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Landtag, 6. Sitzung vom 13.09.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 34

 

nen, den Eltern, den Administratoren, den Direktoren alles, wirklich alles abverlangt wurde, jetzt über Kürzungen der Ressourcen an den Schulen sprechen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie demotivierend das für uns ist.

 

Selbst außerhalb einer Pandemie ist der Gedanke, dass irgendeine Schule zu viel an Ressourcen hat, einfach unpackbar, unbedarft, muss man sagen. Auch der Gedanke, dass im Jahr 2021 eine Lehrerin eine Klasse mit 25 Schülern unterrichtet, ist aus der Zeit gefallen. Was sind die Erwartungen an diese PädagogInnen? Dass sie auf 25 SchülerInnen eingehen, individualisieren, ich würde Sie wirklich gerne einladen, dass Sie mir das einmal vorhupfen, wie das funktioniert.

 

Es ist peinlich und grotesk, dass wir überhaupt diesen Sonderlandtag hier brauchen, um diese skandalösen Kürzungen zu thematisieren. Weil diese rot-pinke Stadtregierung glaubt, dass an den Schulen der Überfluss herrscht und sie deswegen die Ressourcen kappen kann, würde ich Ihnen jetzt gerne ein paar Momente aus unserem Schulalltag erzählen.

 

Das fängt schon einmal beim Platz an. Ich sage Ihnen, der größte Schock für mich war, als ich hier ankam, dass ich einen eigenen Schreibtisch hatte. Es ist immer noch ein bisschen ein mulmiges Gefühl, in einem Büro zu sitzen, mit einem Schreibtisch, der nur mir gehört, und ich würde wirklich so einen Landtagspräsidenten einmal einladen, in die Schule zu kommen und sich anzuschauen, unter welchen Bedingungen wir dort arbeiten.

 

Klimakrise: Sie ist in der Schule schon lange angekommen, wir hatten im Juni Temperaturen um die 30 Grad in den Klassen. Da sitzen 25 verschwitzte Kinder mit hochroten Köpfen vor Ihnen, und Sie sollen unterrichten. Und Sie glauben, dass Schulen angesichts dieser Zustände Raum für Kürzungen haben!

 

Ich glaube, jeder und jede Lehrerin weiß genau, was sie am 13. März 2020 Vormittag gemacht hat und wo sie war. Ich möchte Ihnen kurz schildern, wie das war. Wir kamen in die Schule, es war klar, dass wir in den Lockdown gehen. Es waren Stöße von Elternbriefen kopiert, damit wir sie austeilen, die Schüler sollten sie am Montag darauf zurückbringen.

 

Um 10 Uhr schreibt mir eine Mutter: „Frau Sequenz, ich habe jetzt in der Zeitung gelesen, dass wir schon heute in den Lockdown gehen.“ Gut, eine Stunde später konnte ich mich vergewissern, dass wir am selben Tag in den Lockdown gehen. Wir haben das alles ohne Murren mitgetragen, wir haben gewusst, in einer Pandemie bedarf es solcher ungewöhnlichen Maßnahmen, und wir haben halt versucht, in diesem halben Tag noch all das zu heben, was zum Heben ist.

 

Gleichzeitig hat diese Pandemie wie ein Vergrößerungsglas die riesigen Defizite gezeigt, die es an den Schulen gibt. So gingen an diesem Vormittag KollegInnen in den Lockdown, die keinen Mail-Verteiler der Klasse und der Eltern hatten, weil es nie jemand verlangt hat. Da kommt für mich eigentlich auch das mangelnde Qualitätsmanagement an den Schulen in die Kritik, und dies hat sich eigentlich durch die gesamten eineinhalb Jahre gezogen.

 

Wir Lehrer waren teilweise im Blindflug unterwegs. Ich verbrachte einmal eine Stunde damit, einer Familie zu erklären, wie man ein E-Mail abruft oder ein E-Mail schreibt. Wir erhielten Hausübungen am Handy, die wir uns dann als E-Mail schickten, ausdruckten, korrigierten, wieder fotografierten und an die Schüler per Handy zurückschickten. Das war unser Alltag, und Sie glauben, dass wir unter solchen Umständen jetzt noch Kürzungen mittragen sollen.

 

Zu Ostern kam die dankenswerte Initiative, dass die SchülerInnen Laptops und Tablets bekamen, ich möchte Ihnen aber auch da ein Beispiel aus der realen Welt erzählen. 50 Prozent dieser Laptops kamen unausgepackt zurück, weil in der Familie gar niemand wusste, wie man diese bedient. Die Schulen sind nach eineinhalb Jahren im Krisenmodus erschöpft, sage ich Ihnen, und das Letzte, was wir da brauchen, sind Kürzungen.

 

Was mich auch wirklich empört, ist, wenn ich dann Statistiken lese, dass es ein Verhältnis von 1 Lehrerin zu 10 SchülerInnen, von 1 Lehrerin zu 14 SchülerInnen in der Volksschule gibt. Ich habe mein ganzes Leben noch nie - und ich habe lange unterrichtet - eine Klasse mit 14 Schülern unterrichtet.

 

Vielleicht kommt das von der Art, wie der Religionsunterricht gehandelt wird. Ich hatte einmal eine Klasse mit 4 SchülerInnen im Religionsunterricht, 20 waren abgemeldet. Was passiert dann? Dann gibt es eine Religionsaufsicht, aber auch das ist zu teuer für die Schulen, die SchülerInnen werden dann in andere Klassen gepfercht. Leute, das ist der Zustand und das ist der Alltag an unseren Schulen. Ich kann Ihnen versichern, das ist höchst demotivierend und empörend.

 

Als i-Tüpferl noch eine kleine Geschichte: Jemand von der ÖVP hat erzählt, dass es zu wenige LehrerInnen im Pflichtschulbereich gibt, vor allem in den Volksschulen. Das stimmt. Mir hat gestern eine Direktorin aus der Donaustadt erzählt, dass es 14 unbesetzte Stunden an ihrer Schule gibt. Sie versucht seit zehn Tagen, im Stadtschulrat anzurufen, um dieses Problem zu deponieren und es hebt einfach niemand ab. Mit diesem leider nicht sehr optimistischen Ausblick möchte ich meine Rede schließen und hoffe, dass hier doch noch Verbesserungen für die Schule erreicht werden können. Vielen Dank.

 

Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Ellensohn. Bitte.

 

11.52.51

Abg. David Ellensohn (GRÜNE)|: Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

 

Nach fast einem Jahr in der Regierung muss man sich schon gefallen lassen, dass auch überprüft wird, was man weitergebracht hat, ob irgendeines der Versprechen gehalten hat oder nicht, oder ob man eben auf der ganzen Linie enttäuscht. Das wird man sich gefallen lassen müssen.

 

Erstes Jahr, was bringt man zum Beispiel für Kinder weiter? Die NEOS haben zwei große Themen: Bildung und Transparenz. Bei beiden versagen sie in diesem

 

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