5.3 Vielfältiges Beratungs- und Serviceangebot
Aufbau einer zentralen Anlaufstelle
Im Kontext der Umsetzung des Artikels 16 der EU-Richtlinie 2018/2001 zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen hat die Stadt Wien eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet. Die Umsetzung der Anlaufstelle erfolgte durch eine Novelle des Wiener Energie- und Klimarechts-Umsetzungsgesetzes 2020 (WERUG 2020), welche am 23. Juni 2022 im Wiener Landtag beschlossen wurde. Mit der Aufgabe der zentralen Anlaufstelle wurde UIV betraut. Die Anlaufstelle wurde 2022 unter dem Namen „Kompetenzzentrum Erneuerbare Energie“ eingerichtet und ab Jahresbeginn 2024 als „Beratungsservice der Klima- und Innovationsagentur Wien“ weitergeführt.
Aufbau und Betrieb des Beratungsservice erfolgten zweistufig: In einer ersten Stufe bis Ende 2023 wurden die Leistungen des Beratungsservice aufgebaut, erweitert und für die Skalierung weiterentwickelt. Seit 2024 erfolgt die Umsetzung im Regelbetrieb auf Basis der im Pilotbetrieb gewonnenen Erfahrungen und der konkreten Anforderungen der Zielgruppen.
Im Sinne eines effektiven, nutzungsfreundlichen Service wurde ein Bündel an Maßnahmen gesetzt: von individuellen Beratungsangeboten für Privatpersonen und Wiener Betriebe auf Anfrage („reaktive“ Service-Komponente) bis hin zu maßgeschneiderten Maßnahmen mit Hebelwirkung („proaktive“ Service-Komponente) für Zielgruppen mit großen Flächen und Potenzialen (zum Beispiel Bauträger, Hausverwaltungen und Handelsketten).
Diese Leistungen werden durch einen umfassenden Informations- und Öffentlichkeitsauftritt unterstützt. Informationen zu den wichtigsten Schritten am Weg zur erneuerbaren Energieanlage werden auf der Website erneuerbare-energie.wien bereitgestellt.
Beratung mit Wirkung
Im Zeitraum von 2022 bis Ende 2025 wurden insgesamt rund 850 Eins-zu-Eins-Beratungen vom Beratungsservice der Klima- und Innovationsagentur Wien durchgeführt. Während Erstberatungen von Privaten vor allem der Orientierung dienten, sind die Gespräche mit Bauträgern, Betrieben und Hausverwaltungen meist intensiver und auf konkrete Umsetzungsfragen ausgerichtet.
Das Beratungsangebot von UIV bietet nicht nur einen kostenfreien Service für alle Zielgruppen, es entlastet gleichzeitig die zuständigen Dienststellen der Stadt Wien bei ihren Informationstätigkeiten. Zusätzlich hat UIV im Rahmen der Wiener Sonnenstrom-Offensive seit 2021 zahlreiche weitere Formate initiiert und begleitet, um den Austausch zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern und den Ausbau von Photovoltaik in Wien gezielt voranzutreiben.
Zu Beginn des Programms fanden zehn stadtinterne Diskursworkshops statt – etwa zu Themen wie der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren, der Nutzung stadteigener Flächen, den Potenzialen auf Frei- und Sonderflächen oder der Integration von PV-Anlagen ins Stadtbild. Dabei standen interne Abstimmungen, die Entwicklung praktikabler Lösungen und der Wissenstransfer zwischen den beteiligten Dienststellen im Mittelpunkt.
Ergänzend dazu wurden vier Webinare und Online-Akademien für Wiener Betriebe und PV-Firmen durchgeführt, die aktuelle Entwicklungen kompakt aufbereiteten und einer breiten Fachöffentlichkeit zugänglich machten. Themen wie die neuen Wiener PV-Förderungen oder die Anpassung der Wiener Bauordnung zeigten, wie praxisnah und verständlich Fachwissen vermittelt werden kann.
Zwischen Oktober 2022 und November 2023 fanden zudem Einzelgespräche mit rund 20 PV-Unternehmen aus Wien und Niederösterreich statt, um Chancen, Herausforderungen und neue Ansätze für den PV-Ausbau in Wien zu identifizieren. Der enge Kontakt mit der Branche ist ein großes Anliegen der Wiener Sonnenstrom-Offensive, um Feedback zu den gesetzten Maßnahmen zu erhalten und zu hinterfragen, wo es Entwicklungspotenzial für das Programm gibt.
Photovoltaik-Fördersprechstunde
Mit dem Start der Förder-Offensive 2024 wurde das Beratungsangebot weiter ausgebaut. Ein neues Format war dabei eine tägliche Photovoltaik-Fördersprechstunde, die in Eins-zu-Eins-Gesprächen persönliche Beratung zu allen Fragen rund um die Wiener Landesförderungen bietet.
Der 1, 2, 3 Sonnengutschein
Der Großteil des Wiener Gebäudebestandes besteht aus mehrgeschoßigen Wohnbauten. Für den Umstieg Wiens auf erneuerbare Energien ist es daher besonders wichtig, auf diesen Gebäuden PV-Anlagen zu errichten. Mehrgeschoßige Wohnbauten sind aber häufig im Besitz mehrerer Privatpersonen. Daher sind die Koordination von PV-Projekten, die Erlangung der Zustimmung aller Eigentümer*innen und die Umsetzung einer gemeinschaftlichen PV-Anlage meist komplizierter als bei Einfamilienhäusern. Mit dem „1, 2, 3 Sonnengutschein“ unterstützt die Stadt Wien kostenlos Wohnungseigentumsgemeinschaften, Hausverwaltungen und Gebäudeeigentümer*innen bei der Umsetzung von gemeinschaftlichen PV-Anlagen. Ziel ist es, den Ausbau von Sonnenstrom auf mehrgeschoßigen Wohnbauten zu fördern und so die Energiewende in der Stadt voranzutreiben.
Der „1, 2, 3 Sonnengutschein“ startete am 7. Jänner 2025 in einer ersten Phase, die bis März 2026 angesetzt ist. Er ist in drei Module gegliedert:
Sonnengutschein 1: Machbar am Dach?
- Ersteinschätzung zu technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen einer PV-Anlage auf dem Gebäude.
Sonnengutschein 2: Machbar für uns?
- Entscheidungsbegleitung durch Expert*innen der Klima- und Innovationsagentur Wien, inklusive Präsentation der Einschätzung und Beantwortung offener Fragen.
Sonnengutschein 3: Einfach machbar!
- Konkrete Unterstützung bei der Umsetzung: von der Preisgestaltung über Verträge bis zur Verrechnung.
Die Beratungsmodule konnten einzeln oder im Paket genutzt werden. Insgesamt konnte ein großes Interesse am „1, 2, 3 Sonnengutschein“ verzeichnet werden:
- 378 Registrierungen
- 102 Projekte als förderbar bestätigt
- 88 Erstberatungen durch UIV haben stattgefunden
- 56 Ersteinschätzungen wurden beauftragt (Modul 1)
- 60 Projekte befinden sich aktuell in der Entscheidungsbegleitung (Modul 2)
- 4 Projekte befinden sich in der Umsetzungsbegleitung (Modul 3)
Der „1, 2, 3 Sonnengutschein“ wird im Auftrag der Abteilung Energieplanung durch UIV abgewickelt. Nach Abschluss der ersten Phase im März 2026 soll eine umfassende Evaluierung stattfinden.