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Landtag, 27. Sitzung vom 28.09.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 51

 

keine Krebsarten, die durch das Rauchen nicht ausgelöst werden, weil nämlich die eingeatmeten Schadstoffe überall im ganzen Körper wirken. Das eigentliche Riesenproblem beim Rauchen ist aber nicht so bekannt: Da es Schäden an den Blutgefäßen verursacht, trägt das Rauchen zur Arterienverengung und -verkalkung in allen Organen, am Herzen, in den Nieren, im Gehirn bei. Bluthochdruck durch die Verengung, Herzinfarkt und Schlaganfall sind die Folgen. Wenn man an diesen Erkrankungen nicht gleich stirbt, dann kommt es oft zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität durch Behinderungen und durch massive Verschlechterung des weiteren Gesundheitszustandes. Auch kommt es zur Verkürzung der Lebenserwartung und auch zur Belastung der Angehörigen, die einen dann pflegen müssen.

 

Ich möchte auch noch die Demenz erwähnen. Es gibt nicht nur die Alzheimer-Demenz, sondern auch die vaskuläre Demenz. „Vaskulär“ bedeutet „im Zusammenhang mit Blutgefäßen“. Es handelt sich also um eine Blutgefäßdemenz, ausgelöst durch die Verkalkungen der Hirngefäße. Wenn es nicht gleich zum Schlaganfall führt, dann durch eine langsam fortschreitende Verengung der Gefäße zur vaskulären Demenz. Diese Art von Demenz ist noch häufiger als die Alzheimer-Demenz und wird sehr unterschätzt. Ursache: Rauchen.

 

Und eine der meist unterschätzten Erkrankungen, die unmittelbar auf das Rauchen zurückzuführen sind, ist die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung, COPD. Das ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung. 90 Prozent der Menschen, die COPD haben, haben einmal geraucht. Der Zusammenhang ist also klar: Lungengewebe wird zerstört. Statt vieler kleiner Lungenbläschen entstehen größere Blasen, die für den Gasaustausch notwendige Fläche wird immer weniger und man kriegt keine Luft mehr. Da gibt es mehrere Stadien und das Endstadium ist dann das, wo man mit dem Sauerstoffgerät leben muss. Wenn man es noch schafft, nimmt man es halt in einem alten Kinderwagen mit auf die Straße. Dies nur, wenn man es überhaupt noch schafft zu gehen, denn im Endstadium kommt es dann auch zu einer Kachexie, zu einer Abmagerung, zu einem unfreiwilligen Gewichtsverlust genauso wie bei Krebspatienten im Endstadium.

 

Als Onkologin muss ich dazusagen, dass man Menschen, die andere Krebsarten haben wie Leukämien zum Beispiel, die ein vorbelastete Lunge durch das Rauchen haben, nicht die vorgesehene Chemotherapie in der Dosierung geben kann, die auch Heilung verspricht, sondern die Chemotherapie reduzieren muss, weil man weiß, dass die Lunge die Belastung, die durch die Chemotherapie auf den Körper zukommt, nicht überwindet, dass es da oft zu Lungenversagen und zu frühzeitigem Tod kommt, weil früher geraucht wurde. Das ist dann traurig mitanzusehen.

 

Es gibt viele Medikamente für COPD, hauptsächlich cortisonhältige, inhalative oder auch zum Schlucken. Im letzten Stadium muss man das intravenös bekommen. Man kriegt immer wieder Antibiotika, weil man Lungenentzündungen kriegt, und so weiter. Ich kann mich noch gut erinnern an eine Frage aus meiner Facharztprüfung Innere Medizin, vor Jahrzehnten schon: Was kann das Fortschreiten einer COPD am ehesten verhindern? Da sind viele Medikamente aufgezählt worden und eine andere Maßnahme, nämlich Rauchstopp, aufhören zu rauchen. (Beifall von Abg. Mag. Josef Taucher.) Das ist die einzige Maßnahme, die hilft, das Fortschreiten einer COPD zu verhindern. Na, ist das kein Argument?

 

Ich sage noch etwas. Ich bin jetzt hier als Politikerin. Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich will hier niemanden persönlich überzeugen, nicht zu rauchen, denn das wäre die falsche Gesprächsführung. Jemanden vom Rauchen abzubringen, erfordert eine viel intensivere empathische Gesprächsführung. Was ich hier versuche, ist, einen Appell an Sie zu richten. Auf Grund der Faktenlage, die ich jetzt ein bisschen darzulegen versucht habe, möchte ich Sie dazu bringen, dass Sie als gewählte Mandatarinnen und Mandatare die Verantwortung übernehmen und hier politisch handeln, nämlich dieses Rauchverbot doch durchsetzen in der Gastronomie, weil es einfach notwendig ist und weil es kommen wird, so oder so. Ich bin dankbar dafür, dass Ulli Sima und Peter Hacker die Initiative ergriffen und hier eine Verfassungsklage eingebracht haben (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.), weil ich überzeugt bin, dass das Rauchverbot in der Gastronomie wirklich ein großer Schritt im Sinne aller Menschen in unserem Land wäre.

 

Ich rufe daher auch auf, nächste Woche das Volksbegehren zu unterschreiben. Ich selber habe die Unterstützungserklärung schon unterschrieben. Sehr viele haben das noch nicht, und ich glaube, es ist noch sehr viel möglich. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dieses Thema erfolgreich bearbeiten werden können. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Danke, Frau Abgeordnete. Mittlerweile ist auch Frau Volksanwältin Dr. Gertrude Brinek zu uns gekommen. Herzlich willkommen im Wiener Landtag! (Allgemeiner Beifall.)

 

Als nächster Redner ist Herr Abg. Dr. Gara zu Wort gemeldet. Ich weise darauf hin, dass die Redezeit nur mehr fünf Minuten beträgt.

 

11.09.13

Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Und vor allem herzlich willkommen den Vertreterinnen und Vertretern der Generation Rauchfrei! (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich halte das für extrem wichtig, weil hier Vertreterinnen und Vertreter einer Bürgerinitiative von jungen Menschen eine Mobilisierungskampagne machen, gerade in dieser Zeit vor der Eintragungswoche zum Volksbegehren nächste Woche. Ich halte das für extrem wichtig, weil das von den jungen Menschen kommt. Es sind die jungen Menschen, die hier auftreten und sagen: Wir wollen das nicht. Wir wollen nicht, dass eine Bundesregierung von Schwarz und Blau sagt: Ganz ehrlich, es ist mir egal, wie es den Kindern geht. Ich habe Ihnen etwas mitgebracht. Diese Aktion hat die Generation Rauchfrei auch letzte Woche gemacht. Täglich sterben drei Menschen am Passivrauchen. (Der Redner legt drei Paar Kinderschuhe vor sich auf das Pult. - Abg. Michael Stumpf, BA: Das ist geschmacklos!)

 

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