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Landtag, 24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 72 von 83

 

Sonja Wehsely: Je nachdem, wo man in Wien seine Wohnadresse hat, wird man woanders zugewiesen. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das heißt, du weißt schon mehr Bescheid! In der letzten Rede hast du noch von den Privaten gesprochen! Da hast du dich schon ein bisschen damit beschäftigt!) Das heißt, man kann entweder, sozusagen je nachdem, in ein moderneres Spital kommen - ich spreche immer noch vom staatlichen Versorgungssystem (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sage ich ja: Du hast dich offensichtlich damit beschäftigt!) -, je nach Wohnadresse kann man in ein neueres, moderneres Spital kommen, oder, wenn man das Pech hat, in einem westlichen Bezirk zu wohnen, kommt man ins Otto-Wagner-Spital. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wer hat dir das aufgeschrieben?)

 

Bekanntlich - wie du weißt und ich weiß - kann man sich das nicht aussuchen, in welche Psychiatriestation man geht (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Aber es ist gut, dass du mittlerweile weißt, dass es die Psychiatrie nur im öffentlichen Bereich gibt! Das ist eine gute Entwicklung! Vor einem halben Jahr hast du es noch nicht gewusst!), sondern man muss dort hingehen, wo man zugewiesen wird, je nachdem, welche Wohnadresse man hat. So, noch einmal für dich zum hinter die Ohren Schreiben: je nachdem, wo man wohnt! Wenn man Glück hat und im 2. Bezirk wohnt, kommt man irgendwo hin. Also wenn es irgendeinem von uns nicht gut geht, er oder sie sich nicht wohl fühlt und er oder sie, sagen wir, im 2. Bezirk wohnt (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wenn man sich nicht wohl fühlt, kommt man nicht in die Psychiatrie!), kommt man in ein modernes Spital. (Abg Christian Deutsch: ... kennt sich nicht aus!)

 

Ich rede jetzt davon: Wenn man sich sehr stark nicht wohl fühlt. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das ist eine falsche Definition! Das hat dir jemand falsch aufgeschrieben!) Gut, es ist eine falsche Definition. Möchtest du jetzt mit mir darüber diskutieren, wie ich mit eigenen, einfachen Worten umschreibe, was mitunter eine psychische Erkrankung sein kann, temporär oder chronisch? Möchtest du, dass ich im Fachjargon spreche? (Abg Godwin Schuster: ... Frau Pilz heute gesprochen!)

 

Ich tue es für dich: Wenn man depressiv wird, wenn man einen schizophrenen Anfall hat, wenn man eine chronische psychische Erkrankung oder eine temporäre hat, wenn man Burn-out erleidet, was Menschen, wie wir es hier alle sind (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Da wird man sehr oft ambulant betreut! Und zwar sehr gut!), durchaus passieren kann, und eine stationäre Behandlung braucht, kann man sich in dieser Stadt nicht aussuchen, in welches Spital man kommt. Man wird anhand der Wohnadresse zugewiesen, das ist ein Faktum. Wenn man im 2. Bezirk wohnt - so wie du -, dann kommt man in ein modernes Spital. Wenn man das Pech hat, im 17. Bezirk zu wohnen - so wie ich -, kommt man ins Otto-Wagner-Spital. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Gute Botschaft für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ...!)

 

Das meine ich, wenn ich von der Zwei-Klassen-Psychiatrie spreche. Ich denke, dass wir mit dieser Untersuchungskommission der Abschaffung der Zwei-Klassen-Psychiatrie einen Schritt näher gekommen sind. (Beifall bei den GRÜNEN. - Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Applaus kommt verhalten!) Und ich möchte darauf hinweisen, dass es offensichtlich der SPÖ so was von überhaupt nicht gefällt, über dieses Thema zu sprechen. Es muss so was von weh tun! Ich habe überhaupt noch nicht sozusagen derartige Enthemmungszustände aus der StadträtInnenbank wie heute erlebt. Das nehme ich auch zur Kenntnis, offensichtlich verursacht das meine Rede. Was soll ich tun?

 

Ich bleibe dabei, und ich stehe auch dazu: Diese Untersuchungskommission war bereits jetzt ein Erfolg, weil sie zu Verbesserungen im Otto-Wagner-Spital geführt hat, Verbesserungen, die nach 30 Jahren Stillstand endlich erreicht werden konnten. Die Patientinnen und Patienten, die dort behandelt werden, werden es zu schätzen wissen, ihre Angehörigen werden es zu schätzen wissen.

 

Wie Sie es drehen und wenden, wenn Sie hundert Mal auf und ab springen und aus dem Publikum alles Mögliche rufen: Die Tatsache, dass es im Jahr 2007 in einer modernen, reichen Stadt wie Wien Psychiatriestationen gegeben hat mit riesigen Zimmern, mit immer noch gemischten Duschen und Sanitärräumen für Frauen und Männer, mit Betten, die nicht einmal über eine Patientenklingel verfügten, mit Netzbetten, mit sedierten und fixierten Patientinnen und Patienten, die während des fixierten Zustands nicht einmal überwacht wurden, wodurch manche von ihnen auch zu schwerstem anhaltenden körperlichen Schaden gekommen sind - das sind Missstände, liebe Sonja Wehsely!

 

Das ist die Zwei-Klassen-Psychiatrie, ob man in ein Spital kommt, wo einem so etwas passieren kann, oder ob man in ein modernes Spital woanders in Wien kommt. Diese Zwei-Klassen-Psychiatrie gilt es mit allen Mitteln und gegen jeden Widerstand der SPÖ zu beenden! Wir sind dem Gott sei Dank einen Schritt näher gekommen.

 

Abschließend, Frau Stadträtin: Ich finde es sehr bedauerlich, dass Sie nicht bereit waren, in der Untersuchungskommission Auskunft zu geben. (StR Johann Herzog: Ja, eben!) Ich finde es ebenfalls bedauerlich und qualifiziere es in Wahrheit bis zu einem gewissen Grad als, ich weiß nicht ... (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wie ist das mit dem Rechtsstaat? Wie halten es die GRÜNEN mit dem Rechtsstaat und mit der Verfassung?) Es gibt immer politisch den Willen, tatsächlich etwas zu tun oder nicht zu tun (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Es gibt eine Stadtverfassung!), zu bestimmten Fragestellungen Rede und Antwort zu stehen.

 

Einmal mehr - das habe ich auch zu Beginn gesagt -: Ich hätte eigentlich der Frau Stadträtin geraten, es von sich aus zu tun, es freiwillig zu tun, ganz einfach! Es wäre ein Signal gewesen, sowohl der Untersuchungskommission als auch der Opposition gegenüber, dass man das ernst nimmt, dass man nichts zu verbergen hat und dass man selbstbewusst, erhobenen Hauptes einfach vor eine Untersuchungskommission tritt und sagt: Ja, dort und dort und dort in meinem Wirkungsbereich gibt es Erfolge, und dort und dort gibt es nach wie vor

 

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