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Landtag, 20. Sitzung vom 04.03.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 23 von 56

 

Geldmittel aufzustellen. Ich halte das für falsch, ich denke, dass wir dazu da sind, diese Geldmittel zur Verfügung zu stellen.

 

Wir haben heute schon einmal darüber geredet, wie das mit den 15-Jährigen ist, mit der Ausbildung, der Weiterbildung und den Schulabschlüssen, die sie machen können oder nicht machen können. Auch da sieht es einfach nicht gut aus, und es sind auch in Wien von StRin Laska weitere Kurse nicht finanziert worden. Jetzt weiß ich schon, dass die Stadt Wien nicht alles selbst finanzieren kann, das ist ganz klar, nur wird man da auch klären müssen, was der Bund zahlt und was die Stadt zahlt. Denn bis zum 18. Lebensjahr hat jeder Jugendliche das Recht, zumindest einmal einen Schulabschluss zu machen, und auch darüber hinaus müssen die Bildungsangebote so sein, dass diese Jugendlichen in der Gesellschaft mithalten können.

 

Daher ein ganz klares Nein der GRÜNEN, wenn man nunmehr versucht, Charity zugunsten der Ärmsten zu organisieren! Golfspielen für Notversorgung, das soll nicht sein und das kann so auch nicht sein. Ich denke, wir werden die Verantwortung ernst nehmen müssen, auch für Menschen, die wenig Geld haben, die notwendigen Angebote zur Verfügung zu stellen.

 

Einige Anmerkungen auch zu dem Kapitel über auffällige Kinder und Jugendliche in der Schule: Es ist so, dass schon seit vielen Jahren die Lehrerinnen und Lehrer darauf hinweisen, es gäbe immer mehr verhaltensauffällige Kinder. Obwohl nicht hundertprozentig greifbar ist, was denn nun ein verhaltensauffälliges Kind ist - vielleicht ist für mich etwas nicht verhaltensauffällig, was für den Nächsten schon verhaltensauffällig ist -, muss doch gesagt werden, dass es im Verlauf der letzten zehn Jahre den Eindruck macht, als wären in einer Klasse heute mehr Kinder drinnen, die, wie soll man sagen, sehr unruhig sind, die komplett gegenläufige Ambitionen in der Klasse haben. Wenn sich also nicht wirklich alle Lehrer völlig irren, dann gibt es etwas, dass man sagen kann: Es gibt, im weitesten Sinn, mehr verhaltensauffällige Kinder.

 

Es macht daher auch Sinn, wenn man sich mit diesem Kapitel befasst. Denn nicht umsonst wird auch in dem Bericht festgehalten, dass die Lehrerinnen und Lehrer zu jener Berufsgruppe, zu jenen Menschen gehören, die nachweislich die meisten Medikamente nehmen. Auch das muss ja irgendeinen Grund haben, der teilweise in diesem Beruf zu finden sein wird. Wir haben auch gesehen, dass, als sich die Tore für die Frühpension geöffnet haben, sehr viele Lehrerinnen und Lehrer tatsächlich in die Frühpension gegangen sind.

 

Das heißt - und jetzt komme ich wieder auf die Geldmittel zurück -, es sollten Geldmittel zur Verfügung gestellt werden für zwei meiner Meinung nach sehr wichtige Maßnahmen. Das eine ist, dass Lehrerinnen und Lehrer Anspruch auf Supervision haben sollten - das ist eine ganz wichtige Geschichte! Andere Berufsgruppen haben das längst für sich erkämpft und haben es zugestanden bekommen, es sollte aber natürlich auch für Lehrerinnen und Lehrer gelten, und zwar eine Supervision bei Personen, die sie sich selbst aussuchen können müssen, denn das gehört dazu.

 

Der zweite Punkt, für den meiner Ansicht nach Geldmittel zur Verfügung gestellt werden müssen - mehr, als dies derzeit der Fall ist -, ist die Schulsozialarbeit. Das kommt zwar in dem Bericht nicht vor, aber wir wissen ja, dass die Schulsozialarbeit sich dort, wo sie existiert, eine klar umrissene Rolle und einen Platz an der Schule erarbeitet hat und dass sie sehr wichtig und sehr brauchbar ist. Auch das könnte enorm helfen, um das Problem der so genannten auffälligen Kinder irgendwie zu lindern und dem ein bisschen beizukommen.

 

Es wird in dem Bericht darauf hingewiesen, dass es immer viele verschiedene Ursachen hat, wenn Kinder tatsächlich so große Probleme haben, dass sie auch in der Klasse zum Ausdruck kommen, und dass es natürlich darum ginge, auf den Kern dieser Probleme zu stoßen und die Zusammenhänge zu begreifen, weil man nur dann tatsächlich auch Gegenmaßnahmen ergreifen kann.

 

Als ein weiteres Kapitel aus diesem Bericht möchte ich die Schulmediation anführen. Ich denke, das ist eine wunderbare Sache. Es ist im Bericht nicht explizit angeführt, aber das geht auf einen Antrag der GRÜNEN im 9. Bezirk zurück. Es ist mittlerweile offensichtlich hervorragend angelaufen, ist eine sehr brauchbare Sache und zeigt auch auf, dass die Bezirke etwas dazu beitragen können, dass Schulmediation stattfindet, was ja den Kindern und Jugendlichen zugute kommt und ganz im Interesse einer Lobbyarbeit für Kinder und Jugendliche ist. Ich denke, man sollte dafür sorgen - die GRÜNEN werden auch einen Vorstoß in diese Richtung machen -, dass die Schulmediation in anderen Bezirken ebenfalls vorgesehen wird.

 

Ich möchte nunmehr noch auf einige wenige Dinge hinweisen, zum einen auf die blamable Angelegenheit mit dem Jugendgerichtshof. Das geht wirklich ausschließlich an die Adresse der Regierungsparteien, die ja, obwohl nahezu alle Expertinnen und Experten dringend davon abgeraten haben, unbedingt die Schließung des Wiener Jugendgerichtshofes vornehmen mussten. Ich möchte Ihnen an der Stelle noch einmal sagen, wir haben diese Entscheidung immer für falsch gehalten und das auch gesagt. Ich denke, es erweist sich jetzt im Nachhinein und bei Betrachtung der Sache, wie sie derzeit läuft, als eine grundfalsche Entscheidung, die man im Grunde genommen rasch zurücknehmen sollte!

 

Es gab ja gleich nach Setzen dieser Maßnahme zwei Vorkommnisse, die bewiesen haben, dass die Schließung des Jugendgerichtshofes eine sehr schlimme Sache ist. Ein Jugendlicher wurde aus disziplinären Gründen vier Tage lang in eine Korrekturzelle gesperrt. Wenn mir jemand sagt, dass es das in Österreich gibt, würde ich es nicht hier lesen und hätte ich es nicht aus den Medien erfahren, dann würde ich ja nie glauben, dass Österreich ein Land ist, in dem ein Minderjähriger 14 Tage lang in einer Korrekturzelle landet! Oder dieser andere Fall, in dem ein 14-jähriger Jugendlicher vergewaltigt wurde, wobei im Grunde genommen herausgekommen

 

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