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Landtag, 24. Sitzung vom 23.03.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 52

 

Punkten wie Integration, Gewalt, Deutsch, Brennpunktschulen, Restklassen beschäftige man sich nicht.“

 

Offenkundig gibt es da in der Wahrnehmung doch gewisse Differenzen. Ich hoffe, dass man auf jene Kolleginnen und Kollegen, die da ganz massiv eigene Erfahrungen gemacht haben, seitens der zuständigen Schulbehörde hören wird.

 

Meine Zusatzfrage geht aber ein bisschen in eine andere Richtung: Der Stadtschulrat ist eine ganz wichtige Schulbehörde, und wir sind in einer juristischen Transformationsphase vom alten Stadtschulrat in die neue Bildungsdirektion. Herr Landesrat, darf ich Sie bitten, uns ganz kurz zu skizzieren, wie das Procedere in Wien in puncto Stadtschulrat und Bildungsdirektion in den nächsten Monaten ausschauen wird?

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: „Ganz kurz“ ist eine gewisse Herausforderung zu den einleitenden Worten, die in eine völlig andere Richtung gegangen sind. Das möchte ich nur sagen, damit das nicht über bleibt.

 

Ja, es ist ganz offensichtlich so, dass es da zwei unterschiedliche Wahrnehmungen gibt, und man kann diesen unterschiedlichen Wahrnehmungen ganz sicher nicht begegnen, indem man sagt, der eine oder andere hat nicht recht. Denn wenn eine Person, in diesem Fall eine Lehrerin, von ihrer Realität in ihrem Lernalltag redet, dann hat sie selbstverständlich nicht nur recht, sondern auch das Recht, es zu schildern. Der wichtige Punkt ist: Was macht man dann? - Dafür ist Schulverwaltung, dafür ist Schulpolitik, aber in erster Linie natürlich auch die Bildungsbehörde da, um sich gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern an einen Tisch zu setzen und zu sagen: Was brauchen Sie an Unterstützung am Standort? Wie ist die Situation am Standort, und wo kann man helfen?

 

Ein paar Unterstützungssysteme - da könnte ich auch noch länger ausführen - habe ich ja erwähnt. Ich glaube, dieses Gespräch mit der jeweiligen Schule, aber auch mit den jeweiligen Lehrerinnen und Lehrern ist sehr wichtig. Ich habe im Gespräch mit dem Herrn Stadtschulratspräsidenten erfahren, dass er dieses Gespräch schon gesucht hat. Ich weiß nicht, ob es jetzt schon zustande gekommen ist oder nicht. Aber der Punkt ist ja immer, wenn es wo eine Situation gibt, die für einen Lehrer oder eine Lehrerin schwierig ist, dann dürfen wir nicht wegschauen und sagen, mach es allein, sondern wir müssen uns gemeinsam die Frage stellen, was dieser Lehrer/diese Lehrerin an Unterstützung braucht.

 

Das ist genau das an der bildungspolitischen Diskussion, was mich so stört, dass derzeit Lehrerinnen und Lehrern immer mehr ausgerichtet wird. Jetzt ein kurzer Schlenkerer: Dass Ausrichten, dass Herausforderungen temporär sind, ist natürlich wie ein Schlag ins Gesicht, und diesen Fehler möchte ich ganz sicher nicht machen.

 

Zur Umwandlung der Landesschulräte beziehungsweise des Stadtschulrates in die Bildungsdirektion: Es ist so, dass bis zum 31.12.2018 die Umwandlung abgeschlossen werden muss. Das bedeutet, dass in der Behörde, im Stadtschulrat jetzt schon die Schritte dazu gesetzt werden.

 

In den nächsten Monaten werden die Ausschreibungen für die Leitungsfunktionen hinausgehen, dabei geht es, wie Sie wissen, um die Ausschreibungen des Leiters/der Leiterin für den Inneren Dienst sowie des Leiters/der Leiterin für den Pädagogischen Dienst. Die Umsetzung innerhalb der Schulaufsicht, zum Beispiel regional oder nicht, das ist derzeit zwischen den Landesschulräten und dem Bildungsministerium in Diskussion. Das Bildungsministerium veranstaltet in jedem Bundesland eine Roadshow, eine Informationsveranstaltung, bei der mit der Schulaufsicht vor Ort, mit der Bildungsverwaltung vor Ort überprüft und diskutiert wird, wie es genau gehen kann.

 

Das ist an sich ein guter Weg. Die Frage ist natürlich, ob er bis zum Schluss ernst genommen ein Weg des Gemeinsamen ist. Ich glaube, es hat niemand etwas davon, wenn man da nicht die Ebene vor Ort fragt. Ich weiß auch, dass sich da die Landesschulräte sehr einig im Zugang gegenüber dem Bund sind, indem man sagt: Bitte, das Wissen über die beste Organisationsform, das Wissen über das beste Nahsein an den LehrerInnen, besonders SchulleiterInnen ist regional der Fall. Wenn man so will, so ist jetzt eben „the proof of the pudding“, ob das alle ernst nehmen und es gelingt, dass das Bildungsministerium gemeinsam mit den Landesebenen an einem guten System arbeitet, weil ja die regionale Situation völlig unterschiedlich ist, ob das jetzt im Burgenland oder Wien oder Niederösterreich ist, und die Organisationsform davon abhängig ist.

 

Das ist derzeit im Gang, ich will das jetzt gar nicht in irgendeiner Form bewerten, ich will nur sagen, was mir dabei wichtig ist, nämlich die Fragen, die betroffen sind.

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Wiederkehr gestellt. - Bitte.

 

9.51.48

Abg. Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Guten Morgen, Herr Landesrat!

 

Ich finde es wichtig und gut, dass mehr Augenmerk auf das Thema Gewalt in der Schule gelegt wird, weil jeder einzelne Fall einer zu viel ist. Es gibt, wie Sie auch sagen, an gewissen Schulen eine Zunahme an Überschreitungen einer Gewaltschwelle. Mich würden Ihre Erfahrungen und Ihre Einblicke interessieren, ob Konflikte, die zu Gewalt führen, auch ethnisch und religiös bedingt sind. Merkt man, dass es eine Zunahme in diesem Bereich gibt, wie auch Einzelbeispiele in Medien zeigen, und gibt es spezielle Strategien in der Gewaltprävention bei interreligiösen und interethnischen Konflikten?

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Natürlich gibt es diese genauso. Man muss dazusagen, dass die beste Strategie im Umgang mit Gewalt an den Schulen oder im Umgang mit Gewalttätigen oder mit Gewalt in Konfliktfällen am besten immer so geführt wird, indem man möglichst tabulos hinschaut, was jeweils der Grund ist. Jedenfalls ist der Grund immer die fehlende Kompetenz Betroffener vor Ort, ihren Konflikt, der ja da ist, gewaltfrei zu lösen. Das bedeutet aber noch immer nicht, dass der Konflikt - das habe ich vorher schon gesagt -

 

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