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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 27.04.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 73

 

gestartet ist, anschauen: Wohin geht es, wohin geht diese Perspektive?

 

Da gibt es drei Schwerpunkte, die uns sehr wichtig sind: Das eine ist die Internationalisierung, der zweite Bereich sind natürlich Gesundheit und Soziales, weil Wien ja ein Zentrum für Gesundheitspolitik ist, auch im europäischen Kontext. Ganz, ganz wichtig ist der ganze Bereich der Pflege, all das, was wir über die neuen Fachhochschulplätze in dem Bereich gestartet haben, aber natürlich auch alles, was in Richtung, sage ich mal, Klimajobs geht, denn da ist es wesentlich, genau diese Fachkräfte, die wir brauchen, auch weiterzuentwickeln - kurz und mittelfristig, wir brauchen sie auch kurzfristig -, das ist ganz wichtig, um die Perspektive zu geben.

 

Da werden tausende Jobs geschaffen. Ich finde es so spannend, dass der Weg zur klimaneutralen Stadt eigentlich durch viele, viele neue Jobs, durch viel Perspektive für die Menschen in der Stadt gekennzeichnet ist und letztendlich damit Wien auch ein Magnet in dieser Richtung wird. Dieser Magnet geht auch in den Bereich der Wissenschaft und der Forschung. Wien will auch da europaweit an führender Stelle sein. Es sind in der Summe all diese Puzzlesteine, die diese Zukunft für Wien bieten. Ich glaube, da sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg, all diese Instrumente schaffen genau die Perspektive für diese Joboffensive.

 

Ein Punkt, den hat Kollege Meidlinger zuerst auch erwähnt, den ich auch für extrem wichtig halte, sind diese Qualifizierungsangebote auch für Frauen, gerade auch in den MINT-Fächern, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, denn da haben wir noch immer eine sehr wenig ausbalancierte Situation, es gibt drei Viertel Männer und quasi fast nur ein Viertel Frauen.

 

Es ist wichtig, in allen Ebenen diese Qualifizierung zu schaffen, denn wir bewegen uns auch auf einem Digitalisierungspfad. Ja, sehr vieles wird sich da verändern, und auch das bietet extrem viel Potenzial für die Menschen in der Stadt. Ein wichtiger Punkt, dass noch mehr Unternehmen mehr Mitarbeiter aufnehmen, das ist auch an die Bundesregierung gerichtet, ist letztendlich auch die Senkung der Lohnnebenkosten. Das ist die Voraussetzung, denn letztendlich sollte ja den MitarbeiterInnen mehr im Börsel übrig bleiben und nicht alles über die Abgabenquoten, bei denen wir europaweit an der Spitze sind, verloren gehen.

 

Die Zahlen werden ja immer höher - das ist natürlich auch an den Herrn Finanzminister der ÖVP gerichtet -, da ist es wichtig, endlich auch einmal eine Steuerreform zu machen, dass diese Lohnnebenkosten gesenkt werden, dass wir in Europa nicht an der Spitze der Abgabenquote sind. Denn das ist die Voraussetzung, dass Unternehmen mehr Jobs schaffen. Das ist die Voraussetzung, dass mehr Wienerinnen und Wiener Jobs haben, daher richtet sich das auch an die Bundesregierung.

 

Wir, glaube ich, machen da in Wien sehr, sehr viel. Wir haben mit diesem Wiener Klima-Fahrplan, sage ich so, tatsächlich einen großen, leuchtenden Horizont, viele, viele Jobs werden geschaffen, und es macht mich sehr positiv, gerade in dieser Zeit der Krise, in der auch sehr viele Ängste bei den Menschen da sind, diese Perspektive zu geben. Darauf bin ich stolz, dass wir das in dieser Richtung umsetzen. - Danke schön.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

11.18.49

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Mitglieder des Wiener Gemeinderates! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher via Livestream!

 

Wien braucht eine Joboffensive für Care-Arbeit, sehr geehrte Damen und Herren. Wien braucht eine Investitionsoffensive in die Care-Jobs und Wien braucht eindeutig die Aufwertung der Care-Arbeit.

 

Care-Arbeit, das ist die Sorgearbeit, die wir an Kindern, an alten Menschen, an erkrankten Menschen, an zu pflegenden Menschen leisten, zu Hause, aber auch in Institutionen. Von dieser Care-Arbeit, sehr geehrte Damen und Herren, habe ich heute sehr, sehr wenig gehört. Ich stehe der Gewerkschaftsbewegung nahe, meine Gewerkschaftsmitgliedschaft ist die längste Mitgliedschaft, die ich überhaupt habe. Und meine Kritik daran ist dieser traditionelle Arbeitsbegriff, der dort nach wie vor herrscht, der aus meiner Sicht auch am 1. Mai praktiziert wird, wenn Care-Arbeit ausgeblendet bleibt, wenn auch die Situation der Erwerbsarbeitslosen nach wie vor ausgeblendet bleibt.

 

Darum war es uns als GRÜNE auch so wichtig, den Tag der Arbeitslosen am 30. April zu etablieren, um diese Sachen von Arbeitslosigkeit, von Erwerbsarbeit, aber auch von unbezahlter Arbeit zusammenzubringen. In der ganzen Struktur von Arbeit, wie Arbeit gedacht wird, wie sie auch in der Gewerkschaft diskutiert wird, nach wie vor, muss ich sagen, es wurde auch heute hier von den VorrednerInnen diskutiert, fehlt mir dieser zukunftsorientierte Arbeitsbegriff sehr stark.

 

Die Care-Arbeit wird zu zwei Drittel von Frauen geleistet. Sie wird großteils nach wie vor unbezahlt gemacht. Wir brauchen Care-Arbeit nicht schaffen, wir brauchen diese Arbeitsplätze nicht schaffen, Care-Arbeit existiert, sie wird gemacht, sie wird 7 Tage die Woche, 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr gemacht, und wie gesagt, großteils unbezahlt. Wenn wir uns der Care-Arbeit tatsächlich endlich einmal widmen wollen, dann brauchen wir keine neuen Arbeitsplätze schaffen, sondern dann müssen wir endlich diese Arbeit als Arbeit anerkennen, dann müssen wir die Arbeit, die dort geleistet wird, die Dienstleistungen an Menschen, endlich bezahlen. Wir müssen sie nicht nur bezahlen, sondern wir müssen sie auch adäquat bezahlen und wir müssen sie wertschätzen.

 

Würde alles so wunderbar funktionieren, wie Kollege Meidlinger das gesagt hat, dann hätten wir in Wien keinen Pflegenotstand. Wir haben jedoch eine Pflegekrise, und diese Pflegekrise kam sehenden Auges, weil in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nichts passiert ist. Die Pflege geht auf die Straße, sie protestiert. Wofür protestiert sie? Wofür kämpft sie? - Sie kämpft für die Anerkennung, sie kämpft für bessere Bezahlung, sie kämpft für bessere Arbeitsbedingungen, und sie kämpft

 

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