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Landtag, 40. Sitzung vom 20.11.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 49 von 76

 

Die Klinischen PsychologInnen im Krankenanstaltenverbund sind jetzt in diesem W4-Schema. Dieses W4-Schema ist jetzt für die AmtsärztInnen vorgesehen und die Klinischen PsychologInnen kommen in das Schema der Klinischen PsychologInnen im Magistrat, das deutlich niedriger ist. Das ist also einfach so, ihr Gehalt wird gekürzt - und das ist ein Sozialpartnerbeschluss! Das ist aus meiner Sicht wirklich bitter. Ich finde, Gewerkschaften haben den Auftrag, für Verbesserungen einzutreten und nicht Verschlechterungen zu beschließen. Ich bin eine leidenschaftliche Gewerkschafterin. Die längste Mitgliedschaft meines Lebens habe ich in der Gewerkschaft und ich bin dort, seit ich Studentin war. Mir sind ArbeitnehmerInnenrechte wirklich wichtig, und darum erlaube ich mir hier auch, die Vorgehensweise der Gewerkschaft zu kritisieren.

 

Warum ist das aus meiner Sicht nicht nur aus der Gehaltsperspektive, sondern auch grundsätzlich eine ungünstige oder negative Entwicklung, die in dieser Novelle festgehalten wird? Sie wissen alle, psychische Krankheiten - Burn-out, Depression, Sucht, auch Suizidgefährdungen - nehmen zu. Allmählich sickert in der Bevölkerung ein Problembewusstsein durch, dass man psychische Krankheiten auch behandeln kann, dass man sich in die Aufsicht von professioneller Beratung und Behandlung begeben kann. Darum ist es wichtig, dass wir die psychischen Gesundheitsberufe auch mitaufwerten. Wir können nicht sagen, geht zu einer Psychologin und gleichzeitig „Psychologie huch“ machen, das ist ein etwas komisches Bild.

 

Die Klinischen PsychologInnen sind so eine Fachgruppe, an die sich Menschen bei psychischen Erkrankungen wenden können. Wir haben in der Stadt Wien an die 300 beschäftigt, die meisten sind im Krankenanstaltenverbund, ein Teil ist in den Magistratsabteilungen 10 und 11, dort also primär für Kinder zuständig, der Großteil ist im Krankenanstaltenverbund. Der Großteil ist natürlich auch noch im alten Besoldungsschema, seit 2018 wurden meines Wissens 70 neue Verträge vergeben.

 

Diese Klinischen PsychologInnen - um sich das jetzt einmal vor Augen zu führen, warum sie empört sind, und ich verstehe diese Empörung und ich möchte sie Ihnen hier einfach auch einmal zum Ausdruck bringen - sind bislang sehr, sehr unterbezahlt. In der wichtigen Säule der psychischen Gesundheit in unserem Gesundheitssystem, gemessen an dem, was ÄrztInnen bezahlt bekommen, sind sie krass unterbezahlt. Sie arbeiten mit ihnen Hand in Hand in einem Team, aber wenn man sich den Fuß bricht, bekommt die behandelnde Ärztin viel mehr Geld, als wenn es ein psychisches Problem, ein seelisches Leiden gibt. Jene Menschen verdienen wahrscheinlich fast nur die Hälfte von MedizinerInnen.

 

Die Frage, was psychische Gesundheit in dieser Stadt wert ist, zeigt sich sicher auch daran, wie wir die Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten, entlohnen. Mit der Besoldungsreform Neu haben die Klinischen PsychologInnen erlebt, dass ihr Gehalt gestiegen ist, deutlich gestiegen, auf über 5.000 EUR. Das ist vielleicht für manche von Ihnen oder auch draußen unverschämt viel. Für die Klinischen PsychologInnen hat es bedeutet: Hey, endlich sind wir dort, wofür wir kämpfen: für die Anerkennung unseres Berufes, für die Anerkennung unserer Leistung, für die Gleichwertigkeit von psychischer Gesundheit mit physischer Gesundheit. Dass wir als Landtag jetzt nach eindreiviertel Jahren auf diesem Niveau daherkommen und sagen, na ja, das könnt ihr wieder vergessen, wir kürzen euch, wir stellen euch wieder zurück, nicht auf erfreute Zurufe stößt, ist, glaube ich, logisch und verständlich.

 

Diese Klinischen PsychologInnen investieren wahnsinnig viel in ihre Ausbildung. Das ist ein akademischer Beruf, man macht ein Studium, man macht ein Postgraduate-Studium, das man sich selbst finanzieren muss. Die meisten machen dann noch Therapieausbildungen, oft vierjährig, also eigentlich durchaus vergleichbar mit der Ausbildung von FachärztInnen, auch in ihrer Verantwortung. Sie sind in einem eigenen Berufsgesetz geregelt, ihre Rechte und Pflichten sind sehr hoch, sie machen Therapie, sie machen Diagnosen, sie machen Behandlungen, sie arbeiten direkt an den Patientinnen und Patienten. Sie sind sehr hoch ausgebildete Fachkräfte, die eigentlich wirklich immer unverzichtbarer sind in unserem Gesundheitssystem.

 

Wenn Klinische PsychologInnen jetzt erleben, dass sie sozusagen vom W4-Schema in das Gehaltsband W1/15 bis W1/17 - das wird für Sie jetzt alles sehr abstrakt sein - zurückfallen, sprich, wieder über 20 Prozent gekürzt werden, dann ist das bitter. Das ist insofern wirklich, wirklich bitter, weil Menschen beispielsweise ihren Arbeitsort völlig nach Wien gewechselt haben und jetzt erleben: Den Grund, meinen früheren Arbeitsplatz aufzugeben, gibt es jetzt eigentlich nicht mehr, ich verdiene jetzt schlechter als vorher! Da gibt es sehr viel Unruhe und sehr viel Unverständnis, dass die Wünsche der Klinischen PsychologInnen auf dem Weg zu dieser Novelle so ganz und gar nicht aufgenommen wurden.

 

Diese Novelle hier heute ist ja nur das Ende, es gab ja viele Vorgespräche dazu, in denen die Klinischen PsychologInnen erkannt haben, dass dieses W4-Schema für sie vielleicht nicht haltbar ist. Sie haben dann auch noch versucht, das vorgeschlagene Schema zu verbessern und auszuweiten, damit sie auch auf eine Differenzierung nach Führung, nach Ausbildungsgrad, nach Erfahrungsgrad gestaltend einwirken können. Viele beziehungsweise alle Vorschläge der Klinischen PsychologInnen, da zumindest eine gewisse Verbesserung und nicht nur ein absolutes Downgrading zu erleben, sind von der Gewerkschaft leider Gottes nicht gehört worden.

 

Wie ist dieses ganze Thema aus meiner Sicht überhaupt hochgepoppt? Ich habe es erwähnt, wir haben ein Besoldungsschema Alt, wir haben ein Besoldungsschema Neu. Bei den Klinischen PsychologInnen im Krankenanstaltenverbund und im Magistrat gab es jeweils zwei Gruppen nach Alt und Neu. Die Gehaltskurven im neuen Schema waren erfreulicherweise endlich dort, wo diese Berufsgruppe sein will und aus meiner Sicht auch soll, nämlich anerkannt als fixe, starke Säule im Gesundheitssystem mit einem guten Einkommen. Die Bediensteten im alten Schema haben aber festgestellt, so

 

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