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Landtag, 31. Sitzung vom 29.11.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 7 von 24

 

Ich bin der ÖVP durchaus dankbar und hätte meinem Vorredner fast zu jedem Punkt zu 100 Prozent recht gegeben, wenn mein Vorredner nicht in der ÖVP wäre. Aber es ist schön, in diesem Haus ausführlich über Sportpolitik diskutieren zu dürfen, denn Sportpolitik ist in Wien tatsächlich ein Stiefkind, und da ist die ÖVP aber nicht ganz unbeteiligt an dieser Tatsache. Dieser Sonderlandtag und auch Ihre Kommunikation davor wird dann so ein bissel zur Farce. Wie gesagt, Sie sind maßgeblich an der Entwicklung des Sportförderwesens in Österreich beteiligt und auch verantwortlich. Deswegen ist es schon überraschend, dass Sie sich hier hinstellen und so ein bissel auf Opfer machen. Ich frage mich durchaus: Mit welcher Evidenz machen Sie das, Herr nicht amtsführender Stadtrat Wölbitsch? Ihre Sporttour, die Sie genannt haben beziehungsweise die SOKO Sport, die Sie ausgerufen haben, habe ich mir tatsächlich sehr gut angeschaut. Sie haben sich am 10. Oktober da durchaus breitbeinig hingestellt und sehr viel angekündigt. Sie haben gesagt, Sie fordern ein klares Bekenntnis zum Freizeit- beziehungsweise zum Breitensport in Wien: „Wien ist nicht die Sportstadt, die sie sein könnte. Das liegt unter anderem auch an den entweder nicht vorhandenen oder langsam verfallenden Sportstätten in unserer Stadt. Das wollen wir ändern und dazu besuchen wir auch in den nächsten Tagen und Wochen unsere Sportvereine vor Ort. Ich bin überzeugt, sie tragen die Lösung für viele Herausforderungen. Unter ‚www.sportstadt-wien.at‘ könnt ihr uns auch direkt mitteilen, was in euren Augen falsch läuft und was ihr anders machen würdet.“ Die Ergebnisse dieser Umfrage hätten mich interessiert, weil was Sie da zurückbekommen haben, sieht man leider nicht auf der Homepage. Aber es ist eigentlich ein sehr edles Unterfangen.

 

Als interessierter Bürger und Sportsprecher der NEOS, der durchaus auch auf Evidenz steht, habe ich mir dann die Seiten angeschaut und komm‘ zu folgendem Ergebnis: Sie haben laut der Homepage genau eine Sportstätte besucht. Sie haben das Trainingszentrum der Ruderer auf der Donauinsel besucht. Und heute haben Sie noch das Ferry-Dusika-Stadion genannt. (Abg. Mag. Thomas Reindl: Mit dem Rad hingefahren!) Auf der Facebook-Seite habe ich auch nicht mehr gefunden. Die habe ich mir nämlich auch genau angeschaut. Ihre daraus resultierenden Forderungen sind ein neues Trainingszentrum, mehr Platz, mehr hauptamtliche Trainer und ein Begleitboot bei den Ruderern - extrem nachvollziehbare Forderungen, sehe ich ein. (Beifall bei den NEOS.)

 

Beim Besuch bei den Ruderern haben Sie natürlich dann auch prominent in den sozialen Medien gepostet. Die Begeisterung der Bürgerinnen und Bürger dafür hat sich aber, muss ich sagen, ein bissel in Grenzen gehalten, weil Sie eben von der ÖVP sind. Die einzigen Kommentare zu den Postings waren nämlich folgende: Ein Herr Karl K. hat druntergeschrieben: „Ihr seid die Regierungspartei. Was hindert den Minister für Sport, Strache, Gelder freizugeben? Oder doch nur heiße Luft von Ihnen wie bei der gesamten Regierung?“ Das zweite Posting unter den einzigen beiden war: „Ich hätte ebenfalls ein sehr interessantes Thema, nämlich die Sport-Uni Wien, sogar Olympiazentrum genannt, hatte schon Kontakt mit dem Ministerbüro, um für bessere Bedingungen für leistungssportorientierte Studenten zu appellieren. Sinnlos! Ich wurde vom stellvertretenden Kabinettchef vom Minister Strache über mehrere Monate nur am Schmäh gehalten. SOKO Sport, da kann ich nur milde lächeln.“ (Beifall bei den NEOS.)

 

Ich muss da eigentlich jetzt gar nichts dazusagen. Ich sage nur: Der Bürger hat gesprochen. In dem Fall muss ich ihm teilweise ein bissel recht geben. Danach ist Ihnen und Ihrer SOKO Sport wohl auch die Lust vergangen, denn der einzige Sportort, den Sie dann noch besucht haben, ist in Graz gewesen, eine sehr tolle Sporthalle, da gebe ich Ihnen recht. Aber es ist halt wieder im Schoße Ihrer Union im ÖVP-regierten Graz. Aber als Beispiel für Wien und eine gute Mehrzweckhalle könnte das durchaus dienen.

 

Und überhaupt ist diese Kampagne der ÖVP, die heute offensichtlich ihren Höhepunkt finden sollte, eine Anhäufung von Widersprüchen. Ich muss Sie nochmals zitieren. Sie haben eine Antritts-PK für den 10. Oktober gemacht. Keine Angst, ich lese nicht alle 14 Minuten vor. Aber ich hab‘ mir nur den Anfang rausgeschrieben, weil ich ihn durchaus spannend finde. Sie sagen: „In den letzten Jahren hat sich leider gezeigt, Sportpolitik ist leider das Stiefkind der rot-grünen Stadtregierung. Wien ist nicht die Sportstadt, die sie sein könnte und aus meiner Sicht als Metropole auch sein müsste. Und anstatt Sport in der Breite zu fördern, lag der Fokus bisher immer auf PR-wirksamen Großveranstaltungen. Doch Wien kann mehr, und wir wollen Wien in Bewegung bringen.“ So etwas haben Sie in Ihrer Rede heute auch gesagt. Bisher kann ich Ihnen zustimmen. Was jetzt passiert, ist allerdings skurril. Ich erinnere an das Thema dieses Sonderlandtages und das ist ganz wichtig: „Die Wiener Sportstätten als Stiefkind von Rot-Grün - ÖVP-Wien fordert Reformen der Sportgesetze des Landes Wien!“

 

So, und jetzt sagen Sie weiter: „Wir stehen heute hier im Trendsportzentrum Prater der Sportunion Wien, wo Vereine, aber auch Privatpersonen neue Sportarten ausprobieren können und später natürlich auch betreiben können. Wir sehen hier modernste Anlagen und auch zukunftsweisende Ausstattung, so wie ich mir das für eine moderne Sportstätte auch vorstelle. Damit steht dieses Zentrum für das, was die Stadt Wien eigentlich seit Jahren verschläft, nämlich die Menschen mit einer modernen Sportstätte zu begeistern.“ Erklären Sie mir das bitte noch einmal kurz zusammengefasst: Ich stehe hier in einer modernen Sportstätte in Wien und Wien verschläft seit Jahren, mit einer modernen Sportstätte zu begeistern. Das ist nicht so richtig logisch, oder? Erklären Sie mir das einmal bitte! (Zwischenruf von StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Ich sehe es nicht, tut mir leid. Ich kann das in keiner Weise nachvollziehen. Ich hab‘ Sie Wort für Wort zitiert. (Aufregung bei StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Es kommt schon noch, keine Angst, ich hab‘ ja noch ein bissel Zeit. Das zeigt aber ganz klar, das zeigt … (Zwischenruf von Abg. Mag. Thomas Reindl.) Das ist ganz klar. Aber das zeigt auch

 

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