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Landtag, 18. Sitzung vom 22.11.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 66 von 74

 

Und ich bin im Gespräch insbesondere mit dem AKH, damit wir dort, wo es sozusagen organisatorische Probleme gibt - die dazu führen, dass Operationssäle gesperrt sind, dass, wie im Bericht ja auch niedergelegt, ein Kardiotechniker nicht zur Verfügung steht, dass Ärztedienstzeiten, Herr Kollege Seidl, dem entgegenstehen, dass man sozusagen die volle Kompetenz des Hauses spielen kann -, versuchen, die Dinge so zu regeln, dass sie im Interesse der Patienten und Patientinnen sind und dass vielleicht das Bedürfnis, auch privat zu verdienen, sich dem unterordnen muss, dass im Spital die ganze Zeit das ganze Programm gespielt werden kann. Das soll sein, und das ist meine Forderung, die ich auch als Patientenanwältin an die Ärzteschaft habe. (Beifall von Abg Kurt Wagner.)

 

Ich bin da – und das möchte ich ganz deutlich sagen – mit dem Herrn Generaldirektor, dem Herrn ärztlichen Direktor im AKH auch gut im Gespräch.

 

Dann möchte ich auf die Anliegen der Frau Abg Kickert eingehen. Sie haben etwas sehr Wichtiges angesprochen: wie es denn so ist mit den anspruchsvollen, mündigen Patienten und Patientinnen. Das ist in der Tat etwas, was uns in der Patientenanwaltschaft sehr beschäftigt. Dieses Spannungsfeld zwischen Kompetenz der Dienstleister, der Ärzte und Ärztinnen auf der einen Seite - und den Wünschen und Hoffnungen, den berechtigten und manchmal auch unberechtigten Hoffnungen der Patienten und Patientinnen auf der anderen Seite. Und sie müssen eine informierte Patientenentscheidung treffen. Ich will es Ihnen einfach auch in Erinnerung rufen - jeder von uns ist auch einmal Patient/Patientin -: Wir sind es selbst, die unsere Behandlungsentscheidung treffen! Möchte ich eine Chemotherapie vornehmen lassen? Möchte ich mich impfen lassen? Möchte ich mich bei einer Rückenerkrankung konservativ oder operativ behandeln lassen? - Alle diese Dinge müssen wir selbst entscheiden. Und wir tun das auf Basis guter Aufklärung, denn darauf haben wir ein Recht.

 

Es ist wichtig, und die Patientenanwaltschaft hat das unter der Führung von Herrn Prof Brustbauer in diesem Bericht auch deutlich gemacht: Aufklärung ist ein ganz relevanter Beitrag, eine Voraussetzung für diese Patientenentscheidung. Und wenn jemand nicht aufgeklärt ist und es verwirklicht sich dann ein Risiko, das zwar typisch für die Behandlung ist und man eigentlich keinen Schaden anmelden könnte, aber wenn man über dieses Risiko nicht aufgeklärt ist, dann begründet sich ein Anspruch auf Schadenersatz. Also das ist auch für die Ärzteschaft wichtig, das zu wissen. Und insofern ist die polemische Bemerkung mit den 3 800 Beipacktexten gar nicht so polemisch. Ich bin nicht für 3 800 Beipacktexte, bin es nie gewesen, aber ich bin sehr für gute Aufklärung, die die Menschen verstehen. Denn die Menschen müssen verstehen, was mit ihnen passiert, um entscheiden zu können, um dann aber auch die Therapie umzusetzen. Das ist wichtig, und das kann man nicht durch Beipackzettel in allen Sprachen machen, aber in wichtigen Sprachen, die hier auch sozusagen gesprochen werden, aber noch viel mehr mit guter Information.

 

Daher denken wir ja daran, im kommenden Jahr eine unabhängige Patienteninformationsstelle bei der WPPA einzurichten, wo dann Gesundheitswissen auf qualitätsgesichertem Niveau per Telefon an die Bevölkerung gegeben wird, damit man, wenn man dann zum Arzt/zur Ärztin geht, in ein Spital geht, die richtigen Fragen stellen kann. Denn man muss wissen, was Diabetes ist – als Beispiel -, damit man sich selber dann auch richtig verhalten kann.

 

Ich möchte jetzt noch kurz auf die Ausführungen von Herrn Abg Seidl eingehen, weil er meint, es wäre sozusagen eine unzulässige Anforderung an einen Ärztekammerpräsidenten, mit dem Rad zu fahren. - Das möge jeder halten, wie er es möchte. Wichtig ist mir in dem Zusammenhang, dass Gesundheit - und das müssen die Patienten und Patientinnen auch wissen - nicht erst im Spital entsteht, wenn man nämlich krank ist. Und solche Patienten und Patientinnen treffe ich - ich spreche ja sehr viel persönlich mit ihnen -, die dann kommen und hoffen, wenn man ein neues Knie einsetzt oder die Schulter repariert, dann können sie wieder Fußball spielen und alles, und vielleicht übersehen, dass sie zu übergewichtig, zu unbeweglich sind, zu viel rauchen und dass die Medizin nicht alles leisten kann, was man vielleicht durch Lebensstil oder Lebensverhältnisse auch selber beeinflussen sollte.

 

Insofern möchte ich die Menschen - und so handeln wir auch - ermutigen, das Ihre zu ihrer Gesundheit beizutragen, damit die Medizin dann auch das, was ihr zukommt, leisten kann.

 

Ich danke Frau Kollegin Ramskogler für die Erwähnung, wie wichtig der Pflegebereich ist. Die Aufgaben, die hier an mein Team gestellt sind, sind sehr, sehr groß. Ich will Ihnen in dem Zusammenhang auch sagen, da geht es oft um Kommunikationsprobleme und da haben die Patientenanwaltschaft und mein Team oft eine große Aufgabe, hier auch im Sinne der Mediation zu wirken, und das machen sie mit großer Kompetenz.

 

Ich habe meine Zeit in den letzten Monaten nicht in erster Linie damit verbracht, OTS-Aussendungen zu schreiben. Ich habe sie damit verbracht, in die Spitäler zu gehen. Ich bin praktisch schon fast durch bei den öffentlichen und privat-gemeinnützigen. Ich rede mit den Führungskräften im Pflege- und medizinischen Bereich. Ich bin auch schon fast in allen privat-gemeinnützigen gewesen und werde dann auch in die Privatspitäler gehen. Ich bin bei Sprechtagen in Pflegeheimen – ja, ich will es gar nicht aufzählen. Ich sage das deshalb, weil es mir wichtig ist, mit den Menschen vor Ort zu reden; auch mit dem Personal, denn die Wiener Patienten- und Pflegeanwaltschaft ist so wie unter der Führung von Herrn Prof Brustbauer auch in Zukunft ein Partner im Gesundheitswesen. Wir sind nicht die, die sozusagen mit dem Finger auf Personal zeigen, wir wollen keine Defensivmedizin, sondern wir wollen Vertrauen zwischen Personal und Patienten und Patientinnen, und daran arbeiten wir, indem wir im Gespräch bleiben.

 

Und das sei auch zur Fehlerkultur gesagt: Wenn Fehler passieren - und Fehler passieren leider manchmal -, dann gehen wir in die Häuser, wenn sich bei Dingen zeigt, dass sie offensichtlich auch einen Strukturhinter

 

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