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Gemeinderat, 37. Sitzung vom 25.04.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 3 von 103

 

(Beginn um 9 Uhr.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Einen schönen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich darf Sie ersuchen, die Plätze einzunehmen, und darf die 37. Sitzung des Wiener Gemeinderates eröffnen.

 

09.00.35Ganztägig entschuldigt sind Frau GRin Janoch und Frau GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia. Außerdem gibt es auch zeitweilige Entschuldigungen.

 

09.00.49Wir kommen nun zur Fragestunde.

 

9.01.00†Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky - Frage|

Die 1. Anfrage (FSP-501954-2023-KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Schober gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal gerichtet. Sie betrifft die Wasserversorgung der Wienerinnen und Wiener. (Aktuell erreichen uns immer wieder Medienberichte über die vorherrschende Trockenheit in Ostösterreich. Was tut die Stadt Wien, um die Wasserversorgung der Wienerinnen und Wiener zu gewährleisten?)

 

Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte!

 

Jetzt habe ich auch den Weg hierher gefunden und freue mich sehr auf die Beantwortung der Frage.

 

Wie Sie wissen, wird die Stadt flächendeckend mit Quellwasser aus den niederösterreichischen und steirischen Alpen versorgt. Das ist etwas, was Wien von vielen anderen Millionenstädten unterscheidet und worauf wir sehr stolz sind. Die Einzugsgebiete sind im Fall der I. Hochquellenwasserleitung die Rax, der Schneeberg und die Schneealpen und im Fall der II. Hochquellenwasserleitung das Hochschwab-Massiv. Allein aus diesen Quellgebieten stehen 70 Quellen für die Versorgung in unserer Stadt zur Verfügung. Insgesamt 30 Grundwasserbrunnen in Wien und außerhalb Wiens unterstützen dieses Dargebot und sichern uns prinzipiell gut für die Zukunft ab. Die Quellen befinden sich in streng geschützten Wasserschutzgebieten, um die sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forstbetriebs kümmern.

 

Was wir natürlich jetzt schon sagen können, ist, dass diese Sicherheit auch für die Zukunft, für die nächsten Jahrzehnte, gilt. Und um Ihre Frage zu beantworten: Gerade in diesen Gebieten führen wir natürlich sehr genaue Messungen, über die letzten Jahrzehnte zurückgehend, durch, und auf Grund dieser exakten Messungen registrieren wir auch in unseren Gebieten, dass die Trockenheit zunimmt. Gerade im Hinblick auf den letzten Winter kann man durchaus von Winterdürre sprechen, weil es weniger Schnee gegeben hat. Die MitarbeiterInnen von Wiener Wasser registrieren in diesem Zusammenhang auch eine leicht sinkende Tendenz bei der Quellschüttung: So bezeichnet man die Wassermenge, die aus den Quellen fließt. Ob das jetzt eine temporäre Schwankung oder eine Tendenz ist, wird die Zukunft zeigen, das bewegt sich aber jedenfalls in einem Bereich, dass die Wasserversorgung in Wien nicht grundsätzlich gefährdet ist.

 

Die eben genannte Entwicklung erkennen wir. Es gibt aber auch noch eine andere Entwicklung, von der wir alle hier im Haus wissen, nämlich das Bevölkerungswachstum, und was den Wasserbedarf der Stadt betrifft, ist das eine deutlich größere Herausforderung. Wir befinden uns mit diesem Jahr betreffend Bevölkerung an der Zwei-Millionen-Grenze.

 

Beide Herausforderungen waren jedenfalls Grund für die Abteilung Wiener Wasser, sich mit der Strategie „Wiener Wasser 2050“ sehr intensiv mit der Entwicklung des Wasserbedarfs in den nächsten Jahrzehnten auseinanderzusetzen. Im Hinblick auf das Bevölkerungswachstum rechnen wir im Jahr 2050 mit 2,2 Millionen Einwohnern, und im Zusammenhang mit der heißer werdenden Umwelt führt das dazu, dass wir in Wien, was den Wasserbedarf betrifft, mit einem Anstieg von 15 Prozent rechnen müssen. All das wird in der Strategie „Wiener Wasser 2050“ sehr ausführlich beschrieben. Von der Quantität her ist das ein Buch, das ist aber auch in Kurzform gegossen worden. Für alle, die das interessiert, sage ich: Die Broschüre findet sich auf der Homepage von Wiener Wasser, kann aber natürlich auch in gedruckter Form bestellt werden.

 

Welche sind die wesentlichen Maßnahmen im Rahmen dieser Strategie, die jetzt für die Beantwortung der Frage bezüglich Trockenheit und Versorgungssicherheit relevant sind? - Zum einen werden wir die verfügbaren Wasserspender noch besser erschließen. Das bedeutet, dass die bestehenden Hochquellen noch ausgebaut werden, dass die verfügbaren Wassermengen, also jene, die nach Wien kommen, vergrößert werden. Das geschieht durch einen zusätzlichen Rohrstrang bei der Höllbachquelle, das ist im Gebiet der II. Hochquellenleitung bei Wildalpen. Es ist also möglich, dass künftig mehr Wasser vom Hochschwab-Gebiet nach Wien fließen kann.

 

Parallel dazu werden auch die Wasserspender in Wien ertüchtigt. Wer vorher aufmerksam zugehört hat, der hat gehört, dass es nicht nur 70 Quellen gibt, sondern zu unseren Standbeinen für die Wasserversorgung auch 30 Brunnen zählen. Das ist besonders für längere Hitze- und Dürreperioden relevant. Wir haben in Wien einen durchschnittlichen Wasserverbrauch von 390.000 bis 400.000 m³ Wasser. Wenn es besonders heiß wird, dann kann diese Zahl auch ordentlich nach oben gehen. Beziehungsweise gibt es natürlich auch den Fall, dass die I. oder die II. Hochquellenleitung instand gehalten wird. Gerade dafür gibt es in Wien notwendige und auch sehr intensiv gebrauchte Redundanzen.

 

Genau deswegen haben wir uns auch entschlossen, diese auszubauen, indem wir das Wasserwerk Donauinsel in den kommenden Jahren ausbauen, damit die Versorgungssicherheit für ganz Wien auch gewährleistet ist, wenn es in Zukunft längere Dürreperioden geben sollte oder wenn eben eine Hochquellenleitung ausfällt. Mit diesem Standort können wir in Zukunft bis zu 22 Prozent des durchschnittlichen Tagesverbrauches decken, wenn das in Dürreperioden oder in Notfällen geboten ist. Damit sind wir auf der einen Seite in der Lage, mehr Wasser zur Verfügung zu haben, auf der anderen Seite aber auch in der Lage, uns für schwierige Situationen abzusichern. Die Aufbereitungsanlage auf der Donauinsel selber wird südlich der Nordbrücke errichtet und vollflächig begrünt werden und wird so gut in die Landschaft passen.

 

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