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Landtag, 8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 59

 

Lebensvielfalt in Wien zum Ziel und will damit auch einen bescheidenen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt leisten.

 

Wie kann man sich das Netzwerk Natur vorstellen? – Es ist das wirklich ein Netzwerk, das wir über die ganze Stadt zu spannen versuchen, mit Rückzugsgebieten und so genannten Trittsteinen beziehungsweise „stepping stones“ – wie wir das nennen –, die über die ganze Stadt verteilt sind, um für gefährdete Arten einen Lebensraum und ein Rückzugsgebiet zu bieten. Auf Grund der Anteile der Auslastung aus den Alpen und der pannonischen Landschaft kommen auch in Wien artenreiche und vielfältige Lebensräume vor, das heißt, wir finden hier wirklich eine große Vielfalt vor. In diesem wärmebegünstigten Lebensraum haben Pflanzen- und Tierarten, die Wärme lieben, hier einen großen Verbreitungsschwerpunkt.

 

Das funktioniert so vom System her, dass aus jeder Artengruppe streng geschützte Pflanzen und Tiere herausgesucht und auch entsprechend den Wiener Schwerpunkten als prioritär bedeutend eingestuft werden. Insgesamt handelt es sich um 19 Pflanzenarten und 69 Tierarten, darunter befinden sich beispielsweise der Frauenschuh, die sibirische Schwertlilie, die Smaragdeidechse, die Würfelnatter, die Wiener Schnirkelschnecke oder das Wiener Nachtpfauenauge. Diese Arten versuchen wir mit diesem Netzwerk besonders zu schützen und ihnen einen besonderen Lebensraum bieten.

 

Es gibt auch eine Definition von gefährdeten Lebensraumtypen, denen im Rahmen von Netzwerk Natur besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird, zum Beispiel Auengewässer, Tümpel, Trockenrasen, Niedermoore, Feuchtwiesen und naturnahe Wälder. Insgesamt werden mehr als zwölf Biotoptypen in der Wiener Naturschutzordnung genannt. Es sind aber auch naturnahe Lebensgemeinschaften, die sich direkt vor unserer Haustür befinden und die nicht nur beispielsweise in der Au, sondern auch in Parks, auf Sportplätzen oder auf Brachflächen ihre Heimat finden, Puzzlesteine im Netzwerk Natur. Das heißt, es geht um Arten und Lebewesen, die sich nicht nur auf die Grünräume in den Außenbezirken beschränken, sondern auch bis in bewohnte Innenhöfe der Stadt zu finden sind.

 

Das ist das Konzept, und unser Ziel ist es, wirklich ein Netzwerk ohne Lücken über die ganze Stadt zu spannen. Wie haben wir das gemacht? – Wir haben zunächst in jedem Bezirk Arbeitsgruppen gebildet, und das hat sich wirklich sehr gut entwickelt. Diese Arbeitsgruppen erarbeiten Ziele und schlagen ganz konkrete Maßnahmen für den öffentlichen und für den privaten Bereich vor. So entstehen für die unterschiedlichen Bearbeitungsregionen Bezirksbände, in denen die Einzelziele sowie die Umsetzungsmaßnahmen dargestellt werden.

 

Bis Ende April werden die Arbeiten für die Bezirke Donaustadt und Liesing abgeschlossen sein, und dann haben wir eigentlich schon ein ganz großes Ziel erreicht, nämlich, dass für ganz Wien Bezirksleitlinien vorliegen. In diesen Bezirksleitlinien sind wiederum die konkreten Zielgebiete in den einzelnen Bezirken definiert und die konkreten Maßnahmen für die dort ansässigen Zielarten und Biotope im Rahmen des Netzwerks Natur zusammengefasst.

 

Gehen wir jetzt einmal ein bisschen von der Theorie weg, damit sich jeder darunter etwas vorstellen kann. Da gibt es beispielsweise das Zielgebiet Wienerwaldwiesen mit den Zielarten Riemenzunge oder Feldgrille und den Biotoptypen Halbtrockenrasen oder Feuchtwiesen. Neben weiteren Detailzielen werden in jedem Zielebündel auch die UmsetzungspartnerInnen und die bereits erfolgten Maßnahmen genannt sowie auch die nächsten Schritte, die man setzen soll. So ist zum Beispiel die Sicherung einer extensiven Wiesenpflege in den Bezirksbänden angeführt. Das heißt, es gibt wirklich auch eine Art Leitfaden, was schon getan wurde und was wir noch tun werden, welche die nächsten Schritte sind und wer die PartnerInnen sind.

 

In diesem Zusammenhang gilt mein besonderer Dank der MA 22, die wirklich sehr viel Arbeit und Mühe investiert hat, das Ganze möglichst konkret, detailliert und umsetzungsorientiert zu gestalten und nicht nur eine theoretische Abhandlung vorgelegt hat, mit der niemand etwas anfangen kann.

 

Auf Basis der Leitlinien hat es bereits erste Umsetzungen von Einzelprojekten gegeben, und es sind beispielsweise, wenn ich gleich bei dem Wüstenbeispiel bleibe, im letzten Jahr folgende Maßnahmen durchgeführt worden. Zum Beispiel sind in Döbling, Eiserne Hand, Wärme liebende Saumgesellschaften und Halbtrockenrasen einer extensiven Pflege unterzogen worden, womit auch ein ganz besonders schöner Bestand der Riemenzunge, einer seltenen Orchideenart, erhalten wird.

 

Eine weitere Wiesenpflege wurde auf der Adolfstorwiese in Hietzing vorgenommen. Dort gibt es artenreiche Fettwiesen und Wärme liebende Saumgesellschaften, und dort geht es besonders um die Schnirkelschnecke, um die Schlingnatter und um andere Zielarten, die man mit diesen Pflegemaßnahmen besonders schützen konnte.

 

Ein weiterer großer Umsetzungsschwerpunkt der letzten Jahre war auch die Verbesserung und Errichtung von Kleingewässern. Wir haben vier neue und eine revitalisierte Teichanlage errichtet. Das ist deshalb so wichtig, weil wir auch eine entsprechende Gewässervernetzung brauchen, denn wenn sozusagen ein Trittstein fehlt, dann ist es für viele Arten schwierig, von Punkt A nach Punkt B zu kommen. Daher ist diese Vernetzung über die ganze Stadt relativ wichtig.

 

Wir haben im Pötzleinsdorfer Schlosspark in Währing einen Teich errichtet, und im Nordteil der Donauinsel wurden Lücken im Gewässernetz mit der Renovierung des Endelteichs und der Neuanlage eines weiteren Gewässers abgeschlossen.

 

Auf dem Gelände des Zentralfriedhofs wurde ein zweiter Teich vor der Feuerhalle errichtet, und in Penzing wurde in unmittelbarer Waldnähe in einem ausgeweiteten Graben ein Erdkröten-Laichgewässer errichtet. Das

 

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