3.3 Gesprächs- und Streitkultur fördern
Es ist wichtig, offen zu kommunizieren und die Gesprächspartner*innen als gleichberechtigt zu begreifen. Aushandlungen und Kompromisse sind Teil von demokratischen Entscheidungsprozessen, für die jeweils geeignete Beteiligungsräume und zeitliche Rahmen vorgesehen sind. Dadurch werden Gesprächs- und Streitkultur gefördert, neue Kompetenzen aufgebaut und Diskussionskulturen erprobt. Auch niederschwellig erreichbare Beratungs- und unabhängige Ombudsstellen können eine gleichberechtigte Lösungsfindung entscheidend unterstützen. Denn sie prüfen mit ihrer fachlichen Expertise Anregungen der Wiener*innen, unterstützen diese gegebenenfalls und tragen so zu einer direkten Beteiligung bei.
Darum geht’s!
- Kommunikationswege und Beteiligungsformate entwickeln, die es allen ermöglichen, sich aktiv an einer demokratischen Diskussion zu beteiligen.
- Den Wiener*innen Schulungen und Workshops zum Thema Demokratie und Beteiligung anbieten.
- Das Gefühl der Zugehörigkeit zur Stadt Wien stärken. Und damit auch die Bereitschaft steigern, für ein gutes Miteinander Verantwortung zu übernehmen.
- Unabhängige Stellen stärken und damit u.a. das niederschwellige Angebot an Unterstützung und Beratung bei Anliegen oder in Konfliktsituationen ausbauen.
Unsere Ziele: Was wir erreichen wollen
Dialoge führen: Ein Dialog ist eine Wechselrede zwischen unterschiedlichen Personen oder Gruppen. Das heißt, alle kommen zu Wort und hören den anderen zu. In einer von Vielfalt geprägten Stadt wie Wien gibt es unterschiedliche Meinungen und Interessen. Nicht alle Wünsche können immer in gleicher Weise berücksichtigt werden. Alle an einem Projekt Beteiligten definieren, was sie unter guter Gesprächs- und Streitkultur verstehen. Stadtpolitik und -verwaltung leben dies bereits in Gremiensitzungen der Stadt vor. Im Dialog mit den Wiener*innen nehmen sie eine offene und lösungsorientierte Haltung ein. Bei Bedarf können Dialoge auch professionell begleitet werden.
Lösungen suchen: Alle an einem Projekt Beteiligten sind zu Kompromissen bereit. Das heißt, sie versuchen gemeinsame Lösungen zu finden, auch wenn sie unterschiedliche Meinungen haben. Unterschiedliche Einstellungen zu einem Thema werden offen angesprochen, Missverständnisse so schnell wie möglich aufgeklärt und Probleme konstruktiv gelöst. Zu diesem Zweck werden Regeln für einen guten gemeinsamen Umgang (z.B. mit Hilfe von Moderator*innen) festgelegt.
Schulungen anbieten: Die Stadt Wien setzt zielgruppengerechte Lehrgänge, Schulungen und Workshops zum Thema Demokratie und Beteiligung um, die je nach Bedarf und Möglichkeit online und offline stattfinden. Dafür werden digitale Kanäle, bestehende Anknüpfungspunkte im Alltag der Menschen und Multiplikator*innen zur Bewerbung dieser Angebote genutzt. Das heißt, es gibt für Menschen jeden Alters Möglichkeiten, an einer guten Gesprächs- und Streitkultur zu arbeiten und sich auszuprobieren. Angeboten werden Schulungen zu Themen wie Konfliktfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Entscheidungskompetenz, zur gewaltfreien Kommunikation und Moderation, zum aktiven Zuhören oder zu Strategien der Konfliktlösung.
Unterstützer*innen stärken: Die Wiener*innen haben Zugang zu Beratungsstellen, Interessensvertretungen und Vereinen sowie hilfreichen methodischen Werkzeugen und ausgebildeten Expert*innen. Diese beraten sie bei gesonderten Anliegen und unterstützen sie in Gesprächen oder Konfliktsituationen vor Ort. Bereits vorhandene niederschwellige, vertrauliche und kostenlose Beratungsmöglichkeiten zu speziellen Themen werden gestärkt. Peer-Beratungen werden genutzt, um geeignete Lösungen zu finden. Aber auch fachkundige Moderator*innen und Mediator*innen helfen bei Bedarf, Diskussionen zu begleiten. Sie stellen sicher, dass alle Beteiligten gehört und gegensätzliche Positionen vermittelt sowie ausgeglichen werden.
Darauf bauen wir auf
Wiener Vorlesungen: Die Wiener Vorlesungen sind ein Veranstaltungsformat der Stadt Wien, das bereits seit 1987 den persönlichen Kontakt mit Fachexpert*innen aus der Wissenschaft ermöglicht. Die Veranstaltungen finden auf Einladung des Wiener Bürgermeisters und der Kultur- und Wissenschaftsstadträtin statt. Alle Wiener Vorlesungen können jederzeit und kostenlos über die Website abgerufen werden. Im letzten Jahr fanden Diskussionen zu den Themen Demokratie in Gefahr, digitale Debatten und politische Manipulation statt.
Klima-Mosaik: Das Klima-Mosaik des Projekts Wiener Klimateam ist ein Wissensspiel, bei dem die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels in der Stadt Wien spielerisch erlernt werden. Auch die Ziele des Wiener Klimafahrplans werden damit näher erklärt. Darin geht es um die Umsetzung von Maßnahmen, die dem Klimaschutz und der Klimaanpassung in der Stadt dienen, die Stadtpolitik und -verwaltung besonders wichtig sind. Denn die Stadt Wien möchte bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden.
Konfliktvermittlung: Die Organisation wohnpartner kümmert sich um die Bewohner*innen im Gemeindebau durch Gemeinwesenarbeit, Konfliktmanagement und lokale Vernetzung (z.B. Mieterbeiräte). Besonders wichtig ist, das nachbarschaftliche Miteinander zu stärken. Deshalb gibt es Angebote zur Konfliktvermittlung im Wohnumfeld. Jugendliche und Erwachsene werden unterstützt, vorhandene Konflikte (z.B. lautes Musikhören, Rauchen im Flur oder Nutzung von Innenhöfen) in Gesprächen zu lösen. Besonders schwierige Fälle werden von Mediator*innen begleitet.
Demokratie-Café: Auch die Bildungsarbeit gehört zu den vielen Aktivitäten von wohnpartner im Gemeindebau. So wurde das Demokratie-Café im Jahr 2024 ins Leben gerufen, um die Bewohner*innen über die Wahlen in Österreich und die Mitbestimmungsmöglichkeiten in einer lockeren Atmosphäre zu informieren und sie dafür zu motivieren. Denn wenn die Menschen in Wien wählen gehen, wird demokratische Mitbestimmung im Alltag gelebt.
FAIR-PLAY-TEAMS: Mit den FAIR-PLAY-TEAMS unterstützt die Stadt Wien seit 2010 das Zusammenleben in den Wiener Bezirken. Sie sprechen mit den Wiener*innen im öffentlichen Raum und verbessern das gegenseitige Verständnis bei Streit. So lernen die Wiener*innen ihre Bedürfnisse mitzuteilen und aufeinander Rücksicht zu nehmen. Die Teams sind für alle Altersgruppen da und leisten einen entscheidenden Beitrag, um ein respektvolles und inklusives Lebensumfeld für alle Menschen in der Stadt zu schaffen.
Unabhängige Ombudsstellen: In der Stadt Wien gibt es zu unterschiedlichen Themen unabhängige Stellen, die die Wiener*innen kostenlos beraten und bei Bedarf ihre Interessen vertreten sowie zu Lösungen in Konfliktsituationen beitragen. Dazu gehören u.a. die Wiener Umweltanwaltschaft, die Wiener Tierschutzombudsstelle, die Dienststelle der Gleichbehandlungsbeauftragten, die externe Meldestelle für EU-Rechtsverstöße, der unabhängige Bedienstetenschutzbeauftragte, die Wiener Pflege- und Patient*innenanwaltschaft und die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft.