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Landtag, 35. Sitzung vom 27.11.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 62

 

nur so lange halten, wie sie medial attraktiv sind oder bis eben keine weitere Verwendung vorgesehen ist.

 

Wenn Sie immer betonen, wie im STEP 2025 oder auch im Umweltbericht, dass 50 Prozent Grünraum erhalten bleiben, finde ich das wichtig, und mit 50 Prozent steht Wien sicher immer noch sehr gut gegenüber anderen Großstädten da, aber bei 50 Prozent ist es dann quadratmetermäßig sozusagen gleich, jedoch sicher nicht in der gleichen räumlichen Verteilung und auch nicht in der Relation zu den Einwohnern. Denn wenn Wien jährlich um 20 000 Einwohner wächst, dann müsste eigentlich auch der Prozentsatz an Grünraum erhöht werden, wenn Sie die gleiche Lebensqualität pro Kopf in Wien erhalten wollen! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Der Norbert-Scheed-Wald ist in diesem Zusammenhang sicher ein sehr wichtiges Ausgleichsprojekt, das die Quadratmeteranzahl, die auf der anderen Seite verloren geht, wieder auffängt. Aber die subjektive Realität, sage ich jetzt einmal, ist sicher eine andere, wenn es trotzdem pro Kopf weniger wird und im direkten Umfeld, im inneren Umfeld der Stadt, zu weniger Grünraum kommt. Das ist eben nicht das Gleiche. Ich bin nicht damit einverstanden, dass man auf der einen Seite Grünraum im Westen, der als Natur mit besonderen Naturoasen ausgewiesen ist, verbaut und dann im Osten sozusagen Ersatzflächen schaffen muss, oder im Westen Bäume gefällt und dann im Norbert-Scheed-Wald oder woanders, außerhalb von Wien, gepflanzt werden.

 

Wenn Sie diese Woche, glaube ich, 100 Obstbäume im Otto-Wagner-Areal pflanzen - ich bin ein großer Fan von Obstbäumen -, denke ich mir, dass das eigentlich eine schöne Initiative ist, aber vor dem Hintergrund, dass mit der geplanten Verbauung durch 220 Wohnungen im Otto-Wagner-Areal 100 Bäume gefällt werden müssten, ist es wieder so, wie ich sage, ich schlägere dort die Bäume und setze dann wieder neue. Verzeihen Sie mir, wenn ich hier trotzdem ein bisschen polemisch sein muss, aber es erinnert mich ein wenig an die Budgetpolitik der Stadt Wien, linke Tasche, rechte Tasche, und das ist mir einfach zu wenig! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich wiederhole mich, auch aus Sicht der Umweltbrille, gerade an die Kollegen der GRÜNEN gerichtet, finde ich, ist es schon bedauerlich, dass in dem Zusammenhang, wenn es um Wohnbau geht, die GRÜNEN inzwischen schmerzlos sind. Ich gebe zu, es ist sicher eine große Herausforderung, Grünraum zu erhalten und Wohnbau zu schaffen, aber es kann nicht sein, dass mit Salamitaktik wertvolle Grünflächen für immer verbaut werden! Da erwarte ich mir als Umweltsprecherin von Ihnen, Frau Landesrätin, als ehemalige Global-2000-Kämpferin, mehr als ein Achselzucken und eine Nicht-zuständig-Phrase, wie gestern! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Denn, muss man sagen, wozu dann solche Berichte oder wozu der Umweltbericht, wozu das Engagement der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der MA 22, wozu Fledermausschutzprogramme auszuarbeiten oder eben den besonderen Schutz des Wiener Nachtpfauenauges zu predigen, wenn es dann, so wie beim Projekt „Umweltfriedhof“ in Döbling oder eben auch beim Hörndlwald, eigentlich vollkommen egal ist? Ich kann über Ihre demonstrative Apathie, fast schon Ignoranz, nur staunen, Frau Landesrätin, wenn es um Umweltzonen geht, also wenn es um das Kernthema Umwelt in diesem Zusammenhang geht, oder auch, wie wir am Montag diskutiert haben, wenn es um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihrem Ressort geht!

 

Noch einmal kurz ein paar Punkte, einzelne Punkte möchte ich gern aus dem Bericht „Stadtplanung im Klimawandel“ herausheben: Wir haben das letzte Mal die „Versiedelung“ statt der „Versiegelung“ ausgedrückt. Ich meinte natürlich die Versiegelung. Aber auch hier wird das Problem Versiegelung klar. Ich danke dem Umweltbericht, dass er meine bereits geäußerte Kritik bestätigt, dass auf Grund der zunehmenden Versiegelung und Erwärmung Regenwassermanagement und Begrünung dringend gefordert und wichtiger denn je sind.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch erwähnen, dass ich die Behandlung der Thematik urbane Hitzeinseln gut und wichtig finde. Immerhin wurde ein kleiner Teil des Berichtes auch diesem Thema gewidmet. Ich denke mir, dass das eines dieser Themen ist, das vielleicht von da oder dort belächelt wird, das ich aber für eine Großstadt ganz wichtig und zukunftsorientiert empfinde.

 

Ebenfalls finde ich die Problematik mit zu vielen Glasflächen in den Großstädten auch ein wichtiges Thema.

 

Ebenso wichtig und spannend finde ich das Thema Lichtverschmutzung. Der Kollege Hofbauer hat das, glaube ich, am Dienstag erwähnt. Ich finde das ein ganz spannendes und wichtiges Thema. Ich würde mich freuen, wenn wir uns hier in Wien auch mit diesem Thema mehr beschäftigen würden.

 

Thema Müllbeseitigung: Ich weiß, das ist eines Ihrer Sorgenkinder, wenn man das so sagen darf, auch wenn Sie, Frau Landesrätin, glaube ich, am 1. Dezember neue Rekordergebnisse der Zigarettensammlung präsentieren wollen. (Beifall bei der ÖVP und von Abg Ing Udo Guggenbichler, MSc.)

 

Ich bin gespannt, weil noch im März bei der Präsentation war es eine Fortführung der letzten Jahre, da war also nichts Neues dabei, immer die gleichen Zahlen. Immerhin gibt es in einem kleinen Mikrobereich offensichtlich Erfolge.

 

Aber wenn man sich den Bericht anschaut und schaut, wie sich Restmüll, biogene Abfälle, gefährliche Abfälle, inerte Abfälle sozusagen verändert haben, muss man leider sagen, sind wir bei einer Stagnation. Hier ist nicht viel weitergegangen!

 

Erneuerbare Energie ist auch ein spannendes und wichtiges Kapitel. Ich denke mir, dass auch hier viel mehr passieren könnte. Ich sehe, dass dem wichtigen Thema der alternativen Energieversorgung eigentlich eine eher untergeordnete Rolle zugewendet wird. Der angekündigte Energieversorgungsplan ist immerhin schon im Entwurfstadium, aber ich würde sagen, leider immer noch im Entwurfstadium. Wenn ich mir auch diesen Bericht anschaue, dass wir derzeit unter 20 Prozent liegen und als Planziel bis 2030 50 Prozent erneuerbare Energie anstehen, hoffe ich, dass wir das schaffen. Aber,

 

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