«  1  »

 

Gemeinderat, 37. Sitzung vom 25.04.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 103

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich sehr, dass wir uns jetzt bei diesem Poststück dem wichtigen Thema der Bezirksmuseen zuwenden.

 

Ich sage gleich vorweg: Grundsätzlich ist es natürlich zu begrüßen und für uns auch ein Grund zuzustimmen, dass den Bezirksmuseen jetzt mehr Geld zur Verfügung gestellt wird. Wir fordern als Volkspartei bereits seit Jahren, dass sich hier endlich etwas tut und haben in der Vergangenheit schon oft auf die schweren Versäumnisse bei den Wiener Bezirksmuseen hingewiesen. - Sie nicken, Frau Stadträtin. Das freut mich sehr.

 

Umso wichtiger ist es natürlich, dass diesen Versprechungen jetzt auch Taten folgen. Ich kann mich meiner grünen Vorrednerin auch in puncto Transparenz nur anschließen. Es ist für uns tatsächlich nicht nachvollziehbar, was mit dem eh schon mickrigen Budget bei den Bezirksmuseen passiert und was in Sachen Strukturerneuerung passiert. Es ist wie so vieles in dieser Stadt wirklich ein schwarzes Loch. (GR Wolfgang Irschik: Ein grünes!)

 

Wo ich Ihnen aber widersprechen muss, Frau Kollegin, ist tatsächlich bei dem Umfang des Budgets. Denn wenn man sich anschaut, wie viel da an zusätzlichem Budget für die Bezirksmuseen jetzt genau hineinfließen soll - und zwar ungefähr 200.000 EUR -, dann muss man so ehrlich sein - auch Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von SPÖ und NEOS -, dass das für 23 Bezirksmuseen nicht mehr ist als ein Tropfen auf den heißen Stein. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Wir alle, die wir hier sitzen, wissen in Wirklichkeit, dass es bei den Bezirksmuseen schon lange 5 nach 12 ist. Ich muss deshalb leider sagen, dass dieses Poststück heute auch nur bedingt ein Grund zur Freude ist, denn es ist in erster Linie ein Zeugnis Ihres Versagens.

 

Ich muss leider noch einmal auf die Einzelfälle bei den Bezirksmuseen kommen. Sie mussten es erst zulassen, dass einzelne Bezirksmuseen ihren Betrieb einstellen müssen, weil sie sich die Reparatur der Heizung nicht mehr leisten können. Sie mussten es auch erst zulassen, dass sich einzelne Bezirksmuseen nicht nur bei uns, sondern generell panisch zu Wort melden, weil sie nicht mehr wissen, wie sie die laufenden Kosten bewerkstelligen sollen. Sie mussten es auch erst zulassen, dass einzelne Bezirksmuseen verzweifeln, weil sie nicht mehr wissen, wie sie mit den massiv sanierungsbedürftigen Räumlichkeiten zurechtkommen sollen, geschweige denn, dass man überhaupt an notwendige Umbauarbeiten zum Beispiel in Sachen Barrierefreiheit denkt.

 

All das muss erst passieren. All das muss man erst seit Jahren diskutieren, damit hier langsam Stück für Stück etwas in Bewegung kommt - und das natürlich viel zu langsam und viel zu wenig.

 

Um abschließend vielleicht noch einmal die Absurdität des Ganzen aufzuzeigen, ist es mir schon wichtig, darauf aufmerksam zu machen, wie viel Geld es an anderer Stelle für Projekte regnet, die in Wirklichkeit vom Publikum schon lange abgestraft wurden. Ich bringe die Beispiele gerne noch einmal: 9 Millionen EUR für das Volkstheater, fast 11 Millionen EUR für die Wiener Festwochen und 50 Millionen EUR für die Vereinigten Bühnen, wovon wieder einige Hunderttausend Euro für Werbung und Inserate hinausgepulvert werden. Wahrscheinlich ist dann dort die Devise, dass es bei all den Millionen eh keinen Unterschied mehr macht, wo man das Geld hinausschießt.

 

Das ist aber leider das, was die Kulturpolitik in dieser Stadt auszeichnet: Es gibt Millionen für die Großen, aber für die Kleinen - wobei es auch da nicht angebracht ist, die Bezirksmuseen als klein zu bezeichnen, aber klein, wenn es um die Förderungen geht - bleiben wirklich nur kleine Summen über. Sie feiern sich dann als Stadtregierung auch noch als großer Almosengeber ab. Ich halte das für massiv scheinheilig. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Abschließend also noch mein Appell an Sie, Frau Stadträtin: Wenn Ihnen die Bezirksmuseen tatsächlich ein Anliegen sind, wie Sie es immer vollmundig in diversen Akten, im Ausschuss oder auch im Regierungsprogramm darstellen, dann sorgen Sie bitte dafür, dass die Bezirksmuseen tatsächlich langfristig finanziell abgesichert sind - wir bringen dazu heute auch einen Antrag ein - und dass den Bezirksmuseen natürlich nicht nur adäquate Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, sondern dass die Bezirksmuseen tatsächlich auch für jeden Menschen in dieser Stadt zugänglich sind. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Anderle.

 

15.15.22

GRin Patricia Anderle (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu Kollegin Sachslehner kann ich nur sagen: Offenbar leben wir in verschiedenen Städten. Ich besuche die Bezirksmuseen auch schon seit vielen Jahren und habe da ein ganz anderes Bild. Es gibt auch ganz, ganz viele Erfolgsprojekte.

 

Dort, wo Wissen und Kultur in den Bezirken geteilt wird, miteinander gearbeitet und Neues vorangetrieben wird, dort, wo Dinge nicht von oben nach unten durchgesetzt beziehungsweise präsentiert werden, dort kann gemeinsam Altes bewahrt werden und Neues entstehen.

 

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Arbeit sind die Bezirksmuseen Wiens - in ihrer Art übrigens einzigartig auf der Welt. Sie verbinden die Tätigkeit von Museen mit dem Engagement der Bevölkerung. Das Besondere daran - es ist heute eh schon mehrmals erwähnt worden - ist das ehrenamtliche Engagement, die Freiwilligkeit. Lokale Kulturarbeit trifft auf historisches Bewusstsein.

 

Ich möchte mich hier an dieser Stelle auch bei den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wiener Bezirksmuseen für ihre Arbeit und ihren Einsatz bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Das Projekt „Bezirksmuseum reloaded“ hat in den bisherigen drei Jahren hervorragende Ergebnisse zustande gebracht, unter anderem die Ausstellung über Waisenkinder und Kinderversorgung seit Joseph II. im Bezirksmuseum Josefstadt und die neue Dauerausstellung - besonders zu erwähnen: „Im Tröpferlbad“ im Bezirksmuseum Wieden - sowie zahlreiche kleinere Projekte in mehreren Bezirksmuseen unter Einbindung junger WissenschaftlerInnen in die Museen. Sie bringen junge, aktuelle Sichtweisen in die Museen ein, wodurch man bedeutend jüngeres Publikum erreicht und trotzdem das alte nicht verschreckt.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular