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Landtag, 49. Sitzung vom 25.09.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 44

 

Das ist eine Herkulesaufgabe, und diese müssen wir Grätzl für Grätzl für Grätzl mit einem Phase-out-Plan auch angehen, und zwar nicht nur im Neubau, dort haben wir schon Energieraumpläne, sondern zukünftig auch im Bestand, denn diese Aufgabe kann kein Mieter und keine Mieterin allein lösen. Das kann man nicht dem Individuum überstülpen, sondern da braucht es einen Plan und ein koordiniertes Vorgehen. Auch hier liegt nämlich eine riesige wirtschaftliche Chance für Wiener Unternehmen und Wiener Arbeitsplätze. Wenn wir all diese Dinge, unsere Wohnbauförderung und unsere Sanierungsförderungen, dann auch klug mit den Programmen des Bundes koordinieren, dann können wir hier wirklich etwas Bedeutendes in die Wege leiten.

 

Jetzt nur kurz ein Blitzlicht sozusagen aus der Bundesebene: Mittwoch wurde am Abend mit den Stimmen aller Fraktionen im Nationalrat eine Novelle des Umweltförderungsgesetzes beschlossen. Das bringt für die nächsten 2 Jahre 650 Millionen für den Energieträgertausch im Gebäudebereich und für die Sanierung. Alleine diese Summe ist so viel wie in den letzten neun Jahren zusammen. Da ist uns etwas gelungen, und wenn wir das gut miteinander kombinieren, dann können wir bis zu 30.000 Klimajobs alleine in Wien in den nächsten Jahren schaffen.

 

Drittens: Wir dürfen auch nicht übersehen, mehr Grün in die Stadt zu bringen. Das heißt, wir machen Wien zur Stadt der 1.000 Parks und wir sorgen auch dort für Abhilfe, wo sich die Stadt in den nächsten Jahren recht stark aufheizt. Das kann zum Beispiel durch einen neuen Park geschehen, beispielsweise in den Stadtentwicklungsgebieten Nordbahnhof, Nordwestbahnhof. Am Nordbahnhof entsteht ja gerade die „Freie Mitte“.

 

Wir können aber auch auf alten Hitzeinseln, die wir in der Stadt sozusagen geerbt haben, den Beton aufreißen und für Abkühlung in der Stadt sorgen. Einige haben es vielleicht mitbekommen: Es gibt auf dem Naschmarkt eine Asphaltfläche von 10.000 m². 10.000 m², die sich im heißen Sommer auf bis zu 65 Grad aufheizen, und dort vor Ort sind null Bäume. Diese Fläche muss in den nächsten Jahren umgestaltet werden, damit wir diese Hitzeinsel abkühlen.

 

Auch in diesem Zusammenhang gibt es große Beschäftigungseffekte, zum Beispiel allein bei der Begrünung von Gebäuden. Allein betreffend die Begrünung von Gebäuden spricht der Green Market Report Austria davon, dass die Bauwerksbegrünung in den nächsten Jahren bis zu 8.000 neue Arbeitsplätze schaffen könnte.

 

Ich rufe jetzt nur in Erinnerung: Ich habe in den letzten Minuten von insgesamt 238.000 Arbeitsplätzen gesprochen, und bei jedem Arbeitsplatz hat die FPÖ gelacht. Daran sehen Sie, wie unwichtig Ihnen offenbar die Zukunftschancen der Wienerinnen und Wiener sind!

 

Natürlich braucht es auch viele weitere Schritte. Das Klimabudget ist, glaube ich, einer der wichtigsten Prozesse, worauf wir in den nächsten Jahren setzen können. Meine Kollegin Jennifer Kickert wird noch dazu sprechen.

 

Was es aber insgesamt braucht, sind natürlich Angebote und Anreize wie mehr Öffis beziehungsweise leistbare Öffis. Es braucht viele Wienerinnen und Wiener, die in den nächsten Jahren dabei mit machen, die diese Veränderungen in der Mobilität, beim Einkauf, im Alltag und natürlich auch an der Wahlurne unterstützen.

 

Zudem braucht es politische Entscheidungen, die einen Rahmen setzen. Es geht auch um unsere Verantwortung, damit ökologisches Verhalten - egal, ob in der Wirtschaft, beim Konsum, in der Mobilität - günstiger ist als das Verbrennen von fossilen Energieträgern. Also: Mehr Mut! Das sind wir der nächsten Generation schuldig. - Danke schön.

 

Präsident Ernst Woller: Danke für inspirierende Rede. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Baron. Bitte.

 

12.46.31

Abg. Karl Baron (HC)|: Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Im Sinne einer Klima- und Mobilitätswende sollen wir einen raschen Klimaschutz für Wien garantieren. Einerseits berufen Sie sich auf die historische Tradition der Wiener Grünraumplanung, auf die Herausforderungen durch den Klimawandel und auf die Sicherung der hohen Lebens- und Erholungsqualität für die Wiener Bevölkerung. Andererseits haben Sie nicht die geringsten Skrupel, hunderte Bäume auf den Steinhof-Gründen in einer Nacht- und Nebelaktion zu fällen, um dubiose Bauvorhaben zu unterstützen. Bauvorhaben müssen nicht dort umgesetzt werden, wo Naherholungsgebiete zu finden sind. Diese können und sollen am Rand Wiens positioniert werden, wo sie mit Öffis erschlossen werden. Wien hat mit seinen Grünanlagen und Parks sehr viele Naherholungsgebiete, und zwar in allen Bezirken, wenn man sie nicht, wie vorher angeführt, mutwillig zerstört. Die Donauinsel als Freizeitangebot mit ihren 20 km Länge ist einzigartig in Europa.

 

Eine langfristige Sicherung schaut aber anders aus. Änderungen dürfen auf keinen Fall auf dem Rücken der Wiener ausgetragen werden. In Wien-Donaustadt erbaute diese Stadtregierung ihr ursprünglich so ersehntes Prestigeprojekt, die vielgepriesene Siedlung Seestadt. Das ist eine Betonwüste vor dem Herrn. Um das Gewissen etwas zu beruhigen, baute man einen Badesee dazu. Machen Sie sich ein Bild davon! Besuchen Sie die Seestadt und versuchen Sie, dort am See Bäume zu sichten: Ein vergebliches Unterfangen! Wenn Sie schon ein Bäumchen sichten, dann ist es meistens ein kleines dürres.

 

Oder besuchen Sie die neue Copa Cagrana: 7 Millionen EUR kostete dieser Umbau an der Neuen Donau. Zuerst wurde zubetoniert, dann wurden ein wenig Erde draufgeschüttet und Rasensamen gestreut, und damit war es fertig! Der Hitzepegel auf Grund der Verdichtung explodiert. Von der fehlenden Pflanzung von Bäumen will ich gar nicht reden. Ist das etwa die neue Wunschvorstellung einer Klimawende?

 

Es kommt aber noch schlimmer. Was sind denn die Errungenschaften der letzten Monate? Erstens: Wohnzimmer im Freien, sogenannte „Coole Straßen“. Was im ersten Moment lieb klang, führte bei weiterer Überlegung zur Ernüchterung, besonders wenn man feststellen konn

 

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