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Landtag, 10. Sitzung vom 25.09.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 32

 

sondern es geht hier schlicht und einfach um das Gewinnstreben sozialistischer Finanzgruppen. Dagegen werden wir uns noch wehren müssen, und man wird hiezu feststellen müssen: Hier gehört verhindert, dass das Interesse Wiens diesen Gruppen geopfert wird!

 

Es ist aber nicht nur das Projekt Wien-Mitte, das hier als Kritikpunkt angesprochen wird. Auch das Hotel Hilton steht, wie bereits erwähnt wurde, in diesem Zusammenhang in Diskussion, und auch hier ist die Bauhöhe eine der Fragen, die Gegenstand der Diskussion sind. Allerdings hoffe ich sehr, dass die Betreiber hier noch ein Einlenken zeigen werden und sich von der "Wolken-Lösung" Holleins verabschieden werden.

 

Aber auch die Kritik an der Sanierung der Stadt ist ein Thema, das von ICOMOS angesprochen wird. Ein Beispiel in diesem Zusammenhang sind für mich die ausufernden Dachausbauten, die die Innenstadt sozusagen verwüsten. Es handelt sich nämlich nicht um Dachausbauten, die ja prinzipiell gut sind, sondern es handelt sich um Aufstockungen und Stadtzerstörung. Sehen Sie sich zum Beispiel nur einmal die Kärntner Straße an, wie diese heute aussieht! Zwei Stockwerke weisen Fassadengestaltungen auf, dann kommen zwei Stockwerke Häuserfassaden der Gründerzeit und dann kommt unter dem Titel "Dachbodenausbau" eine massive Aufstockung, die jedem historischen Erbe Hohn spricht. Paradebeispiele dafür gibt es viele; ich kann auf Grund der begrenzten Zeit jedoch nicht näher darauf eingehen und möchte als ein Beispiel nur das Hotel Ambassador nennen.

 

Meine Damen und Herren! Natürlich möchte ich hier auch ein Wort zum Containerdorf bei der Burg sagen. Die grundsätzliche Einstellung der SPÖ zur Innenstadt wird dadurch sehr deutlich: Es gibt keine Achtung vor dem kulturellen Ambiente, es gibt keine Achtung vor der kulturellen Szenerie der Wiener Innenstadt. - Was hier geschieht, ist nichts anderes als ein Machtmissbrauch durch eine Mehrheit, die glaubt, in dieser Stadt machen zu können, was sie will, und es auch tut. Kurzfristig, so glaubt die SPÖ, ist in dieser Stadt alles machbar. Machtmissbrauch, indem man Hunderte, mehr als 1 700 Quadratmeter in unmittelbarer Nähe des Burgtheaters verbaut, ohne jeden Grund, einzig und allein als Machtdemonstration, ist klar und deutlich abzulehnen!

 

Auch die Rolle von Hollein möchte ich hier noch einmal ansprechen. Es ist interessant: Er sitzt in allen Gremien, im Fachbeirat, in mehreren anderen Architektenvereinen und dergleichen mehr. Ohne ihn geht in dieser Stadt nichts. Er begutachtet alles in eigener Sache und lässt alles laufen, wenn es die Sozialistische Partei will. Die Rolle Holleins ist zu überdenken und sein Rücktritt ist überfällig! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Ich möchte aber auch die Rolle des Bezirksvorstehers des 1. Bezirks im Hinblick darauf, was er in Sachen Containerdorf gemacht oder nicht gemacht hat, zumindest in Frage stellen. Diese Rolle wird ebenfalls zu untersuchen sein. Die Antwort auf diese Frage ist uns die ÖVP bis jetzt schuldig geblieben. (Beifall bei der FPÖ. - Abg Dr Matthias Tschirf: Presseaussendung! Presseaussendung!)

 

Zum Abschluss darf ich noch Folgendes sagen: In Bezug auf das Weltkulturerbe ist all das, was ich aufgezählt habe, aber speziell das Containerdorf ein Zeichen der Missachtung. Eine Aktion im Geiste Schlingensiefs zu erleben, dazu ist jetzt nicht die Oper dran, sondern das Burgtheater, und ich kann Sie nur auffordern: Lassen Sie diese Provokationen, die temporär das Containerdorf betreffen ...

 

Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend): Ich bitte Sie, zum Schluss zu kommen!

 

StR Johann Herzog (fortsetzend): ... und längerfristig eben die Stadtverschandelung durch die Türme von Wien-Mitte oder die vor sich gehende Stadtzerstörung der Wiener Innenstadt durch das Laufenlassen von Ausbauten, Zubauten und Hausveränderungen, die in diesem Sinne nur dazu führen, dass das kulturelle Erbe Wiens ausgehöhlt wird. Genauso wie auch oft genug vor allem im Bereich von Gründerzeitbauten bei Renovierungen von diesen Häusern ...

 

Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend): Herr Stadtrat, bitte um den Schlusssatz!

 

StR Johann Herzog (fortsetzend): ... nur mehr die Fassaden übrig bleiben und sonst gar nichts.

 

Ich fordere Sie daher auf: Nehmen Sie das Wiener Kulturerbe ernst, und nehmen Sie sich endlich einmal zu Herzen, dass das etwas Wichtiges ist und dass es eine ungeheure Rufschädigung bedeuten würde, wenn Wien das Prädikat "Weltkulturerbe" verlöre. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster ist Herr Abg Mag Schieder zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

Abg Mag Andreas Schieder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Wir haben ja heute schon gehört, wie leicht man von einem Thema, das ein sehr interessantes Thema ist, abschweifen kann. Kollege Neuhuber hat seine Wortmeldung hier quasi auch dazu benutzt, Wahlkampfpolemik zu betreiben. (Abg Dr Matthias Tschirf: ... dieses Containerdorf!) Ich möchte mich vorab einmal bei Ihnen für diese hervorragende Werbung für unsere Wahlkampfaktivitäten bedanken. Ich hoffe nur, dass das auch kostenlos ist und Sie uns nicht dafür auch noch eine Rechnung schicken! (Beifall und Bravo-Ruf bei der SPÖ.)

 

Schauen Sie, die ÖVP ist überhaupt eine Partei der Relativität: Sie spricht davon, wer Wahlsieger und Wahlverlierer war. Selbst war sie nach der Nationalratswahl die drittstärkste Partei, hat sich aber den Bundeskanzler geholt, weil sie dann doch geglaubt hat, dass sie der Sieger ist. Sie hat gesagt, sie werde sicher in Opposition gehen; ebenso sicher sitzt dann aber Schüssel am Ballhausplatz. Obmann Görg hat gesagt: Wenn ich nicht mehr Obmann der Wiener ÖVP bin, setze ich mich in die letzte Reihe und bin einfacher Abgeordneter. - Dass hier vorne die letzte Reihe ist, ist wohl auch ein Zeichen einer

 

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