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Landtag, 4. Sitzung vom 22.11.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 60

 

bedeutender, als gerade unter den wirtschaftlichen Aspekten und unter den besonderen Bedingungen eines sich erweiternden Europas das Thema Fremdsprachenkompetenz eines der zentralsten überhaupt ist. Der Beitrag, den die Wiener Schulen durch ihr Fremdsprachenangebot leisten, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden und hilft zweifelsohne, den Anspruch Wiens als Drehscheibe zwischen der bestehenden und der sich künftig erweiternden Europäischen Union zu behaupten.

 

Noch ein Beispiel macht ganz deutlich, dass Wien, gerade was den Bildungsbereich angeht, Erhebliches leistet. Vielerorts ist von New economy, IT-Wirtschaft und den so genannten neuen Technologien die Rede, doch nirgends sonst als in Wien wird Pflichtschülern die Möglichkeit geboten, dank einer hervorragenden technischen Ausstattung und des Einsatzes engagierter Pädagogen, bereits im Alter von 6 bis 10 Jahren Teil dieser neuen Wirtschaft und Gesellschaft zu werden. Mindestens zwei Computer in jedem Klassenzimmer jeder Wiener Volksschule sind ein Standard, der in Österreich einzigartig und in Europa vorbildlich ist. Doch wir haben uns damit noch immer nicht zufrieden gegeben und gerade eben erst begonnen, auch die Wiener Berufsschulen auf einen ähnlich hohen technischen Standard zu führen.

 

Da Sie, sehr geehrte Frau Abgeordnete, uns und nicht die Bundesregierung ansprechen, sei uns vielleicht eine weitere kleine Hilfestellung gegeben. Denn während Wiens Schulen in Sachen Computer und neuer Technologien ausgezeichnet ausgerüstet sind, sind etwa die allgemein bildenden höheren Schulen auch in Wien im Vergleich dazu noch im Zeitalter Gutenbergs stehen geblieben. Der Grund dafür: Anders als Wien ist der Bund bislang nicht bereit, den Schulen die nötige technische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Und wenn dann doch einmal etwas passiert, kommen am Ende höchstens Notebook-Klassen in Berufsbildenden Schulen heraus, wo die besondere Pikanterie darin liegt, dass die Eltern deren Anschaffung auch noch selbst bezahlen müssen!

 

Gleiches gilt auch, wenn es um die Integrationsklassen geht. Wenn nahezu 100 Prozent der Wiener Pflichtschulen Integrationsklassen führen, beträgt dieser Prozentsatz in den Bundesschulen gerade einmal 1 Prozent! Was Integrationsklassen betrifft, so stellen wir die nötigen Ressourcen auch zur Verfügung.

 

In Wien tun wir dies mit großem Stolz, denn Wien sieht es als seine Verpflichtung und eine Selbstverständlichkeit an, alle Menschen, auch jene mit so genannten Behinderungen, in das Regelschulwesen zu integrieren.

 

Apropos Integration: Auch die Integration unserer Mitbürger nichtdeutscher Muttersprache ist in Wien ein Grundbestandteil des Bildungssystems. Derzeit sind Wien-weit etwa 600 Betreuungslehrer und 170 Lehrer für den muttersprachlichen Zusatzunterricht im Einsatz. Ihre Arbeit, die ohne die Ressourcenförderung der Stadt Wien nicht denkbar wäre, ist enorm wichtig. Denn dank ihres Einsatzes wird dafür mitgesorgt, dass in Wien Integration Realität ist. Hier leistet das Wiener, und ich betone noch einmal, das Wiener Schulwesen einen elementaren Beitrag zu sozialem Frieden, kultureller Vielfalt, ernst gemeinter schulischer Integration und damit letztlich auch zu einer künftig positiven Stadtentwicklung.

 

Aus dem unmittelbaren Bereich der Schule noch ein ergänzendes Beispiel: So wurden in Wien gerade in den vergangenen Jahren sämtliche Elemente, die unter dem Begriff "Dynamisches Förderkonzept" subsumiert werden können, besonders unterstützt. Als Beispiel hiefür sei das massiv gestiegene Angebot an Mehrstufenklassen, also Klassen, in denen Volksschüler unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Schulstufen gemeinsam unterrichtet werden, genannt. Es wäre ein Leichtes gewesen dieses Angebot, das zu den teuersten Formen des Unterrichts überhaupt gehört, zu streichen. Doch genau das ist nicht geschehen und so stellt Wien auch in diesem Schuljahr die möglichen Mittel hiezu zur Verfügung. Ich sage auch gerne, warum wir das tun. Wir tun das, weil uns die Bildung nicht nur wichtig ist, sondern auch etwas wert ist. Und das ist sicherlich ein Wiener Weg in der Schulpolitik.

 

Auch im Bereich der außerschulischen Jugenderziehung gibt es eine Reihe von Angeboten des Landesjugendreferats, bei denen die Kreativität der Kinder durch attraktive Freizeitgestaltung gefördert wird. Bei den sportlichen Angeboten gibt es wiederum verstärkt die Kooperation mit Vereinen, Dach- und Fachverbänden. Gerade durch die Schwerpunktsetzung "Bewegung", die im Jahr 2001 stattfindet, konnten zusätzliche Angebote geschaffen werden.

 

Zum ceterum censeo: Ich akzeptiere die Einsparungen der Bundesseite in den Bildungsbereich nicht, aber ich muss einmal mehr darauf hinweisen, dass wir bei allem, was wir tun, all jene Ausfälle, die durch die Bundesregierung erfolgen, nicht ersetzen können.

 

Präsident Johann Hatzl: Die erste Zusatzfrage stellt Frau Abg Jerusalem.

 

Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Bei meiner letzten Anfrage, auf die Sie ja vorhin verwiesen haben, haben Sie, Herr Landeshauptmann, behauptet, es gäbe in Wien keine Schulen, wo der Elternverein die ausgefallenen Angebote finanziert, privat finanziert. Mittlerweile stellt sich aber heraus, dass es diese Schulen sehr wohl gibt. Das heißt, es findet jetzt eine Einteilung in die ärmeren und in die reicheren Schulen statt.

 

Sie haben sich damals dezidiert gegen eine derartige Entwicklung ausgesprochen und meine Frage hat darauf abgezielt zu erfahren, und deswegen frage ich jetzt noch einmal, ob es konkret irgendwelche ausgleichende Maßnahmen geben wird, um die Schulen auf einem vergleichbaren guten Standard zu halten?

 

Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.

 

Lhptm Dr Michael Häupl: Es ist richtig, dass ich

 

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