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Landtag, 18. Sitzung vom 22.11.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 64 von 74

 

siert irgendein Diagnosefehler, aber es ist nicht möglich, hier im Entschädigungsbereich auch nur eine Unterstützung zu bekommen. Das würde ich nicht für gut halten. Das ist sicher etwas, woran man im Gesundheitssystem noch weiterarbeiten muss.

 

Abschließend möchte ich hier von dieser Stelle noch sagen: Ich denke, dass die Zukunft mit Frau Dr Pilz als unsere Pflege- und Patienten und Patientinnenanwältin eine gute sein wird. Wie ich gehört habe, soll es, was die Zukunft betrifft, eine unabhängige Patienteninformationsstelle geben. Ich denke, das ist genau die richtige Richtung, Frau Dr Pilz. Es ist richtig, die Menschen zu informieren, den Menschen im Klartext zu sagen, worum es hinsichtlich ihrer Gesundheit geht, ihnen zu helfen und sie zu unterstützen in einer ganz, ganz schwierigen Phase, nämlich in einer Phase, in der sie krank sind.

 

Frau Dr Pilz, alles Gute! Ich freue mich schon auf den nächsten PatientInnenanwaltschaftsbericht, und ich hoffe, die Menschen sind bei Ihnen genauso gut aufgehoben, wie sie es bei Dr Brustbauer waren. – Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsident Johann Herzog: Zu Wort gemeldet ist Herr Abg Ing Rösch. (Abg Dipl-Ing Rudi Schicker: Schon wieder?) Ich erteile es ihm.

 

15.57.38Abg Ing Bernhard Rösch (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Dr Brustbauer! Sehr geehrte Frau Dr Pilz!

 

Der Patientenanwaltschaftsbericht zeigt uns, wie wichtig dieses Instrumentarium ist. Es gibt also wirklich nichts daran zu bekritteln, sondern das ist eine hervorragende Arbeit, an der man sich orientieren kann und wo Politiker auch Anleihe nehmen können an Gradmessungen, wo man etwas noch ein bisschen besser machen könnte.

 

Ich habe der Frau Mag Ramskogler jetzt zugehört, was sie zur Fehlerkultur gesagt hat. Ja, das würden wir uns auch wünschen, dass es möglich wäre, dass wir eine bessere Fehlerkultur zusammenbringen, denn gerade, wenn im Bereich Gesundheit Fehler passieren – wo gearbeitet wird, können Fehler passieren –, hat das meistens eine andere Tragweite, als wenn irgendjemand eine Seite falsch schreibt oder ein Tischler irgendein Brett verhobelt und man das dann ganz einfach noch einmal machen kann. (Zwischenruf von Abg Mag Thomas Reindl.) Habe ich jetzt irgendetwas Falsches gesagt wegen des Zwischenrufes? (Abg Mag Thomas Reindl: Nein, das war richtig, was Sie gesagt haben!) Aha, danke. Lob kann ich auch brauchen. Auch ich lebe mit Lob ganz gut.

 

Die Fehlerkultur ist halt immer ein bisschen problematisch. Jetzt unterstelle ich gar nicht, dass man das nicht will, sondern da gibt es natürlich auch Versicherungen, die in den Versicherungspolizzen niederschreiben, dass Fehler nicht anzuerkennen sind, und wenn man sie im Vorhinein anerkennt, bevor noch ein Prozess getagt hat, ist die Versicherung leistungsfrei. Das ist einmal ein Problem und der Grund, warum sich dann die Ärzte hinstellen und sagen müssen: Ich sage nichts dazu! – Die Betroffenen sind dann meistens verstört, gehen eben zur Patientenanwaltschaft, und das ist dann oft die einzige Stelle, wo sie wirklich ihr Herz ausschütten können, wo man mit ihnen dann auch sprechen kann über die ganzen Problematiken, wie man vorgehen kann, wo man etwas erzielen kann, wo man wenigstens das finanzielle Leid mindern kann.

 

Und wenn man dann natürlich schaut, dann kennt jeder Fälle. Zu mir ist jemand mit einem Fall gekommen, den ich mir noch genauer anschauen muss, weil ich noch nicht ganz fertig recherchieren konnte, weil das mittlerweile sieben Jahre anhängig ist und die Akten sehr, sehr dick sind. Aber angefangen hat das mit einer Diagnose Krebs. Die Person hat eine Spritze, so einen Flyer - wie heißt das schnell? (Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr Sigrid Pilz: Venflon!) – Venflon, ja - hineingesetzt bekommen, und der war leider Gottes schlecht gesetzt und nicht von der Fachkraft, die es machen hätte sollen, weil eben dort im Wilhelminenspital momentan - weiß ich nicht - eine Knappheit geherrscht hat oder sonst irgendwas. Auch das weiß ich nicht, aber so wurde es mir erzählt. Und dann hat die natürlich die Chemotherapie da hineinbekommen, und die ist in den Muskel und nicht in den Blutkreislauf hineingegangen, worauf natürlich die Hand dann irgendwann angefangen hat abzusterben. Und heute, nach sieben Jahren - also nach vielen Verkrüppelungen, und, und, und -, ist es so weit, dass sie, nachdem sie dann in Niederösterreich war, weil sie in Wien kein Vertrauen mehr hatte, jetzt wieder ins AKH zurück muss, weil man sie wahrscheinlich nur dort operieren kann, um ihr die Hand abzunehmen.

 

Sie hat sich damals an den Patientenanwalt gewandt, und dieser hat sich gut um sie gekümmert - das war also der einzige Lichtblick. Aber es waren gerade einmal 8 000 EUR, die ihr an und für sich geboten wurden dafür, dass sie nicht mehr arbeiten konnte - denn die Hand war unbrauchbar, und sie hat sehr, sehr viele Rehab-Termine gebraucht, für die ganzen Streckungen und, und, und. Man hat also sieben Jahre lang versucht, die Hand zu retten, und es war ihr nicht möglich, in dieser Zeit noch etwas zu tun. Und jetzt, wo sie leider Gottes erfahren hat, dass sie auch noch ein Rezidiv hat - also der Krebs ist leider Gottes zurückgekehrt -, hat man ihr dann zu verstehen gegeben, sie soll doch endlich die 8 000 EUR nehmen, denn mit einem Rezidiv wird sie nicht mehr so lange Zeit haben.

 

Und da, bin ich der Meinung, sollte man dem Patientenanwalt noch mehr Möglichkeiten geben, da dann noch schärfer vorzugehen.

 

Aber ich würde mir auch wünschen, dass man aus diesem Bericht vielleicht in der Zukunft sehen kann: Wie oft passieren Fehler, weil wir ganz einfach eine Unterbesetzung im Bereich des fachlichen Personals haben?

 

Und das möchte ich jetzt - weil wir gerade von der Debatte ausgegangen sind, wir reduzieren, und es könnte schlechter werden und, und, und - einmal ganz wertfrei sagen. Ich frage mich auch im Pflegebereich: Ist das wirklich so günstig, dass ich zwei Stationen habe mit jeweils einer Person, die dort aufpasst, und einem Springer, der einmal da und einmal dort sein kann, wobei die

 

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