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Landtag, 17. Sitzung vom 29.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 67

 

fallambulanzen, die 24 Stunden offen sind. Der KAV bietet aus einer Tradition, aus einer Verpflichtung, gerade in den medizinischen Bereichen, die traditionellerweise deutlich defizitär sind, eine Leistung an, die sicher den konfessionellen Spitälern deutlich überlegen ist. Ich bitte, das zu beherzigen und derartige unfaire Bemerkungen zu unterlassen.

 

Zur Kollegin Meinhard-Schiebel: Sie haben, was ich natürlich sehr gut verstehe, die Patientenanwältin bezüglich Bashing verteidigt. Da muss ich sagen, die Frau Dr. Pilz ist ordentlich im Austeilen, also so, wie sie - das ist ihr gutes Recht - mit der Berufsgruppe der Ärzte verfährt, denke ich mir, wer so unbekümmert, sportlich und dynamisch austeilt, der kann sicherlich auch ganz locker einstecken (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wie Sie vielleicht schon erraten haben, bin ich Arzt, und ich finde die Patientenanwaltschaft als äußert wichtige Institution. Das hängt damit zusammen, dass jeder eine Kontrolle von außen braucht, auch wenn man noch so lauter und genau arbeitet, man macht immer irgendwie einen Fehler und deshalb ist es - das meine ich jetzt wirklich ernst - wichtig und nützlich, diese Institution zu haben, die übrigens sehr mächtig ist. Man könnte mit dieser mächtigen Institution weit mehr machen.

 

Ich möchte mit den positiven Bereichen der Tätigkeit und des Berichtes beginnen. Es ist ein gutes oder ein überdurchschnittlich gutes Anfrage- und Beschwerdemanagement, da kann man nichts kritisieren. Was mir an dem Bericht und an dem Engagement auch gefällt, ist, dass die Patientenanwaltschaft einen sehr wichtigen Punkt anpeilt und argumentiert, das ist die immer schwächer werdende Vertretung in den Schmerzambulanzen. Das ist ein internationales Problem, das betrifft nicht nur Wien. Auch hier sieht man, dort, wo man defizitäre Bereiche hat, dort wird eigentlich überall in der ganzen Welt gespart. Dort werden die Therapie und auch die Patienten leider viel zu geringgeschätzt, und ich hoffe, sehr geehrte Frau Patientenanwältin, Sie werden sich dieses Punktes sehr annehmen, denn wenn Sie das fünf Jahre lang durchziehen, dann können wir Ihnen ein Denkmal bauen. Das ist wirklich wichtig. Unterschätzen Sie nicht den Wert einer konsequenten Schmerztherapie.

 

Ein anderer Punkt, den ich auch noch positiv herausstreichen will, ist die Zweitmeinung, das nutzt nämlich jedem, das nutzt dem Patienten, das nutzt aber auch den behandelnden Kollegen, wie schon auch allgemein von mir über die Patientenanwaltschaft gesagt, ist es einfach vertrauensbildend, wenn man Patienten, meistens auch Angehörige, die schwanken, zu einer Kollegin oder einem Kollegen schickt. Die Patientenangehörigen kommen eigentlich nahezu immer mit einer positiven Stimmung zurück, und wenn man sorgfältig arbeitet, ist es eigentlich nur vorteilhaft, die zweite Meinung empfohlen zu bekommen. Hier wäre es natürlich durchaus gut, wenn diese Zweitmeinung auch von den Rechtsträgern und den Versicherungen geschätzt wird.

 

Jetzt erlaube ich mir, zu Kritikpunkten zu kommen, die natürlich auf Grund der langen Tätigkeit, die Sie schon haben, mehr Gewicht haben als früher. Jeder hat das Recht auf Einarbeitungszeit und auf eine entsprechende faire Beurteilung, wenn er ein doch wichtiges Gebiet übernimmt. Nach vier Jahren mit einer doch einflussreichen Institution mit sehr viel Personal wird man natürlich anspruchsvoller. Das heißt jetzt nicht, dass ich die Patientenanwaltschaft oder Sie persönlich deshalb irgendwie geringer schätze, aber wir erwarten uns einfach mehr, und ich glaube, das ist unser Recht.

 

Der erste Punkt - ich möchte das in zwei Gruppen aufteilen - der, sagen wir, ausbaufähig ist, ist die mangelnde Kommunikationsbereitschaft, vor allem mit der Ärzteschaft, wobei das jetzt gar nichts mit dem Bashing zu tun hat, die halten das aus, Sie halten das aus. Aber die Kommunikation, auch wenn sie zeitlich sehr aufwändig ist, hinterlässt immer einen gewissen Bereich an Information. Es ist mir klar, ich bin zum Beispiel ein glühender der Vertreter von Leitlinien und Evidence Based Medicine und ich weiß, wie das ist, wenn man einer mittelgroßen Gruppe an Kollegen gegenübersitzt, die, wenn man sagt, man ist für Leitlinien, sagen, ja, aber das wollen wir nicht und das brauchen wir nicht und die Erfahrung. Aber da muss man einfach durch, da muss man halt zwei Mal in der Woche vier Stunden mit einer murrenden Gruppe, schlecht gelaunter Kolleginnen und Kollegen zusammensitzen. Da muss man halt überhören, wenn aus der letzten Reihe die Bemerkung kommt: Der kennt sich nicht aus. Das ist wurscht, die sagen das immer, die sagen zu jedem: Der kennt sich nicht aus. So viel können Sie gar nicht wissen, so viel Ausbildungen können Sie gar nicht haben, dass nicht irgendeiner aus der letzten Reihe sagt: Der kennt sich nicht aus. Das ist völlig normal.

 

Und das - muss ich ehrlich sagen - würde ich mir in der nächsten Zeit wünschen, dass Sie die Härte haben, mit einer murrenden Gruppe an Ärzten immer wieder stundenlang zu reden, um am Ende dieses Gesprächs 5 Prozent, 10 Prozent Information mitzunehmen. Das ist nämlich das - ich sehe das mit einer gewissen Sentimentalität -, was die früheren Gesundheitspolitiker, die zum Teil nicht einmal eine Matura hatten, auszeichnete. Die haben ganz einfach zugehört, die haben sich halt einer schlecht gelaunten Kollegenschaft gegenübergesetzt, haben mit steinerner Miene zugehört, mitgeschrieben, sind nach drei, vier Stunden wieder gegangen und haben eigentlich den KAV zu einem gutfunktionierenden Uhrwerk gemacht.

 

Also diese mangelnde Kommunikationsbereitschaft, da würde ich mir schon wünschen, dass Sie das, auch wenn das noch so unangenehm ist ... Ich weiß, wie unangenehm das ist, wenn man mit schlecht gelaunten KollegInnen zusammen ist, die halt einem jeden sagen, eigentlich müsste ich Leben retten, was rede ich da mit Ihnen. Das kenne ich, aber das geht jedem so. Glauben Sie nicht, dass das nur Ihnen so geht, das geht jedem so. Und diese Kommunikation, wenn Sie das konsequent durchziehen, wird immer eine gewisse Menge an Wissen zurücklassen, und mit diesem Wissen können Sie eigentlich gut agieren. Ich hoffe, das war jetzt nicht despektierlich.

 

Der andere Block, wo ich mir auch eine Ausbaufähigkeit wünsche, ist die, aus meiner Sicht, mangelnde Ei

 

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