 Einwohner kamen. Die NSDAP Wien hatte zudem zahlreiche Untergliederungen: SA-Gruppe Donau, SS-Abschnitt Donau, NS-Kraftfahrkorps (NSKK), NS-Fliegerkorps (NSFK), Hitler-Jugend (HJ), NSD-Dozentenbund, NSD-Studentenbund, NS-Frauenschaft. Die angeschlossenen Verbände waren: Die deutsche Arbeitsfront - Gauverwaltung Wien, NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude, NS-Volkswohlfahrt (NSV), Reichsbund der Deutschen Beamten (RDB), NS-Lehrerbund (NSLB), NS-Rechtswahrerbund (NSRB), NS-Kriegsopferversorgung (NSKOV), NS-Bund Deutscher Technik (NSNDT) und NSD-Ärztebund. Das Verfassungsgesetz über das Verbot der NSDAP vom 8.5.1945 bedeutete das Ende der NSDAP in Österreich (Staatsgesetzblatt für die Republik Österreich, 13/1945).
(WStLA, Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei: Gauleitung Wien - Dokumentation (2.7.1.9), A1/1: Geschäftsordnung für die Gaugeschäftsstelle der NSDAP-Hitlerbewegung Gau-Wien. Gerhard Botz, Wien vom Anschluss zum Krieg. Nationalsozialistische Machtübernahme und politische Umgestaltung am Beispiel der Stadt Wien 1938/1939, 1978. Handbuch des Reichsgaues Wien, 63/64, 1941 und 65/66, 1944. Kurt Pätzold und Manfred Weißbecker: Geschichte der NSDAP 1920 bis 1945, 2002. Emerich Talos, Von der Liquidierung der Eigenstaatlichkeit zur Etablierung der Reichsgaue der „Ostmark: In NS-Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch, 2000). |