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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 18.10.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 122

 

GRÜNEN und ÖVP.) Das ist eine völlig sinnlose bürokratische Aufgabe, die hier die MA 56 allen Wiener Pflichtschulen aufträgt, nur damit das Essen ja irgendwie ein Mascherl hat, wo das Essen hingekommen ist. Unser Antrag fordert daher, dass die Schulen, auch wenn die LehrerInnen 2,40 EUR zahlen müssen - das ist ja vertretbar -, zumindest keine Excel-Liste darüber führen müssen, wann welche LehrerIn wo welches Essen gegessen hat.

 

Der zweite Antrag, der auch darauf abzielt, bürokratische Tätigkeiten für Lehrerinnen und Lehrer zu minimieren, sind gratis öffentliche Verkehrsmittel für Schülerinnen und Schüler während Schulveranstaltungen. Wir kennen alle das Top-Jugend-Ticket und auch die reduzierte Version des Top-Jugend-Tickets, mit dem Schülerinnen und Schüler die öffentlichen Verkehrsmittel verwenden oder zumindest die öffentlichen Verkehrsmittel am Schulweg hin und am Weg von der Schule nach Hause wieder verwenden können. Was sie mit dieser reduzierten Variante oder ohne Top-Jugend-Ticket nicht machen können, ist, die öffentlichen Verkehrsmittel während einer Schulveranstaltung zu verwenden. Das heißt, wir als Lehrerinnen und Lehrer sind dann, wenn wir mit der U-Bahn oder mit dem Bus irgendwo hinfahren, immer sehr darum bemüht, dass alle Schülerinnen und Schüler einen Fahrschein mit haben. Das heißt, man erinnert als Lehrerin, als Lehrer zwei Tage vor dem Ausflug: Bitte, nimm den Fahrschein mit, nehmt bitte alle den Fahrschein mit. Man erinnert einen Tag vor dem Ausflug: Bitte, nehmt morgen alle einen Fahrschein mit. Am Tag des Ausflugs ist es dann meisten so, dass zwei, drei Kids natürlich den Fahrschein vergessen haben. Mit diesen zwei, drei Kids muss man zum Fahrscheinautomaten gehen, den Fahrschein kaufen. Währenddessen wartet die ganze andere Klasse in der U-Bahn, Leute regen sich darüber auf, warum eine Klasse da steht, und so weiter, und so fort. Das ist auch eine oft nervenaufreibende Geschichte für Lehrerinnen und Lehrer, die die Stadt Wien sofort beseitigen könnte, indem einfach Schülerinnen und Schüler während einer Schulveranstaltung gratis mit den Wiener Linien, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren dürfen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich möchte abschließend noch einmal darauf eingehen: Wir haben enorme Probleme in diesem Bildungssystem. Wir haben eine Bildungsungerechtigkeit, wo Kids aus gewissen Haushalten weit geringere Chancen haben, wenn es um Bildung geht, aber auch, wenn es um Lebenschancen geht, als Kindern aus reicheren Haushalten und aus akademischen Haushalten. Wir haben Riesenprobleme, wenn es darum geht, dass alle Kids am Ende der 8. oder 9. Schulstufe Grundkenntnisse in Deutsch, Mathe und Englisch haben. Wir haben auch große Probleme, wenn es darum geht, dass alle Kinder am Ende der 8. oder 9. Schulstufe sinnerfassend lesen können, dass alle Kinder am Ende der 8. oder 9. Schulstufe ein ordentliches Niveau in Deutsch haben.

 

Das heißt, es gibt massive Probleme in dieser Stadt, die in allen Klassenzimmern von allen Lehrerinnen und Lehrern angegangen werden müssen und bei denen alle Lehrerinnen und Lehrer sowie DirektorInnen in ihrer täglichen Arbeit im Klassenzimmer unterstützt werden müssen. Was wir dabei nicht brauchen, sind irgendwelche „shiny“ Projekte, die am Rande so tun, als würden sie Probleme lösen, diese Probleme aber weder in der Quantität noch in der Qualität auch nur im Ansatz irgendwie lösen können.

 

Wenn ich daher einen Appell an Sie richten kann: Gehen Sie die Probleme an der Wurzel an, dort, wo es jede LehrerIn jeden Tag spürt - im Unterricht, wo es die DirektorInnen spüren, bei der Bürokratie, bei der Unterstützung, bei den Basics, wenn es um die Anstellung, die Bezahlung, die Leistungen und um den Arbeitsplatz von LehrerInnen oder von DirektorInnen geht, aber nicht dort, wo es jedes Mal darum geht, irgendwelche Zusatzsachen zu erfinden, die die Schulen, die DirektorInnen und LehrerInnen nicht in ihrer täglichen Arbeit unterstützen. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Peter L. Eppinger.)

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Zierfuß zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort.

 

12.01.12

GR Harald Zierfuß (ÖVP)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich habe Ihnen heute ja schon einmal zu dem großartigen Marketing gratuliert, das in Ihrer Abteilung gemacht wird. Ich mache es auch jetzt gerne noch einmal, weil Mutmillion natürlich auch wieder ein sehr klingender Name ist. Vielleicht klärt das auch ein bisschen die Frage nach dem Beratervertrag von Matthias Strolz über 30.000 EUR. Ich kann mich erinnern, dass er in der Vergangenheit als Politiker sehr eloquente Reden gehalten hat. Vielleicht ist er jetzt in der Beratung auch für solche Projektnamen zuständig.

 

Ich habe vor Kurzem mit Lehrerinnen und Lehrern über das Thema Mutmillion gesprochen. Ich habe gefragt, was sie davon halten. Denn dass Gewalt an Schulen ein immer größeres Thema ist, darüber sind wir uns in dem Raum wahrscheinlich alle einig. Die Zahlen geben uns ja auch recht, und auch die Wahrnehmung der betroffenen Schulen gibt uns recht. Ich fand es sehr bezeichnend, was mir ein Lehrer aus dem 10. Bezirk gesagt hat. Er hat gesagt: „Weißt du was, Harald? Ich brauche mittlerweile wirklich Mut, dass ich jeden Tag in die Klasse gehe, denn das, was ich erlebe, die Wut, mit der ich umgehen muss, erfordert diesen Mut auch.“ Ich finde, wenn Lehrer solche Sachen zu mir sagen - dass sie Mut brauchen, in die Klasse zu gehen und zu unterrichten, weil die Gewaltzahlen mittlerweile so hart sind und das in Mittelschulen in Wien dermaßen durch die Decke geht -, dann ist das schon bezeichnend in einer Stadt wie Wien, wo uns immer glauben gemacht wird, dass alles super läuft.

 

Jetzt gibt es einzelne Projekte, die Sie machen. Wir werden dem Projekt heute auch zustimmen, weil wir glauben, dass jedes einzelne Projekt, das für Gewaltprävention da ist und diesbezüglich auch unterstützt, ein gutes ist. Kollege Stadler hat es aber auch schon richtig gesagt: Dieses Projekt allein wird das Problem definitiv nicht lösen. Sie haben uns letztens auch eine Anfragebeantwortung mit vielen aufgelisteten Sachen geschickt. Ja, es mögen auch viele solche Projekte irgendwo helfen, aber

 

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