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Landtag, 28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 76

 

offensichtlich unter den Ressorts nicht darauf einigen kann, wer das jetzt in die Hand nimmt, wer jetzt verantwortlich ist und was man tun könnte.

 

Man könnte nämlich sehr wohl was tun. Beispielsweise gibt’s ja den Altstadterhaltungsfonds. Das heißt, man hätte durchaus Anreize bieten können zu sagen, wir helfen euch bei der Sanierung, wenn ihr das eben unter den Denkmalschutzauflagen macht. Man hätte auch mit der ARWAG gemeinsam überlegen können, ob nicht für die kulturelle Nutzung beispielsweise doch die Sängerknaben in Frage gekommen wären. Ich möchte das jetzt extra noch einmal sagen. Warum nicht die Sängerknaben in den Sophiensälen? (Beifall bei den GRÜNEN.) Uns wurde gesagt, das sei aus akustischen Gründen nicht möglich. Wir haben uns jetzt aber schlau gemacht und das ist definitiv nicht richtig. Dieser Saal hat sogar eine ganz tolle Akustik gehabt. Man hat dort zahlreiche Aufnahmen von klassischer Musik gemacht. Soviel zu dem bürgerlichen Kulturverständnis, das uns da der Herr Tschirf irgendwie absprechen möchte, was immer bürgerliches Kulturverständnis sein soll. Aber vielleicht kann er uns das nachher erklären. Jedenfalls hat es da sehr gute klassische Musikaufzeichnungen gegeben und das wäre sicher gut genug, um die Sängerknaben dort unterzubringen. Noch dazu hätte man vielleicht mit dem Herrn Pühringer, der ja Investor dieses Sängerknabenprojekts am Augartenspitz ist, Gespräche suchen können. Vielleicht hätte es ihm sogar ganz gut gefallen. Er hätte dort weitaus mehr Möglichkeiten gehabt. Es hätten ja auch in diesen Räumlichkeiten, die rundherum noch möglich sind, wo da jetzt eben Wohnungen geplant wären oder so, vielleicht hätten die Sängerknaben mit ihrem ganzen Schulbetrieb dorthin übersiedeln können und man hätte überhaupt einen doppelt positiven Effekt, nämlich einerseits die geeignete perfekte Nachnutzung für die Sophiensäle und andererseits ein Freiwerden von Flächen im Augarten. Und genau da liegt das Problem. Es fühlt sich keiner der amtsführenden Stadträte wirklich zuständig und wenn, dann nur für ein paar Monate, um dann bunte Bilder zu präsentieren. Das gibt es ja, das kann man sich in der Rathauskorrespondenz aussuchen. Siegermodelle werden präsentiert. 100 000 EUR werden für Wettbewerbe ausgegeben und rauskommt letztlich nichts.

 

Ein dringender Appell: Es möge sich jemand der amtsführenden Stadträte für zuständig erklären, Gespräche mit dem Herrn Pühringer und mit der ARWAG zu suchen, um die Sängerknaben im Sophiensaal unterzubringen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Dr Vitouch. Ich erteile es ihr.

 

Abg Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Danke schön. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

 

Man merkt, dass der Advent naht, und wenn ich mir was wünschen könnte, dann würde ich mir die Sophiensäle zum Beispiel der 60er Jahre zurückwünschen, wo die berühmten ÖKISTA-Gschnasfeste stattgefunden haben. Ich bin nämlich, glaube ich, neben dem Kollegen Tschirf eine der wenigen, die die Sophiensäle wirklich seit 50 Jahren kennen und daher nicht wie der Blinde von der Farbe von etwas redet, das bisher gar nicht im Fokus lag. Außer wenn es um den Vorwurf geht, dass wir doch da etwas tun sollen und dass niemand zuständig wäre. Man muss dazu sagen, dass sich der Bezirk sehr wohl für diese ehemalige Badeanstalt des Herrn Morawetz zuständig fühlt und dass es auch von Seiten des Bezirks ja schon eine Baubewilligung gegeben hat und durch die zuständige Baukommission durchgegangen ist, um dort zum Beispiel Wohnungen zu errichten. Nun muss man aber dazu sagen, dass die Sophiensäle auf einem sehr komplizierten Terrain sind. Ich weiß nicht, ob Sie wissen - und Sie wissen ja, das russische Dampfbad war eine Badeanstalt -, dass dieses Schwimmbad, das damals abgedeckt wurde, um darauf einen Tanzboden zu errichten, weil der Herr Morawetz das ja zu Zeiten des Wiener Kongresses erworben hat, mit Donauwasser gespeist wurde. Und auch jetzt ist der Untergrund dieser Sophiensäle noch immer Schwemmland. Das Gebäude steht auf hölzernen Pylonen. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, wie schwierig es ist, diese Fundamente abzusichern, um das Gebäude noch weiter nutzbar zu machen so wie es die ARWAG seit 2006 versucht. Ich kann Ihnen nur eines ankündigen, dass jetzt Anfang Dezember, genau genommen am 4. Dezember, wenn Sie dort Baulärm hören und Container sehen, zunächst einmal eine Fundierung des Geländes vorgenommen wird, der Ballsaal ist eingehaust. Es geht im Prinzip darum, einen Betreiber zu finden, der sich dieses teure und wirklich anspruchsvolle Terrain antut. Es gibt, wie gesagt, diese Widmung für Wohnungen. Das würde aber, so wie die Projekte aussehen, eine Nutzung des Ballsaals in seiner ursprünglichen Funktion nicht mehr ermöglichen. Er würde zwar laut Denkmalschutz erhalten bleiben, aber es wäre nicht dieser Ballsaal, den man zum Beispiel im Rahmen des Projekts eines Seminarhotels sehr wohl nützen könnte.

 

Ich gehe jetzt noch einmal geschwind die Chronologie durch: Im August 2001 war der Brand. Dann gab es sofort den Beschluss einer Bausperre nach § 8 der Bauordnung für Wien. Im Mai 2003 wurden die städtebaulichen Studien, verschiedene Varianten durch die MA 19 und federführend durch die MA 21A beschlossen. Dann kam dieser Dialogprozess mit Einholung städtebaulicher Expertisen. Das war 2004. Es waren namhafteste Architekten Wolf Dieter Prix, Manfred Wehdorn, Karla Kowalsky, Gisela Podreka, Michael Szyszkowitz, Johannes Maria Zeininger und den Vorsitz hatte der ehemalige Hamburger Oberbaudirektor Dipl-Ing Kossak. Es hat eine Homepage gegeben, die es noch immer gibt, um diese Ergebnisse zu kommunizieren. Sie können sich da jederzeit auch informieren. Und auf Basis dieses Dialogprozesses hat es im Dezember 2005 eine Beschlussfassung durch den Gemeinderat in Sachen Flächenwidmungs- und Bebauungsplan gegeben. Auf Basis dieser Grundlage hat die damalige Sophiensäle AG die Liegenschaft an die ARWAG-Holding verkauft, die sie derzeit

 

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