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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.01.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 28 von 106

 

Personalkosten umgeht, wie soll ich sagen, sehr ungleich: Die Standorte haben sich sozusagen ihrer Hilfskräfte entledigen müssen, die Zentrale behält sie.

 

Ein zweiter Punkt, der schon angesprochen worden ist, ist die Sanierung der Standorte, der Bauten. Dieses Haus hat ja im Oktober 2019 ein Sanierungspaket beschlossen, ein 75 Millionen EUR Paket, damit die Häuser saniert werden. Die Häuser sind sanierungsbedürftig, es ist tatsächlich notwendig. Das, was damals aus meiner, aus unserer Sicht, aus Sicht der GRÜNEN nicht einzusehen war, ist: Warum muss das jetzt unbedingt und sofort passieren? Denn wir haben Zweifel an der Prioritätensetzung in der Sanierung gehabt: Bestimmte Häuser werden generalsaniert, andere nicht. Warum das so ist, ist bis heute unklar.

 

Im Nachhinein gibt es hier in dem Papier, das uns als Unterlage zur Verfügung gestellt wird, zumindest eine Antwort darauf, warum dieser Beschluss innerhalb von nicht einmal zwei Monaten gefasst werden musste. Ich zitiere: „Dieser Beschluss musste gefasst werden, weil dadurch mehr als 6 Millionen EUR an Rückstellungen frei wurden.“ - Das heißt, bereits 2019 war klar: Wenn nicht ganz schnell 6 Millionen freigestellt werden, ist eine verantwortungsvolle Budgetierung für das kommende Jahr nicht möglich. Das heißt, theoretisch wäre bereits 2020 die VHS in Konkurs, in Insolvenz gegangen. Das heißt, ich habe heute eine Bestätigung für meine damalige Vermutung.

 

Der zweite Punkt, warum ich immer noch glaube, dass die Grundlagen für dieses 75 Millionen Paket nicht stimmen, sind eben die in diesem Sanierungsprogramm, baulichen Sanierungsprogramm angegebenen Notwendigkeiten. Die VHS Rudolfsheim-Fünfhaus zum Beispiel - ich komme jetzt wieder auf diese zu sprechen, weil ich sie so gut kenne - ist im Winter kalt, weil die Fassade keine einzige Dämmung aufweist. Das ist ein Bau aus den 80er Jahren. Da sind auf die Betonwand Waschbetonplatten draufgepappt worden - aus. Die Fenster sind undicht, manche fallen heraus, die Heizung ist kaum zu regulieren. Und im Sommer - das ist inzwischen tatsächlich das fast größere Problem - sind die Kursräume wegen der Hitze nicht benutzbar, und die Jalousien funktionieren auch nicht. 2019 habe ich schon angeregt, dass dieses Haus genauso saniert werden sollte wie die Hütteldorfer Straße 252 - eine Vorzeigesanierung eines Gemeindebaus. Ich habe auch versucht, darauf hinzuweisen, dass das Haus in Hietzing, das um 5 Millionen EUR generalsaniert wird, ziemlich genau dieselbe Bausubstanz und dieselben Bauschwierigkeiten hat wie Rudolfsheim-Fünfhaus. Geschehen ist bisher nichts.

 

Ein nächster Punkt, auf den ich hinweisen möchte und der aus meiner Sicht zeigt, warum die Unterlage, die hier als Grundlage für die Beschlussfassung gilt, leider nicht ernst genommen werden kann, nennt sich Digitalisierungsstrategie. Da steht doch glatt: „Weiterer Ausbau begonnener Infrastruktur an den Volkshochschulen.“ - Diese Infrastruktur besteht aus drittklassigem Equipment, besteht aus schlechten Mikrofonen und schlechten Kameras. Es gibt keine Strategie für die Digitalisierung. Das, was als Digitalisierung verstanden wird, ist: Man nimmt die Vortragenden auf und streamt sie. - Die Qualität des Bildes und die Qualität des Tons sind letztklassig. Schauen Sie sich das an! Die Kurse heißen „Heimvorteil“. Es gibt keinen eigens erstellten digitalen Content. Es gibt keine Überlegungen dazu, welche Kursangebote man eventuell so gestalten könnte, dass sie sowohl digital als auch sozusagen „face to face“ oder ergänzend nur digital angeboten werden können. Das, was hier steht - „Ausbau des Online-Angebotes“ -, sind schöne Worte. Alles, was da drinsteht, würden wir alle unterschreiben, geht man aber in die VHS, findet man davon nichts. Die digitalen Whiteboards können nicht genützt werden, weil die WLAN-Anbindungen der Standorte so schwach sind. Ich habe in manchen Standorten gesehen, dass diese Whiteboards zum Trocknen der Wäsche verwendet werden. Das ist die wunderbare digitale Infrastruktur der VHS! Es ist zum Weinen, meine Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Jedes „Wald und Wiesen“-College im englischsprachigen Raum lacht uns aus, wenn wir sagen: Das ist die Digitalisierungsstrategie der VHS. - Es ist wirklich zum Weinen. Und ich sage das, weil ich wirklich glaube, dass es diese Bildungseinrichtung braucht. Nur geniere ich mich inzwischen dafür, wenn ich sehe, mit wie viel Geld da gefuhrwerkt wird und wie wenig davon in Form von notwendigen Bildungsangeboten bei jenen Menschen ankommt, die diese brauchen.

 

Es gibt noch andere Absurditäten, wie Cola-Automaten, die aufgestellt werden müssen, ob es die Standorte wollen oder nicht. (GR Maximilian Krauss, MA: Wer schneidet da mit?) Auf der anderen Seite reden wir darüber, dass es eine gesunde Ernährung braucht. Es ist wirklich absurd! (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.)

 

Deswegen sage ich: Eine reine Strukturänderung wird diese Probleme bei Weitem nicht lösen. Das, was es wirklich braucht, ist eine Kulturänderung, eine Änderung der Kultur in der Führung, eine Entscheidung darüber, welche Standorte man braucht, wenn man wirklich von so etwas wie Bildungsnahversorger redet, wie diese Standorte ausgestattet werden müssen, was für eigenständige Aktivitäten sie setzen dürfen - im Moment dürfen sie gar nichts - und wie man sie darin unterstützt, diejenigen Menschen anzusprechen, die aus unserer Sicht diese Bildungsangebote brauchen, damit sie in dieser Arbeitswelt zurechtkommen, damit sie ihre soziale Sicherheit und ihren sozialen Aufstieg schaffen, damit sie diesen Standort Wien als einen Wissensstandort und als einen Wirtschaftsstandort, in dem Dienstleistung und, wie soll ich sagen, hochspezialisierte Angebote gebraucht werden, auch wirklich erreichen können. All das könnte die VHS mitunterstützen, all das könnte eine Volksbildung schaffen - aber nicht, solange es so passiert, wie es zur Zeit passiert.

 

Der leider zu früh verstorbene Heinz Vettermann hat 2007 im Zusammenhang mit der GmbH-Gründung die Hoffnung ausgesprochen, dass mit der GmbH-Gründung ein sicheres und festes Fundament für die Volksbildung geschaffen wird. Leider muss ich 15 Jahre später sagen, dass das von ihm Erhoffte noch nicht eingetreten ist und wir noch einmal wirklich daran arbeiten müssen, ein sicheres und festes Fundament für die Volksbildung zu schaffen.

 

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