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Gemeinderat, 21. Sitzung vom 30.03.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 94

 

geringeren Subventionen pro Besucher. Die wenig zufrieden stellenden Leistungskennzahlen sowie inhaltlich sehr fragwürdigen Stücke signalisieren einen dringenden Reformbedarf des Volkstheaters. Der Stadtrechnungshof empfiehlt in seinem Bericht aus 2019 daher ein Sanierungskonzept für eine Verbesserung der finanziellen Lage. Welche Maßnahmen hat Ihr Ressort im Rahmen seines Zuständigkeits- und Einflussbereiches seit dem Erscheinen des Stadtrechnungshofberichtes ergriffen?)

 

Bitte schön, Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ich danke GR Eppinger für die Anfrage, die mich etwas erstaunt werden lässt, weil ich denke, dass ein Stadtrechnungshofbericht aus dem Jahr 2019, der eigentlich einen Zeitraum von 2016 bis 2018 geprüft hat, nicht in Verbindung mit der derzeitigen Führung des Volkstheaters steht. Das heißt, das bezieht sich auf einen Zeitraum, der weit davor liegt, das heißt, wir haben es sozusagen mit einem Phantom zu tun.

 

Wir können feststellen, die Kritik, die damals geäußert wurde - mangelnde Auslastung, einige Schwierigkeiten in der Organisation -, stimmt, und wir haben ja auch sofort reagiert. Wir haben Anna Badora nicht verlängert. Wir haben in der Zwischenzeit über einen nicht einfachen, aber sehr gut gelungenen Prozess ein neues Team ermittelt. Wir haben eine Generalsanierung vorgenommen. Wir haben also sozusagen auch den Sockelbetrag etwas angehoben und saniert, gemeinsam mit dem Bund, das muss ich auch noch sagen.

 

Das war eine gemeinsame Kraftanstrengung auch mit dem damaligen Kulturminister Gernot Blümel. Das ist gelungen, und es ist gelungen, auch im Kostenrahmen zu bleiben. Es ist gelungen, einen - ich würde nicht sagen, großzügigen, weil wir im Vergleich zum internationalen Raum einfach nach wie vor weit hinten sind - zumindest solideren Sockel zu erstellen, genauso wie beim Theater in der Josefstadt.

 

Dann haben wir eine Situation Corona. Es war die Corona-Zeit, in der die größte Phase der Vorbereitung eines neuen Teams gefallen ist, und auch seit letztem Juni - da waren es zuerst einmal 10 Tage, weil dann die Festwochen und andere Belegung drinnen waren -, haben wir einen Regelbetrieb - unter 20 Anführungszeichen - erst seit November.

 

Insofern, glaube ich, ist es professionell richtig, wenn wir bei jeglichen Fragen zur Auslastung, die bei keiner Institution im kulturellen Bereich jetzt adäquat beantwortet werden können, erst einmal abwarten. Wir müssen uns an die Parameter halten, die wir wirklich abschätzen können, und die uns auch etwas sagen. Was sind das für Parameter?

 

Wir können feststellen, dass dieses Theater in der wirklich kurzen Zeit - dieser Spielzeit, die mehrfach verkürzt wurde, durch Lockdowns oder durch die eigene Entscheidung des Theaters kurz vor Weihnachten, nicht das Risiko auf sich zu nehmen, bei einer sehr hohen Inzidenzzahl aufzumachen, sondern erst mit Januar wieder voll durchzustarten - international unglaublich erfolgreich ist, und nicht nur international.

 

Diese beiden Einladungen zum Berliner Theatertreffen - ich wiederhole mich, aber ich sage es noch einmal, weil man darauf stolz sein kann -: Das Berliner Theatertreffen ist sozusagen der Oscar der Theaterwelt. 768 Produktionen wurden begutachtet, 10 wurden prämiert und ausgewählt, werden zum Theatertreffen eingeladen. Zwei davon sind aus Österreich, diese zwei aus Österreich sind zwei Einladungen aus Wien und diese Einladungen aus Wien sind nicht vom Burgtheater, was eigentlich üblicherweise der Fall gewesen wäre oder immer wieder der Fall war, sondern beide Einladungen stammen von diesem neuen Volkstheater.

 

Diese Produktionen wie „humanistää!“ haben auch ein großes Publikum an sich gezogen. Das ist eine Positionierung einer neuen Marke in einer total schwierigen Zeit. Das muss einer einem erst einmal vortanzen. Ich glaube, wir können da etwas cool und entspannt und eigentlich relativ zufrieden sein und beobachten, wie sich das Theater weiterentwickelt und weiter positioniert. Es macht aber von sich reden und es gewinnt ein Publikum, und das in den schwierigsten Zeiten.

 

Wir wissen - die Zahlen sind so, StR Hacker ist nicht davor gefeit und Gemeinderäte auch nicht -, wenn in einer Theaterproduktion jemand ausfällt, dann haben wir ein großes Problem, weil die Vorstellung zumeist nicht stattfinden kann. An der Oper kann man theoretisch einen Sänger einer Nebenpartie noch hineinbesetzen oder aus dem Orchestergraben singen lassen.

 

Beim Theater geht das nicht. Von daher gibt es für Disponenten immer wieder die Herausforderung, umzuplanen, neu zu planen. Wir schauen natürlich, wie sich dieses Theater in den nächsten Jahren wirtschaftlich entwickelt, aber immer auch vor dem Hintergrund einer prekären Situation.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Eppinger, bitte.

 

10.30.01

GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Vielen Dank für die erste Beantwortung, Frau Stadträtin!

 

Erstens einmal bin ich erstaunt, um Ihre Worte zu übernehmen. Sie sind ja sehr oft erstaunt, wenn es um eine Anfrage von mir geht. Ich bin sehr erstaunt, wie Sie dieses wichtige Instrument des Stadtrechnungshofes kleinreden. Ich bin sehr froh, dass es den Stadtrechnungshof gibt, der dann viele Empfehlungen ausspricht, in dem Fall 48, und 11 wurden umgesetzt. Dass Sie das hier so nebenbei erwähnen und nicht so ernst nehmen, finde ich erstaunlich.

 

Sie haben das Berliner Theatertreffen erwähnt. Das ist schön und gut, wenn man in der Szene Erfolge feiert, es bringt dem Theater relativ wenig. Man beklatscht sich selber, in einer - unter Anführungszeichen - Szene und Bubble, es bringt aber der Auslastung original nichts. Sie haben das auch schon letztens in einer Anfragebeantwortung hier erwähnt und haben darauf verwiesen, dass seit dem Berliner Theatertreffen angeblich mehr Leute im Theater wären.

 

Das Schöne ist, bei einer live einsehbaren Buchung kann jeder von uns sofort auf der Seite des Volkstheaters schauen, wie denn die Auslastung tatsächlich ist. Die ist weiterhin desaströs, auch seit dem Berliner Thea

 

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