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Landtag, 6. Sitzung vom 31.03.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 21 von 37

 

ihren Bildungsplänen, in ihren pädagogischen Konzepten festhalten: Es gibt keinen Prozess des Lernens ohne gleichzeitigen Prozess des Glaubens. Das mag mir jetzt gefallen oder nicht, ich nehme es zur Kenntnis. Es stammt vom christlichen Kindergarten „Arche Noah“. Es gibt auch andere pädagogische Konzepte hinter Kindergärten, zum Beispiel eines, das festhält: „Die Vermittlung eines gelebten Glaubens sehen wir als einen bedeutenden Teil einer ausgewogenen Persönlichkeitsbildung. Gelebter Glaube prägt den Alltag. Wir beten gemeinsam in der Früh und vor den Mahlzeiten. Kurze geistliche Anregungen der Pädagoginnen im Rahmen des Morgenkreises und regelmäßige Kurzimpulse von Geistlichen sind weiterer Bestandteil der Glaubensvermittlung.“ Das stammt aus dem christlichen Kindergarten „Stella“, eine Kindergruppe, die manchen von Ihnen vielleicht bekannt sein wird. Andere Kindergärten halten fest, dass ihnen als Trägerorganisation Religion ein wichtiges Bildungsprinzip im Kindergartenalltag ist. Das ist von der St. Nikolaus-Stiftung, die mehrere Hundert Kindergärten betreibt.

 

Demgegenüber gibt es ein anderes pädagogisches Konzept, das ich Ihnen auch kurz vorlesen möchte. Da geht es darum, einen interkulturellen Kindergarten zu führen, der schon im Kindesalter Sprache und Kultur versucht näherzubringen, die Interessen der Kinder zu fördern und das gemeinsame Miteinander zwischen Kindern und Erwachsenen einfacher zu machen. Der hält fest: „Der Schlüssel zur Integration ist die Sprache. Nur wenn Kinder und Jugendliche die deutsche Sprache beherrschen, können sie in ihrer Umwelt frei agieren. Kinder lernen eine Sprache dann am besten, wenn sie unmittelbar mit ihren Erlebnissen und mit ihrem Lebensalltag verbunden ist.“ Dieses Konzept stammt von einem der Kindergärten, die in der Studie von Herrn Aslan als sogenannte islamische Kindergärten geführt werden. (Abg. Dominik Nepp: Ins Konzept kann man alles reinschreiben!) Ja, ins Konzept kann man alles reinschreiben. Ich habe mir den Kindergarten dann auch tatsächlich angesehen. Ich war vor Ort. Ich möchte Sie, Frau Kollegin Meinl-Reisinger, auch einladen, wenn es Ihnen ein Anliegen ist, können Sie gerne den Kindergarten das nächste Mal mit mir gemeinsam besuchen. Es ist ein Kindergarten in Favoriten. (Abg. Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Ich habe gesagt, dass Kindergruppen das Potenzial dazu haben!) Bitte? (Abg. Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Ich habe gesagt, dass Kindergruppen das Potenzial dazu haben!) Sie haben sich darauf bezogen, dass es in Favoriten schwierige Räume gäbe. Es ist in Ordnung, Sie wollen die Einladung nicht annehmen, das ist kein Problem.

 

Ich war in diesem Kindergarten. Das, was ich dort festgestellt habe, ist die Förderung von Mehrsprachigkeit. Das ist das, was dort stattfindet. Das, was ich dort festgestellt habe, das ist Halal-Essen, das dort angeboten wird. Aber das Halal-Essen ist nicht nur halal, es ist auch bio und es ist auch regional. Also all das ist etwas, das in dieser Studie erwähnt wird als Indikatoren für etwas, das dann für Sie auf eine Radikalisierung hindeutet. Das, was ich auch festgestellt habe, ist, dass es dort, ja, tatsächlich gemeinsame Tischgebete gibt, in der Form, in der es in anderen konfessionellen Kindergärten an der Tagesordnung ist.

 

Das, was durch die Art passiert, wie diese Debatte geführt wird, ist die Zuschreibung von Radikalität zu islamischen Kindergärten, die in dieser Form nicht stimmt und nicht haltbar ist. Und ich betone noch einmal: Das Problem ist nicht, ob ein Kindergarten islamisch geführt wird oder einen konfessionellen Schwerpunkt legt, das Problem ist, wenn ein Kindergarten schlecht geführt wird. Das, was jetzt mit dieser Studie und der Art, wie die Debatte geführt wurde, passiert ist, ist, dass eine Reihe von Kindergärten diskreditiert wurden und das in einer nicht wissenschaftlichen Form passiert ist. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Die Auswirkungen auf die Kindergärten sind massiv, auch die Auswirkungen gesamtgesellschaftlich, es trägt zu einer Spaltung der Gesellschaft bei. Und die Stimmen, die gar nicht gehört werden in dieser Diskussion, sind tatsächlich die von jenen, die betroffen sind, die, um die es geht, und über die die Studie auch spricht. Das sind die Pädagoginnen und Pädagogen, das sind die Betreibenden der Kindergärten, das sind auch die Eltern der Kinder in diesen Kindergärten.

 

Die Betreibenden des einen Kindergartens IQRA im 10. Bezirk, der auch in der Studie erwähnt wurde und der durch die bloße Erwähnung in der Studie schon eine Zuschreibung als radikal erfahren hat, die mit keinen Fakten belegt ist, haben mich gebeten, hier eine Stellungnahme von ihnen einzubringen, die ich gerne jetzt auch verlesen werde. Und zwar ist das der Leiter dieses Kindergartens, das ist ein junger Mann, der Pädagoge in Ausbildung ist, der sagt, dass es für ihn als Mitglied der Familie und als Leiter der Einrichtung schockierend war zu erfahren, Teil einer 180 Seiten langen Studie zu sein, ohne jemals die Chance bekommen zu haben, seinen Standpunkt vor Veröffentlichung der Studie zu präsentieren, obwohl es mehrmals Einladungen ihrerseits dazu gab. Vor allem möchte er darauf hinweisen, dass es in ihrer multikulturellen Einrichtung vorrangig um Integration geht, weswegen er es persönlich als unpassend ansieht, den Kindergarten als religiös oder gar als konfessionell zu bezeichnen. Sie versuchen den Kindern auch ethische Vorbilder für ihr Leben zu sein, und es ist ihnen wichtig, den Kindern menschliche Grundfähigkeiten wie Vertrauen, Lebensbejahung, Beziehungsfähigkeit, Offenheit und Toleranz für ihr weiteres Leben mitzugeben. Er selbst hat den Betrieb übernommen, macht daneben noch die pädagogische Ausbildung und gibt täglich sein Bestes, um den Bedürfnissen der Kinder und Eltern gerecht zu werden. Sein Ziel ist es, der Hetze und einer Lüge zu entkommen, um den Kindergarten in Frieden zu führen und den Einstieg in die österreichische Gesellschaft kindgerecht und angenehm zu gestalten.

 

Das sind der Wunsch und die Aussage eines der Kindergärten, die in der Studie vorkommen, und es ist wichtig, auch diese Seite einmal zu hören und zu Wort kommen zu lassen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) So wie diesem Kindergarten geht es einer Reihe von Kindergärten, die jetzt den Nimbus zugeschrieben bekom

 

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