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Gemeinderat, 37. Sitzung vom 25.04.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 103

 

Nachdem meine Kollegin Kriz-Zwittkovits schon sehr viele Zahlen, Daten und Fakten gebracht hat, möchte ich mich auf den Tourismus konzentrieren. Der Tourismus hat in Wien nach der Pandemie einen großartigen Restart hinlegen können. Wir sind jetzt wieder bei 90 Prozent Auslastung und bei mittlerweile 75.000 Beschäftigten im Tourismus angekommen. Das bedeutet, dass wir mehr Beschäftigte in den touristischen Betrieben haben als vor der Pandemie. 15 Prozent der Arbeitgeberbetriebe gesamt kommen aus Tourismus und Freizeitwirtschaft.

 

Trotzdem aber gibt es einen eklatanten Mangel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und dem gilt es zu begegnen. Durchschnittlich versucht jeder touristische Betrieb in Wien, bis zu 2,8 MitarbeiterInnen zu rekrutieren. Dieser Mangel stürzt uns eigentlich in eine Situation, die es unmöglich macht, Wachstum zu generieren, um den Tourismus, der diese große Wertschöpfung für die Stadt generiert, auch tatsächlich in die Zukunft führen zu können. Dementsprechend ist es jetzt ganz, ganz wichtig, da die richtigen Maßnahmen zu setzen.

 

Die Lehrlingsthematik, von Kollegen Ornig durchaus richtig angesprochen, ist auch eine Entwicklung im Tourismus, die sehr, sehr positiv zu sehen ist: Wir haben heuer 40 Prozent mehr Lehranfänger als noch 2021. 548 Lehrlinge oder Lehranfänger sind heuer in den touristischen Wiener Betrieben gestartet. Was gehört dazu? - Eine ganze Menge an To-dos, um diese Probleme in den Griff zu kriegen.

 

Was können die Betriebe selbst dafür tun? - Da muss man natürlich sagen, es hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Wir sind von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt geworden, und die Betriebe selbst haben auch erkennen müssen, dass es einfach nicht mehr reicht, nur den gut gefüllten Brot- und Obstkorb im Jausenbereich zu haben, sondern man muss den MitarbeiterInnen schon mehr bieten, um da als Employer Branding wirklich wahrgenommen zu werden.

 

Wir als Wirtschaftskammer versuchen da, sehr, sehr stark zu unterstützen, denn die Hospitality, die unsere Betriebe im Tourismus und in der Freizeitwirtschaft nach außen leben, muss auch nach innen gelebt werden, muss gezeigt werden, und das wird die Visitenkarte sein, mit der wir auch in Zukunft arbeiten können. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Abgesehen davon, was die Betriebe selbst tun können und wollen, ist natürlich auch politisch ganz klar: Wir versuchen, Änderungen im Thema Rot-Weiß-Rot-Card herbeizuführen. Wir brauchen qualitativ hochwertigen Zuzug in den Arbeitsmarkt. Im Recruiting selbst versuchen wir, uns mit Lehrling-Speeddatings, mit Veranstaltungen, wo wir alle Ausbildungsunternehmen einladen, gemeinsam den Jugendlichen zu präsentieren.

 

Wir haben erst vor einem Monat eine große Veranstaltung in Wien gehabt, wo alle Tourismusschulen Österreich-weit ihre AbsolventInnen geschickt haben, und dabei sind über 300 Gespräche mit den Betrieben geführt und tatsächlich Verträge geschlossen worden. Das sind alles Dinge, wo wir sagen, das ist der richtige Weg in die Zukunft, da müssen wir gemeinsam die Möglichkeiten ausloten und finden und natürlich auch selbst in die Ausbildung investieren. Sowohl der WKO-Campus, wo die neue Modul-Schule einziehen wird, als auch die GAFA überlegen sich neue Ausbildungswege, neue Richtlinien, um am Punkt der Zeit zu sein und damit am Arbeitsmarkt auch wirklich reüssieren zu können.

 

Ganz wichtig im Tourismus ist natürlich das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch im Tourismus gilt: Wir haben zu viele Teilzeitbeschäftigte, wir müssen mehr in die Vollzeit kommen, und da ist auch jede Initiative, die das möglich macht - wie auch der Förder-Call des Tourismusministeriums, der die Vereinbarkeit von Tourismus und Familie gefördert hat -, eine ganz, ganz wichtige. Da müssen wir gemeinsam Schritte setzen, und natürlich die Abschaffung der Kommunalsteuer für Ausbildungsbetriebe, aber auch die Dienstgeberabgabe wären die richtigen Initiativen, die die Stadt setzen könnte, um dem Tourismus weiterzuhelfen, damit wir gemeinsam mit genug und den richtigen Mitarbeitern in die Zukunft gehen können. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und von GR Johann Arsenovic.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Mag. Taucher.

 

11.22.55

GR Mag. Josef Taucher (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Gemeinderatsvorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Hoch die Arbeit, Fachkräfteförderung in Wien, ist für uns in der Sozialdemokratie immer ein zentrales Thema. Unser Christian Meidlinger, WAFF-Vorsitzender und Younion-Vorsitzender, hat ja schon ein Feuerwerk an Zahlen und Daten berichtet, die einfach nicht wegzuwischen sind. Das sind Fakten, die dastehen. Da kann man herumdiskutieren, aber die sind da. Bevor ich dann auf meine Vorredner repliziere, möchte ich auch noch ein paar Fakten und Maßnahmen, die wir setzen, in die Debatte werfen.

 

Wir bauen gerade das Lehrlingszentrum bei den Wiener Linien aus, als ökologisches Bauwerk, mit Recyclingbeton, mit Holzbauweise im 1. Stock, mit Erdwärmeheizung und mit Solarpaneelen am Dach, für 500 Lehrlinge in Mangelberufen. Die kriegen ganz sicher einen Job in Wien. Schienentechniker, Weichentechniker, Mechatroniker, Solarteure, all das werden wir brauchen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Und da ist die Sozialdemokratie immer vorne dabei, wenn es darum geht, in die Geschichte zu horchen, in die Zukunft zu schauen und in der Gegenwart zu handeln, um eine Zukunft zu erzeugen. Genau darum geht es uns mit diesen Maßnahmen.

 

Wir haben auch den Digi-Winner zum Klima-Winner weiterentwickelt, ein Projekt, wo wir Menschen, die Weiterbildung in Klima-, in Green Jobs machen, mit bis zu 5.000 EUR fördern. Auch das ist beim WAFF angesiedelt. Wir machen den Ökobooster, gemeinsam mit der AK und dem AMS, wo es auch darum geht, die ersten 250 TeilnehmerInnen in Kooperation mit Praktikumsbetrieben zu fördern, die im Ökologie-, also im Green-Job-Bereich eine Ausbildung machen. All das sind Leuchttürme der Wiener Arbeitsmarktpolitik.

 

Mich wundert es schon, wenn ich kurz replizieren darf: Da geht eine Partei heraus, die FPÖ, wenn man sie beim

 

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