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Landtag, 9. Sitzung vom 24.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 22 von 60

 

gend, mehrfach Anträge gestellt. Das wurde abgeschmettert. Als die GRÜNEN noch in Opposition waren, waren sie dabei und haben das unterstützt. Mittlerweile hat sich das natürlich geändert. Ich nehme das zur Kenntnis! (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)

 

Ich verstehe eure Beunruhigung! Ihr seid natürlich in einer sehr schwierigen Situation. Ich könnt das euren Wählerinnen und Wählern gar nicht mehr erklären, weil ihr halt jetzt einfach Mitverantwortung tragt, meine Damen und Herren! (Zwischenruf von Abg Mag Rüdiger Maresch.) Ich verstehe das!

 

Lieber Rüdiger! Versuch doch einmal, den öffentlichen Verkehr zu fördern! Was ist denn mit der U2 Richtung Westbahnhof? – Sie fährt daran vorbei! Was ist denn mit der U1 Richtung Rothneusiedl? Was ist mit der U2-Verlängerung, die Richtung Süden geht? – All das funktioniert nicht! Und was habe ich von dir von der U5 gehört? Der öffentliche Verkehr wird in Wien einfach nicht ordentlich ausgebaut!

 

Jetzt sage ich euch etwas als einer, der aus einem Außenbezirk kommt und dort wohnt: Gestern hat die Frau Vizebürgermeisterin gesagt, dass es so viele Kurzfahrten in dieser Stadt gibt. Hat man sich schon einmal angeschaut, wo diese entstehen? Sie entstehen hauptsächlich in den Außenbezirken und sind privater Natur, weil es dort eben keine Querverbindungen gibt! Hat schon einmal jemand von euch versucht, beispielsweise von Inzersdorf nach Mauer oder nach Hietzing zu kommen? Das bedeutet mit öffentlichen Verkehrsmitteln einen großen Aufwand! Ich glaube, da könnte man ansetzen! Da wären wirklich sinnvolle Maßnahmen angebracht, denn das sind die Maßnahmen, die wirklich wirken!

 

Temporeduktionen und eine Abzocke im Bereich der Parkraumbewirtschaftung werden nicht funktionieren. Und wenn Sie jetzt das Thema Umweltzonen ansprechen, dann möchte ich festhalten, dass der fehlende Applaus zum Vorschlag des Herrn Maresch seitens der SPÖ-Fraktion gezeigt hat, dass diesbezüglich offenbar keine große Übereinstimmung herrscht! Ich bin froh darüber, denn diesfalls ist offenbar Maresch allein zu Hause.

 

Wir haben jetzt eine Situation, in der die Ökologisierung des Verkehrs die richtige Maßnahme wäre, die ich aber leider bei Rot-Grün vermisse. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Präsident Johann Herzog: Als nächste Rednerin ist Frau Abg Dr Pilz zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.

 

11.02.22

Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus)|: Herrn Kollegen Stiftner kann man zumindest zugute halten, dass er versucht hat, Lösungen aufzuzeigen, ob man sie jetzt teilt oder nicht. Er bemüht sich, Antworten zu geben. Alle anderen Redner der Oppositionsparteien haben sich hingegen bemüht, das Problem zu ignorieren beziehungsweise für nicht existent zu erklären, speziell Herr Kollege Aigner, der so tut, nur weil Feinstaub nicht gelb oder lila ist und nicht juckt, als ob es ihn nicht gäbe. Für ihn ist die Erde offenbar eine Scheibe, und der Herr Lehrer weiß anscheinend, dass man Feinstaub ignorieren kann!

 

Herr Mahdalik! Ihnen möchte ich sagen: Hätten Sie sich nicht von Ihrer Frau mit dem Auto zur U-Bahn führen lassen, sondern wären Sie mit dem Fahrrad gefahren, dann wäre Ihr Feinstaubbeitrag des heutigen Tages oder des gestrigen Tages null gewesen. Machen Sie es so wie ich – wenn wir jetzt schon so privat werden: Ich fahre von Hadersdorf täglich mit dem Fahrrad herein. Aus. Feinstaubeintrag null. Null! Sie sind ein junger Mensch, auch Sie können Rad fahren! (Abg Mag Wolfgang Jung: Ja, Frau Lehrerin!)

 

Unbestritten ist, dass jedes vierte Kind explizit unter Feinstaub leidet. Und jenen hier, die sich das in der Sache nicht anschauen wollen, sei gesagt, was das bedeutet: Asthma wird zu mehr als 50 Prozent durch Luftschadstoffe aus LKW und PKW, Dieselabgas und Reifenabrieb verursacht. Das ist für die Anwesenden offensichtlich nur deshalb kein Problem, weil sie vielleicht keine Kinder oder Enkelkinder haben, die darunter leiden. Aber die Kinder sind diejenigen, die die dicke Luft auf Auspuffhöhe einatmen müssen, wenn sie in die Schule oder in den Kindergarten gehen. Sie reagieren mit Allergien, quälendem Juckreiz, Heuschnupfen, Neurodermitis, Ekzemen, verquollenen Augen, rinnenden Nasen.

 

Es muss uns als Politikern und Politikerinnen darum gehen, nicht so zu tun, als wäre es eine Lösung, wenn wir die Kinder und uns selbst ins Auto setzen und dann glauben, der Feinstaub wäre so auszusperren. Das Gegenteil ist nämlich der Fall: In den Autos selbst ist die Konzentration besonders hoch!

 

Menschen, die bis zu 300 m von viel befahrenen Straßen wohnen – so hat eine Studie gezeigt – haben eine extreme Gesundheitsbelastung und sind in ihrer Lebenserwartung im Vergleich mit Menschen, die in gesunder Umgebung wohnen, benachteiligt. Sie sterben schlicht und einfach wesentlich früher.

 

Ich möchte Ihnen jetzt den Hilfeschrei einer Mutter vorlesen, damit Sie wissen, wovon die Rede ist, wenn wir von Feinstaub reden: „Nico hatte mit sieben Monaten die erste obstruktive Bronchitis, mit jedem Zahn folgten weitere oder stattdessen Lungenentzündungen. Auch jetzt, wo alle Zähne schon lange da sind, ist er ständig krank. Mit jedem Infekt fängt er an zu pfeifen, mittlerweile pfeift er auch ohne Infekte. Seit letztem Jahr ist auch noch das blöde Pseudokrupp dabei."

 

Für diejenigen, die nicht wissen, was das ist: Das ist eine Atemwegserkrankung, bei der sich die Luftröhre verengt. Das bedeutet bei den Kindern, dass sie einen 18-fach höheren Widerstand bewältigen müssen als Erwachsene. Es färben sich die Lippen und die Fingernägel blau, die Kinder bekommen Todesangst, und all das tritt in der Nacht auf und ist zum größten Teil von Feinstaub verursacht.

 

Dieses Kind hat mittlerweile auch schon Pseudokrupp. Es musste bereits mit unter zwei Jahren zur Kinderrehabilitation. Kaum war es wieder zu Hause, beginnt die Lungenentzündung wieder.

 

„Heute bekam ich" – so schreibt die Mutter – „einen Arztbrief von der Uni-Klinik, und ich bin wieder verunsichert. Dort drin steht nämlich, dass die Lunge beidseitig überbläht ist. Ich mache mir große Sorgen."

 

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