«  1  »

 

Landtag, 16. Sitzung vom 26.09.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 28 von 35

 

Berichterstatter amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Herr Vorsitzender!

 

Lassen Sie mich in aller Kürze noch ein paar Punkte sagen, weil ich annehme, dass wir auch im Landtag nicht allzu oft Gelegenheit haben, zu der Wiener Museumslandschaft etwas zu sagen.

 

Ich glaube, es ist aus allen Beiträgen hervorgegangen, dass dieser Ausgliederungsprozess ein guter war, dass es richtig war, diesen Weg zu gehen, und dass es richtig war, ihn auch so zu gehen. Die bisherige Geschichte des Museums und nicht zuletzt auch der vorliegende Bericht beweisen das. Im Grunde haben auch die Beiträge gezeigt, dass außer einigen inhaltlichen Anmerkungen im Wesentlichen keine erheblichen Kritikpunkte anzumerken waren. Ich glaube, es ist auch richtig herausgekommen, dass dieser Ausgliederungsprozess – auch im Unterschied zu dem, der bei den Bundesmuseen stattgefunden hat; ich gebe durchaus zu, dass man daraus auch einiges gelernt hat – ein erfolgreicherer war, weil er ein schnellerer war, weil viele Probleme jetzt schon gelöst sind, die teilweise in den Bundesmuseen noch immer nicht gelöst sind.

 

Dieser Prozess unterscheidet sich wesentlich auch dadurch, dass er einhergegangen ist mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung, mit einer inhaltlichen Positionierung, etwas, was bei den Bundesmuseen auch nicht stattgefunden hat. Wir haben einen sehr breiten Diskussionsprozess zu Beginn gehabt und auch während der Ausgliederung, während der Bestellung der neuen Direktion, der neuen Leitung. Ich glaube, dass das Programm, das jetzt vorgestellt wurde für das nächste Jahr und für die nächsten Jahre, das auch widerspiegelt.

 

Es gibt also eine inhaltliche Neupositionierung, aber auch verschiedene neue Wege in der Vermittlung. Einer davon war sicher – etwas, was mir aus kulturpolitischen Gründen wichtig war, und ich freue mich, dass die Leitung das auch so gesehen hat –, das Museum noch weiter zu öffnen, auch im Sinne eines freien Eintrittes, nämlich zusätzlich noch am Sonntag. Ich glaube, dass das Wien Museum in der Zwischenzeit ein Museum ist, das nicht nur die niedrigsten Eintrittspreise in ganz Österreich verlangt oder wahrscheinlich überhaupt auch europaweit gesehen, sondern zusätzlich noch einen Halbtag am Freitag und einen ganzen Tag am Sonntag bei freiem Eintritt zur Verfügung steht. Das erscheint mir wichtig zu sein, denn ich meine, wenn etwas öffentliches Gut ist, dann sollen die Menschen auch die Gelegenheit haben, sich das anzuschauen, ohne dafür unmäßig viel zahlen zu müssen.

 

Es war mir wichtig, auch das Museum inhaltlich neu zu positionieren. Ich glaube, das ist auch gelungen durch die neue Leitung. Die Ausstellungsvorhaben für die nächsten Jahre zeigen das sehr deutlich.

 

Es war mir auch wichtig, gleich festzuhalten, dass ein Ausgliederungsgesetz – auch im Unterschied zu den Bundesmuseen – nicht gleichbedeutend sein kann mit einer unlimitierten Weiterbestellung der dafür Verantwortlichen. Ich meine, dass das ein wesentlicher Fehler war in den Bundesmuseen, dass man gesagt hat, diejenigen, die dort jetzt tätig sind, können sich da gleich ad infinitum weiter zu Direktoren bestellen. Das hat jetzt im Konkreten nichts mit der Person zu tun, das hat auch nichts konkret mit der Leistung der Person zu tun, sondern da geht es ums Prinzip. Ich meine, es wäre unsauber gewesen, ein Museumsgesetz, eine Ausgliederung dafür zu benützen, um in Wahrheit eigentlich die Leitung auf unbestimmte Zeit weiter zu bestellen. Es geht vielmehr darum, dass man sich sehr fair dem Prozess stellt und sich fragt: Was wollen wir eigentlich mit dem Museum? Wer ist die geeignetste Person, das auch weiterzuführen?

 

Unabhängig von den Verdiensten, die konkret Dr Düriegl daran hatte – Ernst Woller hat richtigerweise darauf hingewiesen –, den Ausgliederungsprozess einzuleiten, war es, glaube ich, richtig, hier auch im Sinne einer von Ihnen, meine Herren von der ÖVP, immer so gern zitierten Ausschreibungskultur klare Fronten zu schaffen und klar vorzugehen, und zwar entsprechend ... (Abg Dr Andreas Salcher: Aber nicht 72 000 EUR dafür ausgeben!) Ich komm gleich dazu, Sie haben nicht aufgepasst, Herr Dr. Salcher. Das ist momentan noch nicht das Thema, aber ich komm gleich dazu.

 

Ich stehe dazu – ich habe das auch mehrmals öffentlich gesagt und fühle mich in meiner Vorgangsweise durch die Arbeit in der Zwischenzeit absolut bestätigt –, dass ich Dr  Kos der Landesregierung vorgeschlagen habe und diese ihn auch bestellt hat. Ich stehe auch absolut zu dem Prozess, der dazu geführt hat. Da ist weder vom Gesetz her noch von Inhalt des Gesetzes noch vom Sinn des Gesetzes her irgendein Deut davon abzugehen. Wir sind auch nicht davon abgegangen, sondern ich habe meine Verantwortung wahrgenommen und habe Diskussionen mit dem Kuratorium geführt und die Empfehlungen überlegt. Sie werden niemanden aus dem Kuratorium finden, der mir vorwirft, mich nicht ernsthaft mit den Ideen, den Vorschlägen und den Gesprächen des Kuratoriums beschäftigt zu haben. Ich habe das sehr ernst genommen, und weil ich es so ernst genommen habe, weil ich mich so sehr damit beschäftigt habe, bin ich zu einem anderen Schluss gekommen, der mir auch zusteht, und habe das der Landesregierung entsprechend so vorgeschlagen.

 

Wissen Sie, Sie können sich formal über etwas aufregen, aber da muss formal etwas falsch sein. Es war formal nichts falsch, deshalb frage ich Sie: Worüber regen Sie sich eigentlich jetzt auf? Dann geben Sie offen zu, es passt Ihnen der Dr Kos nicht, so wie Sie das ja offensichtlich unter dem Pseudonym Andreas Anzenberger im "Kurier" auch geschrieben haben. Dann sollen Sie das sagen, dann sagen Sie öffentlich, Sie wollen den Dr Kos nicht, aber nörgeln Sie doch nicht an Formalgeschichten herum, die im Übrigen formal gar nicht zu kritisieren sind. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Herr Kollege Salcher, Sie haben davon gesprochen, dass einiges in der so genannten Ära Marboe ganz knapp vor dem Abschluss gestanden ist. Lassen Sie mich das auch einmal kurz aufgreifen. Ich meine, das ist eine diplomatische Umschreibung dafür, dass zu dem

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular