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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 27.04.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 40 von 73

 

entweder unter Essstörungen oder Depressionen, ein Drittel davon hat regelmäßig Angstzustände und 27 Prozent haben Schlafstörungen.

 

Die Studie zeigt in ihren Erkenntnissen ebenfalls auf, dass besonders Frauen, diverse Menschen, also LGBTIQ-Menschen, und Menschen mit Migrationsbiographie am stärksten betroffen sind. Uns als GRÜNE hat es in diesem Kontext interessiert, was die Stadt Wien in ihrem eigenen Wirkungsbereich dazu macht, um diesen Zahlen entgegenzuwirken. Wir haben daraufhin eine schriftliche Anfrage an den Arbeitsstadtrat Hanke gestellt. Die Antwort, die uns übermittelt wurde, hat bei uns, um ehrlich zu sein, großes und breites Kopfschütteln ausgelöst, denn der Stadtrat schrieb in der Anfragebeantwortung wörtlich - Zitat: „Wodurch sollten sich die Bedürfnisse von Mädchen beziehungsweise jungen Frauen oder Menschen mit Migrationsbiographie von jenen unterscheiden, die keiner dieser beiden Zielgruppen angehören? Warum sind die Angehörigen dieser genannten Zielgruppe für die Anfragesteller besonders und müssten mit anderen spezielleren Mitteln versehen werden?“

 

Nicht nur finden wir es komisch, dass der Herr Stadtrat auf eine Anfrage mit einer Gegenfrage reagiert, sondern überraschend, was für eine Antwort uns geliefert wurde. Hier wird allen Ernstes in Frage gestellt, dass Frauen, LGBTIQ-Menschen und Menschen mit Migrationsbiographie besonders von gesundheitlichen Problemen betroffen sind.

 

Ich darf Sie daran erinnern, dass diese Studie, die vorhin zitiert wurde, nicht von mir oder vom Grünen Klub erstellt wurde und auch nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Es ist eine wissenschaftliche Studie, basierend auf Kriterien der Wissenschaft, die von zwei renommierten Universitäten erstellt wurde. Ich glaube, dem Stadtratbüro ist nicht bewusst, dass Frauen in dieser Gesellschaft doppelt und dreifach belastet sind, nicht nur kommt der alltägliche Sexismus dazu, sondern auch patriarchale Strukturen, die sie immer mehr in die unbezahlte Care-Arbeit führen. Frauen waren und sind es, die tagtäglich und während der Pandemie unsere Gesellschaft am Leben erhalten haben.

 

Menschen mit Migrationsbiographie sind es, die täglich in allen Lebensbereichen auf Grund ihrer Herkunft, Religion oder Aussehen diskriminiert werden. Und LGBTIQ-Menschen sind es, die vermehrt durch Diskriminierung betroffen sind.

 

Ich darf die ganze Stadtregierung erinnern, dass die Stadt selbst vor wenigen Monaten eine Studie dazu veröffentlicht hat, bei der es um die Diskriminierung von LGBTIQ-Menschen in der Stadt geht. Diese besagt, dass mehr als die Hälfte von den Lehrlingen täglich Diskriminierung und Gewalt entweder in den Betrieben oder in den Schulen erleben. Angesichts der Tatsache, dass wir erst Freitag eine Tagung zum queeren Jugendzentrum in Wien hatten, wo uns diese katastrophalen Zahlen noch einmal verdeutlicht wurden, finden wir die Beantwortung des Stadtrates als einen Schlag ins Gesicht für die gesamte Community. Wir fordern Sie, Herr Stadtrat, der leider nicht anwesend ist, und die gesamte Stadtregierung auf, endlich Maßnahmen zu setzen und nicht die Schuld von sich zu schieben.

 

Wir bringen daher folgenden Antrag ein: Der Wiener Gemeinderat ersucht die drei Stadträte für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal, für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke und für Soziales, Gesundheit und Sport auf, zielgruppenspezifische Maßnahmen für vulnerable Lehrlinge zu setzen. Dabei sollen die Themen Essstörungen, Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen angegangen werden. Weiters werden die genannten Stadträte ersucht, die Präventionsmaßnahmen zum Thema Mobbing und Diskriminierung auszubauen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass Sie diesem Antrag heute leider nicht zustimmen werden, aber er sollte Sie zum Nachdenken anregen. Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Schulz. Sie sind am Wort.

 

13.12.10

GR Benjamin Schulz (SPÖ)|: Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Berichterstatter! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Liebe Zuseherinnen, lieber Zuseher!

 

Es freut mich heute sehr, zu der Änderung der Dienstvorschrift für Lehrlinge 1996 unter der Postnummer 25 Stellung zu beziehen. Darüber hinaus möchte ich vor allem auf die Lehrausbildung bei der Stadt Wien näher eingehen. Die Stadt Wien ist einer der größten Ausbildungsbetriebe für Lehrlinge in Wien und unter den Top 10 in ganz Österreich. Die Ausbildung von Jugendlichen hat eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1964 zurückreicht. Was ehemals mit nur einem einzigen Berufsbild und einer überschaubaren Anzahl an Lehrlingen begonnen hat, erstreckt sich inzwischen auf über 470 in Ausbildung befindliche Jugendliche in mehr als 20 unterschiedlichen Lehrberufen. Über 10.000 junge Menschen wurden seither erfolgreich ausgebildet, viele von ihnen sind nach wie vor bei der Stadt tätig.

 

Darüber hinaus ist es uns natürlich ein besonderes Anliegen, Frauen für technische Berufe zu gewinnen. In enger Kooperation mit dem Verein Sprungbrett beziehungsweise mit dem AMS forciert die Stadtverwaltung bewusst die Aufnahme von jungen Frauen in den unterschiedlichsten technischen Lehrberufen, seien es Kfz-Technikerin, IT-Technikerin, Tischlerin oder Labortechnikerin.

 

Das Ausbildungsmodell Lehre mit Matura wird seitens der Stadt Wien interessierten Lehrlingen angeboten. Im Bereich der Bürokaufleute beziehungsweise VerwaltungsassistentInnen ist dies durch die Schaffung eigener Maturaklassen in der Berufsschule im Regelunterricht möglich. Zusätzlich sind die Module des europäischen Computerführerscheins fixer Bestandteil des Lehrplans.

 

Um das hohe Niveau der Ausbildung beizubehalten und die Lehrausbildung ständig weiter zu verbessern und die Jugendlichen qualitativ hochwertig auf die Lehrabschlussprüfung vorzubereiten, überlegen wir uns natürlich Maßnahmen, um die Ausbildung weiterhin voranzutreiben und zu verbessern. Mehr als 84 Prozent schaffen

 

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