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Landtag, 14. Sitzung vom 23.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 37 von 83

 

brauchen in den PVEs auch Wundmanagement, wir brauchen Diabetesberatung, wir brauchen verschiedenste, auch pflegerische Dinge in vielen Bereichen, auch Sozialarbeit in Wirklichkeit, um gleich auf einem Punkt sozusagen helfen zu können, wenn es Fragen gibt. Die Ärztinnen und Ärzte werden nämlich auch sehr viel zu der sozialen Situation gefragt, und man kriegt oft Fragen wie: Wie soll ich da tun? Wie kann ich dazu kommen, dass ich vielleicht früher in Pension gehen kann, wenn ich so schwer krank bin?, und so weiter, und so fort. Das wäre also eine wichtige Sache, da auch eine Beratungstätigkeit anbieten zu können.

 

Ich möchte zum nächsten Punkt unter dem Titel Kommunikation kommen. Was mir ganz wichtig ist, festzuhalten, ist, dass Patientinnen und Patienten schon auf Grund ihres Patientenstatus in einer schwierigen Situation sind. Wenn man eine Krankheit hat, wenn man sich nicht gut fühlt, dann ist man auch psychisch vulnerabler - das ist eigentlich logisch. Daher ist es selbstverständlich für mich, dass dem Gesundheitspersonal, egal, wo es situiert ist, ob als Arzt, Ärztin, ob als Pflegepersonal oder als Verwaltungspersonal am Schalter, bewusst sein muss, und das muss man auch einfordern und begleiten, dass man besonders vorsichtig und freundlich, höflich, empathisch mit Patientinnen und Patienten umgehen muss. Viele der Beschwerden, die wahrscheinlich auch du bekommst, aber auch, wenn man es als Politikerin erzählt bekommt, oder wenn man ein bisschen zuhört, wenn PatientInnen im Wartezimmer warten, sind dadurch begründet, weil die Wertschätzung nicht entgegengebracht wurde, die einem kranken Menschen entgegengebracht werden muss. Da, glaube ich, wären auch die zuständigen Stellen, ich denke jetzt an die diversen Ombudsstellen in den Krankenanstalten, besonders wichtig. Es gibt ja fast in jeder Krankenanstalt, egal, welcher Trägerschaft, Ombudsstellen. Da habe ich immer wieder den Eindruck, weil sich ja Patientinnen und Patienten bei mir beschweren, dass ein Beschwerdebrief über eine Situation, die unangenehm rübergekommen ist - wenn man also irgendwo scharf angegangen worden ist, dass man rausgehen soll und man da nicht sitzen darf, und was weiß ich, was, solche Kleinigkeiten an sich -, dann dazu geführt hat, dass man sich so missachtet gefühlt hat, dass man sagt, die Behandlung war eigentlich nicht gut, oder, ich gehe da nicht mehr hin.

 

Es werden Beschwerdebriefe geschrieben, und dann wird das recherchiert. Das ist natürlich völlig logisch, dass man das macht und hinterfragt, was da war, aber wenn man dann schreibt, dass etwas nicht so war - also als Zusammenfassung: es war eh alles richtig, alles wurde richtig gemacht -, dann kann man meiner Meinung nach die Ombudsstelle eigentlich zusperren. Man muss dann, glaube ich, zusätzlich diesen Menschen, der sich beschwert hat, auch in irgendeiner Form anhören und das mit ihm besprechen. Das wird vielleicht nicht in jedem Fall gehen, aber man muss dann halt jene herausfiltern, bei denen man das Gefühl hat, dass man das durch ein wertschätzendes Gespräch klärt. Ich würde sagen, eine Entschuldigung ist eigentlich nie fehl am Platz. Wenn der Patient oder die Patientin sich im Umgang miteinander schlecht behandelt gefühlt hat, dann kostet es ja bitte nichts, finde ich, es ist ja eine Selbstverständlichkeit, dass man dann vielleicht dort anruft und sagt, es tut mir leid, dass Ihnen das widerfahren ist, und vielleicht auch ein paar Worte des Trostes beziehungsweise der Erklärung spricht. Dann ist das ausgeräumt. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass das meistens hilft. Das wäre eigentlich, glaube ich, auch Aufgabe von Ombudsstellen, das so zu handhaben.

 

Ich komme zu einem wichtigen Bereich, der mir aufgefallen ist, unter dem Titel Privatspitäler. Es mangelt vielerorts an intensivmedizinischer Infrastruktur und Intensivbetten in Privatspitälern. Da war ein Vorfall, der sozusagen exemplarisch in dem PatientInnenanwaltschaftsbericht beschrieben wurde. Ich kann nur sagen, das kenne ich auch, das kann man nur unterstreichen. Es handelte sich um einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule in einem Privatspital. Ein Belegarzt hat die Operation gemacht. Es kam zu einer Perforation der Speiseröhre. Es wurde das bildgebende Verfahren nicht gleich gemacht, sondern etwas verzögert, oder länger verzögert. Es war dann eine neuerliche Operation notwendig. Der Patient oder die Patientin wurde an eine Zwischenintensivstation, eben eine Intermediate Care, verlegt, keine Intensivstation, war intubiert, fünf Tage dort und musste dann weitere zehn Tage auswärts in einem anderen Spital auf einer Intensivstation sein und wurde eben von diesem Privatspital verlegt. Da muss man sich überlegen, was da für Folgeschäden waren. Es waren zumindest Nachwirkungen, Folgeschäden wahrscheinlich auch, davon gehe ich aus. Ich denke, das ist eigentlich keine gute Geschichte. Und das ist ja nicht ein Mal, sondern das kommt immer wieder vor, und es findet den Niederschlag aber meistens nicht bei dir, weil die Patientinnen und Patienten froh sind, dass sie es überlebt haben und nicht mehr daran interessiert sind.

 

Ich habe diesbezüglich oft Gespräche geführt. Wir haben eine Patientin aus einem Privatspital, bei der eine einfache Untersuchung, eine Darmspiegelung, gemacht wurde, und diese ist dann schiefgegangen. Es war eine massive Blutvergiftung bei diesem Patienten oder Patientin, und diese wurde übersehen. Die Patientin war nicht mehr ansprechbar. Irgendwie haben dann die Angehörigen erreicht, dass sie in einem anderen Spital angerufen haben und dort wurde sofort eine Aufnahme zugesagt. Es hat dann weitere drei Stunden gedauert, bis dieser Patient oder diese Patientin dort eingetroffen ist mit der Begründung, dieses Privatspital wollte die Kosten für die Rettung nicht übernehmen. Das heißt, man hat dort über die Rettung gestritten - wer zahlt die Kosten -, anstatt zu sagen, das klären wir vielleicht nachher, und zu schauen, dass die Patientin oder der Patient sehr schnell in dieses rettende Spital kommt. Dort war es dann so weit, dass man eine riesige Notoperation machen musste mit Entfernung von Teilen des Darms, der Blase, mit einem lebenslänglichen künstlichen Ausgang, und so weiter, und so fort.

 

Diese Patientin habe ich versucht zu überzeugen, sich eine Entschädigung zu holen - dazu kommen wir dann noch, das hast du ja aufgedeckt. Wenn man sich

 

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